Erfolgreiche Auftaktveranstaltung im neuen Veranstaltungsformat

Römerkeller in Stettfeld
Foto: Christian Mannek

Mit solch einem Besucherandrang und der Anwesenheit von Kraichgau-TV bei der Auftaktveranstaltung unter dem Motto „Handel und Handwerk im Wandel der Zeit in Ubstadt-Weiher“ im Römerkeller in Stettfeld hatten wir nicht gerechnet!
Über 70 Besucher konnte unsere 1. Vorsitzende Ursula Hohl begrüßen. Sie erwähnte alle in diesem Jahr noch stattfindenden Veranstaltungen, mit der wir als Heimatverein die Geschichte unserer Heimatorte erforschen, das Kulturgut erhalten, das dörfliche Brauchtum pflegen und das Bewusstsein vor allem der jüngeren Generationen für die Geschichte und Kultur ihrer Heimatgemeinde fördern wollen. So sei es nur ein logischer Schritt, dass nach der Erforschung der Straßen auch die ehemaligen Handwerksbetriebe und Geschäfte in Ubstadt-Weiher erforscht werden.

Interessant zu hören und vor allem auch zu sehen, waren die Ausführungen von Theo Holzer vom Schuhhaus Holzer in Weiher, dessen Vater und Großvater schon Schuhmacher waren. Letzterer hat sein Handwerksgeschäft 1929 angemeldet. Es befand sich in der Weiherer Hauptstraße Nr. 142. Mit der umgebundenen grünen Schürze seines Vaters zeigte der Referent anhand von Originalwerkzeugen, wie z.B. Oberledermesser und Ahle, die einzelnen Entstehungsschritte der Schuhe. Durch den ganzen Römersaal in Stettfeld gingen von Hand zu Hand die von seinem Vater und Großvater hergestellten Schuhe mit Holz- und Ledersohlen, holzgenagelten Schuhe bis hin zu den Holznägeln aus Buchenholz, die früher verwendet wurden. Außerdem berichtete er über die Arbeiten, die zusätzlich erforderlich waren um das Familieneinkommen aufzubessern. Heiterkeit erregte seine Erzählung, dass sein Vater Alfons 1956 mit seinem LLoyd nach Bruchsal fuhr um dort den Führerschein zu machen, übrigens damals der 56ste LLoyd in Weiher.

Mucksmäuschenstill war es im Saal als die 80jährige Maria Staudt geb. Sapandowski aus Stettfeld, vielen noch bekannt als „Schuhmachers Maria“, völlig frei und mit bewegenden Worten vom Leben und Arbeiten und dem Zusammenhalt einer Schuhmacherfamilie aus vier Generationen erzählte: in den Zeiten der Armut und Not, vom Schuhmacher Friedrich Kreiner auf der Walz bei dem es noch keine Rentenversicherung gab, von Ratenzahlungen der Kunden für Schuhreparaturen in Höhe von 50 Pfenning pro Woche an ihren Vater Eugen, bis hin zum Alltag als Schuhmacherkind zusammen mit ihrem Bruder Heinz, mit dessen Tod 2014 das vier Generationen währende Schuhmacherhandwerk endete.

Trotz der Armut waren sie als Kinder glücklich, wie Maria Staudt betonte. Zum Schmunzeln brachte sie die Zuhörer, als sie auf die Bedeutung des von Theo Holzer mitgebrachten Kübels hinwies, in dem das Leder eingeweicht wurde.

Besonders anschaulich berichtete Inge Blumhofer aus Weiher über den im letzten Jahr stattgefundenen Schuhflechtkurs des Heimatvereins und zeigte anhand eines wunderschön aufgebauten Tisches neben den Schuhen aus Bast auch Schuhe aus Stoffresten. Letztere hat Inge Blumhofer extra für den Vortragsabend hergestellt, aufgrund der Schilderungen von Maria Staudt, die als Kind selbst solche „Lumpenschuhe“ trug. Die Sohle war aus einem Stück altem Fahrradschlauch. Diese, wie auch Schuhe aus Bast, kann man beim Heimatverein unter Leitung von Inge Blumhofer in einem Kurs erlernen. Der Kurs beginnt am 10. Oktober 2018 um 18.00 Uhr und kostet für Nichtmitglieder 5 Euro Teilnahmegebühr. Näheres zur Anmeldung wird noch mitgeteilt.

Die Ausführungen aller drei Referenten wurden mit Fotos auf der großen Leinwand im Römersaal untermauert und von unserem Vorstandsmitglied Beate Harder moderiert. Noch lange nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung wurden die Tische von Theo Holzer und Inge Blumhofer bewundert und alle drei Referenten von den Gästen mit Fragen überhäuft, die auch Schuhmacher Theobald Stegmaier aus Stettfeld mit beantwortete.

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