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Exkursion vom 05. Mai 2012 nach Rastatt in die Kasematten

Vielen alten Rastattern Dieter Wolf sind sie ein Begriff, denn da „drunne“ waren sie schon als Kinder. Um die in der Tiefe des Erdreichs liegenden Festungsanlagen ranken sich denn auch einige Geschichten. Dazu gehört die nicht auszurottende Mär von einem unterirdischen Gang, der zum Schloss Favorite bei Förch führen soll. Er wurde nie gefunden, doch nichts ist langlebiger als eine vertraute Überlieferung, von der schon der Großvater erzählt hat. Manche Besucher, die zum ersten Mal draußen am Südring in die Unterwelt hinabsteigen, befällt beim Eintritt in die „Contreescarpegalerie“ (so die korrekte Bezeichnung) ein eigentümliches Gefühl. Die Weitläufigkeit der unterirdischen Anlage und die völlige Abgeschiedenheit von der Außenwelt beeindrucken gleichermaßen. Bange Fragen, meist von Seiten weiblicher Gäste, werden nach der Haltbarkeit der Gewölbe und nach dem Auftreten von Ratten und Mäusen gestellt und lassen ahnen, dass die betont forsche Haltung mancher Besucher nur vorgeschützt ist. Doch die einleitenden Worte des Kasematten Führers lassen die Zeit vor 150 Jahren wieder aufleben und etwaige „Bedenken“ sind rasch zerstreut. Anhand von Schautafeln erhalten die Gäste einen ersten Eindruck vom Ausmaß dieser einst so mächtigen Bunde- und Reichsfestung. Der anschließende Parcours durch die sog. Minengänge, die fast 150 Meter unter dem Glacis ins Vorland gehen, verlangt von den Teilnehmern schon eine gewisse Geschicklichkeit. Eine kurze Strecke ist nämlich nur 1,50 Meter hoch, und wer grösser ist, muss eben gebückt gehen. Diese ausgeleuchtete Strecke bietet besonders Schulklassen ein ideales Terrain zum Gaudi machen. Danach geht es aber „ernsthaft” weiter.

Rastatter KasemattenÜber 350 Meter lang erstreckt sich der Hauptgang mit seinen zugeschütteten Schießscharten in Richtung Westen, und nur mit viel Phantasie gelingt es den Besuchern, sich den Festungsgraben vorzustellen, der jenseits der Mauer lag. Die anfangs in unregelmäßigen Abständen erkennbaren Belüftungsschächte enden nach ca. 100 Metern und es wird beim Weitergehen offensichtlich, dass die hohe Luftfeuchte in diesem Bereich den Schautafeln zugesetzt hat. Doch sei´s drum! Tapfer marschieren die Besucher weiter und lassen sich vom Kasematten Führer die eine oder andere Gruselgeschichte aus der Festungszeit erzählen. Und es gibt deren viele! Nachdem der Gang zum x-ten Male abgebogen ist, drängt sich manchem die Frage auf, ob man denn unbeschadet den Ausgang wiederfinden könne. Doch die beruhigende Antwort des Führers lässt zaghafte Gemüter wieder hoffen, sodass sie zuversichtlich und forschen Schrittes auch die letzten gangbaren Meter hinter sich bringen. Da – plötzlich endet der Gang, ein Balken liegt quer über dem Pfad und im Halbdunkel erkennt man weiter vorn, dass da Geröll, Schutt und sogar Wasser eingedrungen sind. Bis hierher und nicht weiter! Also heißt es umkehren und auf dem Rückweg ist wieder die eine oder andere Story aus dem Leben der Festungssoldaten fällig.

Hier wurden nicht nur Geschichtchen, sondern auch Geschichte geschrieben! Wer mit der skeptischen Haltung herkam, eine Kasematten Führung sei uninteressant, wurde in Rastatt eines Besseren belehrt. So verabschieden sich denn die meisten Gäste mit den Worten: „Wir kommen wieder!“ Na also.

(Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dieter Wolf, Historischer Verein Rastatt)

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