Kaufhaus Manfred Gärtner in der Schulstraße in Weiher (Teil 2)

Verkaufsoffener Sonntag
Archiv: Heimatverein Ubstadt-Weiher

Handel und Handwerk in Ubstadt-Weiher

Kaufhaus Manfred Gärtner in der Schulstraße in Weiher – Teil 2 von 2

Werbung machte man seinerzeit gerne und günstig durch die Ortsrufanlage. Wenn Manfred Gärtner ein besonderes Angebot vom Großmarkt mitbrachte, konnte es schon mal sein, dass dies sehr bald durch die Rufanlage der Bevölkerung mitgeteilt wurde und diese ihre Schnäppchen machen konnten. Sollte einmal ein Kunde etwas knapp bei Kasse gewesen sein, war Christel Gärtner auch jederzeit bereit, dies anzuschreiben. Für die Kinder stand immer ein „Gutselglas“ auf dem Tisch, woraus sich diese bedienen durften. Familie Gärtner gab auch Rabattmärkchen aus, ein voll geklebtes Heftchen hatte immerhin einen Wert von 1,50 DM. Das entsprach ungefähr einem Nachlass von 3 %. In den Jahren 1969 – 1972 wurde auch eine junge Dame aus Weiher zur Einzelhandelskauffrau ausgebildet, sie blieb dem Unternehmen mit kurzen Unterbrechungen bis zur Schließung 1981 treu.

Viele ältere Einwohner werden sich auch noch daran erinnern, dass bei „Gärtnermanfreds“ die Wurstdosen nach der Hausschlachtung mit einer speziellen Maschine verschlossen werden konnten. Die Dosen wurden zum Verzehr mit einem Dosenöffner geöffnet und konnten bis zu 2 -3 Mal wiederverwendet werden.

Eine weitere, sich für uns heute fremd anhörende Dienstleistung bot die Blechnerei zu den sonstigen Tätigkeiten noch an: man konnte seine undicht gewordenen Bettflaschen zum löten bringen.

Ein Höhepunkt des Jahres war auch für das Kaufhaus Gärtner der verkaufsoffene Sonntag an Kerwe im September (s. Foto). In der Schulstraße wurde dazu ein schöner Teil der Verkaufsware ansprechend aufgebaut und die Bewohner konnten sich in aller Ruhe vom Ölofen über Geschirr bis zu Spielzeug informieren und einkaufen. Auf dem Nachhauseweg kaufte man hier auch noch unbedingt „Mohrenköpfe“ ein.

Das Thema Abfallverwertung und Verpackungsmüll war zu dieser Zeit noch nicht relevant. Das meiste war in Papier verpackt, Obst und Gemüse wurden in alte Zeitungen gewickelt. Papier verbrannte man im heimischen Herd und um Plastik musste man sich noch nicht sorgen. Der übrige Müll wurde 1 – 2 mal im Jahr nach Ubstadt ins „Schuttloch“ gefahren.

In den 70er Jahren, als immer mehr Bürger über ein Auto verfügten, war der erste große Umsatzeinbruch, der sich durch die Eröffnung des Verbrauchermarktes „Globus“ noch verstärkte. Ende 1980 entschied sich Familie Gärtner daher, das Geschäft zu schließen und sich nur noch dem bereits erfolgreich laufenden Tenniscenter zu widmen. Manfred Gärtner verstarb leider viel zu früh am 25.07.1981. Christel Gärtner erfreut sich auch heute noch bester geistiger und körperlicher Gesundheit.

In Weiher denkt man gerne an die Zeit zurück, einkaufen bei „Gärtnermanfreds“ ist eine schöne Kindheitserinnerung und die Gummibärlen und Gutselen schmecken heute noch.

Der Heimatverein Ubstadt-Weiher dankt Frau Christel Gärtner sehr herzlich für ihre Bereitschaft, das Interview mit unserem Vorstandsmitglied Beate Harder zu führen und zu veröffentlichen, wie auch für die Überlassung der Fotos. Das Gespräch fand im Januar 2018 statt.

Beate Harder

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