Das heutige Rezept steht auch unter dem Thema unserer diesjährigen Kerweausstellung „Heiraten in Weiher in Schwarz, Weiß, Silber und Gold!“. So haben wir das klassische Hochzeitsmenü aus dem frühen 20. Jahrhundert nachgekocht. Keine Hochzeit kam ohne die klassische Rindfleischsuppe mit Markklößchen und gekochtem Rindfleisch mit Meerrettich und Salzkartoffeln aus.
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Übrigens war bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts die beliebteste Jahreszeit zum Heiraten der späte Herbst. Nun war die Ernte eingebracht und die Menschen hatten keine großen Verpflichtungen mehr. Die Schlachttiere waren schon gut gemästet und auch Gemüse war im Überfluss vorhanden.
In seinen Aufzeichnungen zu Sitten und Gebräuchen in Weiher schreibt Hauptlehrer Lang 1895 über die volkstümliche Hochzeit folgendes: „Der Bursch werbt um das Maidl bei den Eltern selbst. Verlobungsfeier findet keine statt. Am ersten Verkündigungstag fahren Bräutigam und Braut nach auswärts (damit sie bei der Verkündigung des Aufgebots in der Kirche nicht anwesend sind). Die Trauung ist dienstags oder donnerstags. Der Hochzeitszug besteht aus den Brautleuten, den Eltern, Zeugen und allen Verwandten. Der Hochzeitsschmaus wird im Haus der Braut gefeiert.“
Im 20. Jahrhundert wurde der Tag der Eheschließung schließlich auf den Samstag verlegt, da immer mehr Menschen berufstätig und an Wochentagen nicht zuhause waren. Auch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war eine Hochzeitsfeier zuhause in den Räumen der Brauteltern durchaus üblich. Nun wurden die Betten abgeschlagen und auf den Speicher gestellt, um Platz für die Verwandtschaft zu haben, die recht umfangreich sein konnte.
Schon Tage vorher wurden die Zutaten zum Hochzeitsessen bereitgestellt, die Markklößchen geformt und Kuchen und Torten in reicher Auswahl gebacken. Am Hochzeitstag kamen mehrere Frauen aus der weiteren Verwandtschaft oder auch Bekannte, die für das Kochen des Hochzeitsmenüs „ohgricht“ waren. Während das Brautpaar und die Verwandten in der Kirche waren, hatten sie das Regiment in der Küche übernommen. Sie rechneten damals natürlich in anderen Dimensionen als wir mit unserem heutigen Rezept, das wir für vier Personen ausgerichtet haben:
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Mundart |
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ZutadäMarigsgleslen: |
3 bis 4 großa Marigsknocha (gewwa ugfähr 100 gr. Marig) |
100 gr. Weggmehl |
1 Ai |
Pfeffa, Salz, Muschgat, Pedaling |
Rindflaischsupp |
800 gr. Rindflaisch zum Kocha (Tafelschbitz) |
Suppagmies (Gelariewa, Zellerich, Lauch, Zwiwwel) |
Salz unn Pfeffa |
Meerreddich |
50 gr. Budda |
50 gr. Mehl |
500 ml Millich |
griwwana Meerreddich |
Salz unn Zugga |
ZubereidungMarigsgleslen: Rindflaischsupp: Meerreddich: Dodazu isst ma Grummbieraschnitz, Roda Riewablettlen unn Essichgirglen. |
Hochdeutsch |
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ZutatenMarkklößchen |
3 bis 4 große Markknochen (ergeben ca. 100 gr. Mark) |
100 gr. Paniermehl |
1 Ei |
Pfeffer, Salz, Muskat, Pertersilie |
Rindfleischsuppe |
800 gr. Rindfleisch zum Kochen (Tafelspitz) |
Suppengemüse (Karotten, Sellerie, Lauch, Zwiebel) |
Salz und Pfeffer |
Meerrettich |
50 gr. Butter |
50 gr. Mehl |
500 ml Milch |
geriebener Meerrettich |
Salz und Zucker |
ZubereitungMarkklößchen: Rindfleischsuppe: Meerrettich: Als Beilagen passen Salzkartoffeln, Rote Bete und Essiggürkchen. |