Von Benno Sischka (†) und Ursula Hohl
Der Heimatverein möchte auf dieser Seite einen Beitrag zum Thema „Mundartwörter – ehe sie vergessen werden“ leisten. Bereits vor einigen Jahren wurde ein Mundartwörterbuch durch aktive Mitglieder des Heimatvereins Kraichgau e.V. unter dem Titel „Kraichgauer Wortschatz – Wörter und Wendungen aus dem östlichen Kraichgau“ erarbeitet und in 2001 veröffentlicht. Dieses gelungene Heimatkundewerk diente dem Heimatverein Ubstadt-Weiher als Anregung auch eine Sammlung eigener Mundartwörter, vorerst aus dem Ortsteil Weiher¹, zusammenzutragen. Unserem heimatkundlich versierten Vereinsmitglied Benno Sischka ist es zu verdanken, dass diese in der Mundart gebräuchlichen und nicht im Hochdeutschen vorkommenden Wörter auf diese Weise erhalten bleiben und nicht vergessen werden.
Die neue Ortsteilvertreterin von Weiher und Nachfolgerin von Benno Sischka, ist unser Mitglied Ursula Hohl. Sie hat angeregt, die Mundartwörter um typische Redewendungen aus dem Ortsteil Weiher zu ergänzen.
Diese Mundartwörtersammlung stellt jedoch kein Mundartwörterbuch im herkömmlichen Sinn dar und kann genau genommen, wie auch bei den Redewendungen, niemals vollständig sein, weshalb wir alle Besucherinnen und Besucher unserer Webseite gerne dazu ermuntern möchten, an der Fortführung dieser vorliegenden Mundartwörtersammlung, vorläufig nur für Weiher¹ (z.B. über unser Kontaktformular) aktiv mitzuarbeiten.
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Einige der aufgeführten Begriffe dieser Mundartwörtersammlung wurden mittels der unten aufgeführten Wörterbücher² überprüft.
Redewendung | Übersetzung | Erklärung |
---|---|---|
Baba/Mammer mach mer mol Reiderlen. | Vater/Mutter mache mir „Reiderlen“. | Bitte an Vater/Mutter kleine (belegte), mundgerechte Brotstückchen zu machen. |
Bei Dir mussmer sich fusslich schwätza. | Bei Dir muss man sich „fusslich“ sprechen. | Wenn man alles mehrmals sagen muss. |
Den hewe am Bändel. | Den habe ich am „Bändel“. | Den hab ich unter Kontrolle. |
Den hewe ufferm Kieker. | Den habe ich auf dem „Kieker“. | Jemanden beobachten, um ihn anschließend zu kritisieren, bloß zu stellen oder nieder zu machen. Kieker kommt aus dem Niederdeutschen und bedeutet Fernrohr oder -glas. |
Der stehlt wie a Hatzel. | Der stiehlt wie eine Elster (Hatzel). | Wenn einer das Stehlen nicht lassen kann. |
Derrer muss mer halt gscherrer. | Der muss man halt „gscherrer“. | Der muss man Komplimente machen, gut zu reden. |
Des fällt mer jetzt siedich haiß ai. | Das fällt mir jetzt siedend heiß ein. | Wenn einem spontan, im letzten Moment, gerade noch etwas rechtzeitig eingefallen ist. |
Des hat nix gebadd. | Das hat nichts „gebadd“. | Das nutzt nichts. |
Des isch budderwunzich kloi. | Das ist „winzig“ klein. | Bezeichnung für etwas das sehr klein ist. |
Des isch doch der Meis gepfiffe. | Das ist doch so wie den Mäusen gepfiffen. | Das ist wirkungslos oder nutzlos. |
Des isch drei. | Das ist „drei“. | Das ist zusätzlich/kostenlos. z.B. Ausdruck der Verkäuferin wenn sie einem etwas gratis dazu gegeben hat. |
Des kansch halde wie seller uffm Dach. | Das kannst Du halten wie jemand auf dem Dach. | Das kannst Du machen wie Du willst. |
Des pfupfert me. | Das „pfupfert“ mich. | Das interessiert mich; da möchte ich teilnehmen. |
Des wär awer net needich gwest. | Das wäre aber nicht notwendig gewesen. | Ausspruch zu jemand, der ein Geschenk mitbringt. |
Die hat awer heit ebbes zsammerquorschdeld. | Die hat aber heute etwas „zsammerquorschdeld“. | Sie hat etwas gearbeitet ohne richtiges Ergebnis. |
Die isch viel mehner. | Die ist viel mehr. | Die ist viel mehr als andere; eingebildet; sie meint, sie ist mehr als andere. |
Do kensch Boxgichta griega. | Da kannst Du „Boxgichta“ bekommen. | Sich über etwas aufregen. |
Do kensch glatter Wend nuff. | Da könntest Du die glatten Wände hoch. | sich ärgern, wenn etwas nicht gelingt |
Do waismer glei wummer dro isch. | Da weiß man gleich, wo man dran ist. | was Sache ist, um was es geht |
Du dusch allserfort broddler. | Du tust immerzu bruddeln. | Wenn jemand andauernd/immer kritisiert. |
Duggde, sunschd rennsch dei Deetz oh! | Ducke dich, sonst rennst‘ Deinen Kopf an! | Bücke dich, sonst schlägst Du Deinen Kopf an! |
Geh naus un schlichte. | Gehe hinaus und kämme Dich. | Jemanden auffordern, sich zu kämmen. |
Ge no mach her. / Geh her mach no. | Mach wie Du willst. | - |
Gehmer weg aus der Helling. | Gehe mir weg aus der Helligkeit. | Wenn jemand vor dem Fenster steht und keine Helligkeit herein kommt. |
Heit duds Katzer hagler. | Heute tut es „Katzen“ hageln. | Starker Dauerregen |
Heit hewe blos a bissel rumgebosselt. | Heute habe ich bloß ein bisschen gearbeitet. | Wenn man tagsüber nur Kleinigkeiten erledigt hat. Meistens Antwort auf die Frage: „Was hasch heit gschafft?“ |
Heit machsch a Gsicht wie a Werr. | Heute machst Du ein Gesicht wie eine Maulwurfsgrille (Werre). | Wenn man ein griesgrämiges Gesicht macht. |
I bin ganz zipfelsinning. | Ich bin ganz „zipfelsinning“. | Ich bin ganz durcheinander. |
I geh läbberer. | Ich gehe gießen. | Wenn man zum Friedhof geht, um das Grab zu gießen. |
I heb gschtrangelt. | Ich habe „gschtrangelt“. | Der eigenen Sache nicht sicher sein. |
I laaf verä. | Ich gehe vor. | Wenn man früher in der Weiherer Brunnenstraße jemanden fragte „Wu gesch no?“, der Richtung Kirche ging, kam die Antwort „verä“ (um z.B. den Aushang bei der Kirche zu lesen). |
I werder zeiger wu der Barthel der Moscht holt. | Ich werde Dir zeigen, wo der „Barthel“ den Most holt. | Jemanden unmissverständlich klarmachen wo es langgeht oder jemand eines Besseren belehren. |
Isch des a mords Gschdelaisch. | Ist das ein „mords“ Durcheinander. | Bezeichnung für große Unordnung durch Ansammlung von überflüssigen Gegenständen. |
Isch des än Kichelwetter. | Ist das ein Kichelwetter. | Ist das ein unfolgsamer Lausbub. |
Jetzt hewe die Krot a gschluckt. | Jetzt habe ich die Kröte auch geschluckt. | Etwas Unschönes oder Unabänderliches annehmen bzw. für sich akzeptieren. |
Jetzt ischer grad davo gschlappt. | Jetzt ist er gerade so davongelaufen. | Wenn jemand davongeht ohne weiteres Interesse zu zeigen bzw. hat Arbeit einfach so liegen lassen. |
Jetzt ischder Gais a gschtraid. | Jetzt ist der Gais (Ziege) auch (Heu) gestreut. | Eine Sache/ein Vorgang wurde erfolgreich beendet. |
Jetzt werer’d Rawädlen abgromd, isch Herbschd. | Jetzt werden die Rabatte (im Garten) abgeräumt, da Herbst ist. | - |
Kannschter hinnert Ohrer schreiwer. | Kannst Du Dir hinter die Ohren schreiben. | Jemand zurechtweisen, damit er es sich in Zukunft merkt. |
Mach koi Ferz. | Mach keine Fürze. | Mach nicht so ein Theater wegen Kleinigkeiten. |
Mach ned so a Gschdelaisch. | Mach nicht so ein Durcheinander. | - |
Mein liewer Scholli. | Mein lieber Scholli. | Ausruf des Erstaunens, der Begeisterung oder auch der Ermahnung. |
Mir geht’s heit so verkratzt. | Mir geht es heute so verkratzt. | Mir geht es heute nicht gut. |
Mir ischs ganz liederrich. | Mir ist es ganz „liederrich“. | Wenns es einem schlecht ist. |
Mir ischs heit so katzerfatzig. | Mit ist es heute so „katzerfatzig“. | Wenn es einem gesundheitlich nicht so gut ist. |
Mol ned glei der Deifel an Wand. | Male nicht gleich den Teufel an die Wand. | Wenn jemand den möglicherweise schlimmstmöglichst eintretenden Fall erwähnt. Wird auch beschwichtigend verwendet. |
Noch oimol un i schmier de ab. | Noch einmal und ich „schmier“ Dich ab. | Androhung von Prügel. |
O steig mer in Dasch. | O steige mir in die Tasche. | Lass mich in Ruhe, es ist mir egal. |
Schleich ned wied Katz umder heiße Brei. | Schleiche nicht wie die Katze um den heißen Brei. | Endlich sagen was Sache ist. |
Vun annerer Leits Haut Riemelen schneida. | Von anderen Leuten Haut „Riemelen“ abschneiden. | Auf Kosten anderer Leute leben. |
War des nehdich? | Was das notwendig? | Frage, ob das notwendig war. |
Was haschmer heit wieder ogschleppt? | Was hast Du mir heute wieder angeschleppt? | Unnötige Sachen, Gegenstände oder unerwünschte Personen mit nach Hause bringen. |
Willsch du soofa oder soofa? | Willst Du von solchem oder von solchem? | z.B. auf die Frage welches Stück von dieser Kuchenplatte man will „Willst Du von dem oder von den anderen“ |
Wu kumschen wieder hergschlappt? | Wo kommst Du wieder „hergschlapt“? | Frage, an jemanden der kommt und nicht gesagt hat, wo er hinging und dabei auch noch nicht besonders sauber angezogen war. Oder auf der Straße: „Wo schlappsch denn rum?“ |
Zieh doch koi so a Lätsch! | Ziehe doch keine solche „Lätsch“! | Missmutig dreinschauen. „Lätsch“ = hergeleitet von italienisch laccio, Schlinge. |
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¹ Es sei darauf hingewiesen, dass es in jedem der 4 Ortsteile – Stettfeld, Ubstadt, Weiher und Zeutern – der Gemeinde Ubstadt-Weiher eigene Mundartwörter gibt, bzw. die Mundartwörter teilweise unterschiedlich ausgesprochen werden. Ein Mundartwörterbuch, das alle 4 OT berücksichtigt, kann der Heimatverein aus Zeitgründen bis auf weiteres leider nicht erstellen.
² Altripper Wörterbuch (E. Knöppler) verlag regionalkultur / Bichenauerisch (J. Wemer/P. Hellriegel) Eigenverlag / Grunämärisch (Heimatverein Kronau) Gemeinde Kronau / Wie de Karlderfor schwätzt (P. Krieger) Heimatverein Karlsdorf / De Karlsruher uff d’ Lapp guggt (B. Siemers) Info Verlag K.raichgauer Wortschatz (M. Echner-Klingmann) Heimatverein Kraichgau / Kraichtaler Mundart (W. Schmid) verlag regionalkultur / Mingolsheimer Dialektausdrücke (W. Streckfuß) Bad Schönb. Heimatblätter / Östringer Wörterbuch (H. Dischinger) Eigenverlag / Zabergäu/Leintal-Dialekt (H.H. Eckert) Selbstverlag