Von Kurt Fay | November 2020
An einem etwas regnerischen Novembertag 1976 (10.11.1976) stand Karl Kneller („Gärtner-Kalle“) abends, etwa um 21 Uhr, es war schon dunkel, vor der Tür von Familie Fay, die damals in der Straße Hofäcker 21 in Zeutern wohnte. Zuvor war er mit seinem Jagdhund, wie allabendlich, beim „Roten Kreuz“ unterwegs und sah, dass ganz in der Nähe, bei Dunkelheit und nur im Schein einer Planierraupe, an der Sanierung „Tiefelter Hohl“ / „Rennweghohl“ gearbeitet wurde (s. Foto). Ein Gespräch mit dem dort tätigen Arbeiter der Baufirma führte zu dessen interessanter Frage, ob sich hier früher ein Friedhof befunden habe. Der Grund für diese Frage war, dass der aufmerksame Raupenfahrer einige Male Knochen freibaggerte, die er richtigerweise als menschliche Gebeine einstufte.
Und jetzt lief alles zusammen!
Karl Kneller informierte, wie erwähnt, sofort Kurt Fay, dieser wiederum eilte direkt zum Planierungsprojekt beim „Roten Kreuz“ und überzeugte, mit Verweis auf das vermutete Massengrab (siehe Abbildung französische Karte von 1735), den so überraschten und umsichtigen Raupenfahrer, erst einmal an anderer Stelle seine Tätigkeit fortzusetzen. Am darauffolgenden Morgen (11.11.1976), kurz nach 7 Uhr, informierte Kurt Fay den damaligen Zeuterner Bürgermeister Karl Vetter und bald danach das Landratsamt Bruchsal, Abteilung Kreisarchiv / Denkmalpflege.
Dem Wissen um historische Begebenheiten, dem Verständnis der Baufirma und des zuständigen Flurbereinigungsamtes Sinsheim, dem sofortigen Engagement des benachrichtigten Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, Außenstelle Karlsruhe, Abteilung Bodendenkmalpflege (Dr. Reutti und Restaurator Reinig, Museum Bruchsal) und der Hilfe von Gemeindebediensteten war es dann zu verdanken, dass ohne Verzögerung, in kürzester Zeit, das zufällig entdeckte Massengrab aus dem Polnischen Erbfolgekrieg (1733 – 1738) in nicht geplanter Grabung freigelegt und hinsichtlich seiner historischen Aussage und Bedeutung dokumentiert werden konnte.
Am gleichen Morgen charterte Kurt Fay für seine Odenheimer Schulklasse einen Bus der SWEG und so konnten auch Schüler an der Fundstelle direkt den Beginn sorgfältiger Ausgrabung bzw. die fachmännische Freilegung von Skeletten erfahren.
Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Karlsruhe, berichtet dann nach spezifischen Untersuchungen u.a.:
„Auf einer Fläche von ca. 3 x 3 Metern, beginnend 16 Meter östlich des „Roten Kreuzes“, lagen im teils lehmigen Boden […], ca. 1 Meter unter der abgetragenen modernen Oberfläche in mehreren Schichten dicht übereinander in verschiedenen Richtungen eine größere Zahl von menschlichen Skeletten in gestreckter Rücken- oder Seitenlage. Die Zahl kann nur noch annähernd auf ca. 20 bis 30 geschätzt werden. […] In einem wurden hierbei zwei Bleikugeln von ca. 1,5 cm Durchmesser auf der linken Körperseite, die eine unterhalb der Schulter, die andere in Hüfthöhe, gefunden. […] Weitere Kleinfunde traten trotz genauer Beobachtung nicht zutage. […] Proben von Skelettteilen und die Bleikugeln wurden in das LDA nach Karlsruhe gebracht.“
Die weiteren Untersuchungen in Karlsruhe bestätigten dann aufgrund der Befunde einzelner, signifikanter Skelettteile (Schädel, Rippen, Gelenke u. a.), dass es sich tatsächlich um ein Massengrab, wie auf der Karte von 1735 angegeben, handelte (s. Foto).
Da keinerlei sonstige Metalle wie Gürtelschnallen, Schuhnägel, Uniformknöpfe o. ä. und Beigaben gefunden wurden, wurde unter Berufung auf andere, frühere Erkenntnisse bestätigt, dass es junge Landser waren, die in einem gemeinsamen Grab beigesetzt wurden. Den relativ guten Zustand der Knochen nach rund 250 Jahren führten die Fachleute darauf zurück, dass der ursprüngliche Löss-Lehm-Boden durch seine Dichte nur geringfügig Wasser und Luft eindringen ließ und die Leichname so auf natürliche Art gleichsam wie einbalsamiert ruhten.
Nach Beendigung der Freilegung und der Untersuchungen fand kurze Zeit später ein umfangreiches Häuflein menschlicher Skelette rechts neben dem heutigen Aufstieg zum „Roten Kreuz“ (s. Foto), das schon seit 1826 auch Gedächtnisstätte ist, einen neuen Begräbnisort.
Durch das rasche und zielgerichtete Zusammenwirken mehrerer Institutionen, koordiniert vom Bürgermeisteramt Zeutern, wurde so nach genau 241 Jahren der historische Kern der Sage um die „Franzosenhohl“ bewiesen und der Nachwelt erhalten.
Sage zur Franzosenhohl
„Am Ortsausgang in nordöstlicher Richtung führt die „Tiefelter Hohl“ zwischen den beiden Gemeinschaftsrebanlagen „Kapellenberg“ und „Gänsbuckel“ hinauf zum „Roten Kreuz“…
Wir sagen herzlichen Dank an unseren großen Gönner Kurt Fay!
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