Von Michael Schroff | Februar 2022
Letzte Aktualisierung Februar 2022
Der Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V. möchte Sie herzlich dazu einladen, in der hier vorliegenden, umfangreichen Ubstädter Mundart-Sammlung zu schmökern. Wir haben hier einige Redewendungen, Sprichwörter und prägnante Einzelbegriffe gesammelt. Lassen Sie uns gemeinsam unsere schöne Mundart wieder mehr in unsere Alltagssprache integrieren und damit unseren Kindern und Enkeln zeigen, welch schönen Dialekt wir doch sprechen dürfen.
Ein besonderer Dank geht an Günter Oßfeld, der uns eine umfangreiche Liste mit Ubstädter Mundart-Begriffen und Redewendungen als Basis zur Verfügung gestellt hat.
Bewahren wir uns ein Stück weit unsere eigene Identität und Regionalität und vererben etwas weiter, das bleibt. Denn Mundart schafft Nähe, Vertrauen und Identität mit unserer Heimat.
Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen zum Ubstädter Dialekt. – Nutzen Sie doch einfach unser Kontaktformular.
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Redewendung | Übersetzung | Erklärung |
---|---|---|
Bass bloß uff, sunnscht schnabbe de äm Schlawiddich | Pass bloß auf, sonst schnappe ich Dich am Schlawittchen | Eine Drohung, dass man am (Hemd-) Kragen gepackt werde |
Bisch widda äm Rumknoddle? | Bist Du wieder am Herumwerkeln? | Bist Du wieder bei der Arbeit? |
Bis bibbeles fuffzehnä äm Bett lige | - | lang (bis zum Nachmittag) im Bett bleiben |
Bleib awwa net fort bis anno Duwack | Bleib aber nicht weg bis Anno Tobak | Bleib aber nicht ewig weg |
De Kiddl voll kriege | Die Jacke voll bekommen | Die Hucke voll bekommen / verprügelt werden |
De Markt lernt de krome | Der Markt lehrt Dich kramen/zurecht zu kommen | Die Situation lehrt Dich Alternativen zu finden |
De Schdragula butze | Den Stragula putzen | Den Boden aus Stragula (Linoleum-Ersatz) putzen |
de Wersching oschlage | Den Wirsing anschlagen | derb für: den Kopf anstoßen |
Dem falle ball d' Glotzbebbl raus | Dem fallen bald die Glotzaugen heraus | Der ist so neugierig oder überrascht, dass ihm beinahe die Augen ausfallen |
Der/ die hat heit widder sei/ihre Mugge | Der/die hat heute wieder seine /ihre Mucken | Er / sie ist heute launisch |
Der hat's net gschdohle | Der hat es nicht gestohlen | Das (eine Eigenschaft) kommt nicht von ungefähr |
Der isch a net uff de Brotsupp hergschwumme | Der ist nicht auf der Brotsuppe dahergeschwommen | Der hat Erfahrung / ist nicht ganz unbedarft |
Der isch durch wie ä Bloosrohr | Der ist durch wie ein Blasrohr | Der ist mit allen Wassern gewaschen |
Der kann koi Grodd hinnerm Offe vorlogge | Der kann keine Kröte hinter dem Ofen vorlocken | Der hat nichts zu bieten |
Der/ die hat en Schbarre ab | Der hat einen Sparren ab | Der/die ist nicht ganz normal |
Der/die kann a koi großä Hepfer lasse | Der kann auch keine großen Sprünge machen | Der/ die kann sich nicht viel leisten |
Der/die kann danze wie dä Lumb äm Schdegge | Der / die kann tanzen wie der Lappen am Stecken ( Besenstiel?) | der kann gut und temperamentvoll tanzen |
Der/die isch awwer net letz | Der /die ist nicht verkehrt | Der /die ist aber in Ordnung / nett |
Der/die isch net hinne wie vorne | Der /die ist hinten nicht wie vorne | Der/die ist mit Vorsicht zu genießen / schwierig/ unehrlich |
Der liegt wie än Bärschdebinner | Der lügt wie ein Bürstenbinder | Der lügt wie gedruckt |
Der sauft wie ä Loch | Der säuft wie ein Loch | Er trinkt sehr viel |
Der steht do wie ä Affemaie-Menndl | Der steht da wie das Ave-Maria-Männchen | Er steht so unscheinbar / unschuldig (wie eine Altarfigur) da |
Des hewwe awwa ball delaider | Das ist mir aber bald zuleide | Das reicht mir aber bald |
Des isch (z.B.) de Paul - mit Kuddl un Labbe | Das ist (z.B) der Paul mit Lunge und Lappen | Er sieht aus wie (z.B) der Paul - voll und ganz / mit Haut und Haaren |
Des isch noch gäb un ganz | Das ist noch neu und vollständig | Das ist noch gut erhalten |
Des keit me / des raid me | Das reut mich | das tut mir leid /das bereue ich |
Des langt haufich | Das reicht vollkommen | Das reicht / das ist genug |
Des Seile muss erscht noch ä bissl grode | Das Schweinchen muss erst noch ein bisschen geraten | Das Ferkel muss erst noch an Gewicht zunehmen |
Dich soll deä Marder schwänzle | Dich soll der Marder schwänzeln | abgeschwächt: Dich soll der Teufel holen |
Die hengt an demm wie ä babbichs Gutsl | Die hängt an ihm wie ein klebriges Bonbon | Die ist sehr anhänglich |
Die isch eigebild wie ä Standgaiß | Die ist eingebildet wie eine Stand-Ziege (?) | Die ist von sich sehr eingenommen |
Der/ die sitzt do wie ä vermähde Schollegrodd | Der/die sitzt da wie eine Erdkröte, die beim Mähen verletzt wurde | Der / die sitzt da wie ein Häufchen Elend |
Die stellt awwer de Kowwl / de Krage | Die stellt aber den Kamm / den Kragen | Die läuft aber hochnäsig / eingebildet herum |
Do beißt die Maus koin Fade ab | Da beißt die Maus keinen Faden ab | Das ist tatsächlich so, das ist unbestritten |
Do gschwillt ma dä Kamm | Da schwillt mir der Kamm | Da rege ich mich auf |
Do hasch awwa mol widda ebbes nogsuddlt | Da hast Du aber mal wieder etwas hingesudelt | Kritik, wenn z.B.die Hausaufgaben nicht ordentlich angefertigt wurden |
Do hasch de awwa gschnärrt | - | Da hast Du Dich aber getäuscht/ geschnitten |
Do hewwe awwa ä Krawatt ghat | Da habe ich aber eine Krawatte gehabt | Da habe ich mich aber geärgert |
Do griegsch doch d' Bocksgichde | Da bekommst Du die Bocks-Gichten (?) | Das ist nicht zum Aushalten (vor Angst) |
Do kummt d' Brie deiera wie d' Brogge | Da kommt die Brühe teurer als die Brocken | Das lohnt sich nicht |
Du griegsch glei dä Ranze voll | Du bekommst gleich den Ranzen voll | Androhung von Prügel |
Do guggemol do no | Da schau einmal da hin | Da schau mal einer an, Ausdruck des Erstaunens |
Dumml de mol, wenn waisch dass lohm bisch | Tummle Dich, wenn Du weißt, dass Du lahm bist | Recht harsch für: Beeil Dich mal! |
Er hat oner gedudlt | Er hat einen gedudelt | Er hat sich einen Rausch angetrunken |
Griegsch glei one uff dä Gärwl | (Du) bekommst gleich eine auf den Kopf | Du erhältst gleich einen Schlag auf den Kopf |
Ich hebbs delaider | Ich habe es leid | Ich bin es leid |
I dreh da glei d'Grutz rum | Ich drehe Dir gleich die Gurgel um | ernsthafte Drohung |
I glaab, Du bisch net ganz gsebbld | - | Ich glaube, Du spinnst / bist nicht mehr ganz klar im Kopf |
I glaab, Du bisch net ganz gwärfld | Ich glaube, Du bist nicht ganz gewürfelt | Ich glaube, Du spinnst / bist nicht mehr ganz klar im Kopf |
I kann kaum noch quaddle / krawwle | Ich kann kaum noch kriechen/ krabbeln | Ich kann mich nur noch mühsam fortbewegen (z.B. nach getaner Arbeit) |
I kennt grad uff dä Sau fortreide | Ich könnte gerade auf der Sau davonreiten | Ich bin äußerst aufgebracht |
I muss än Kobber lasse | - | Ich muss rülpsen |
I sag das jetzt än Gudem | Ich sag es Dir jetzt im Guten | Ich warne Dich ein letztes Mal |
Jetzt langt's awwa | Jetzt langt es aber | Jetzt reicht es aber |
Kumm awwer net erscht äm uhrerum hoom | Komm aber nicht erst um Uhrherum heim | Komm aber nicht wieder so spät nach Hause |
Ma soll ned ännerem Blätz rumgrubble | - | Man soll den Wundschorf nicht (mit den Fingern) entfernen |
Mach koi Ferz | Mach keine Fürze | Ausdruck des Staunens / stell Dich nicht so an |
Mach koi so Weses | - | Stell Dich nicht so an |
Mach ma koi Fissemadende | - | Mach mir keine Umstände |
Mensch, hat die / der en Graddl | - | Meine Güte, ist die / der aber von sich eingenommen |
Mir isch so aadlich/ des sieht so aadlich aus | - | Ich fühle mich nicht wohl/ das sieht verdorben aus |
mitnanner gscherre kenne | miteinander geschirren können | gut miteinander auskommen, zusammenarbeiten, sich gut verstehen |
Moonsch der hat s'Kuraasch? | Meinst Du, er hat die Courage? | Glaubst Du, der traut sich? |
Regerts net, so drepflds doch | Regnet es nicht, so tröpfelt es doch | frei übersetzt: Steter Tropfen höhlt den Stein |
Rudsch ma doch dä Buggl runner | Rutsch mir doch den Buckel runter | Lass mir doch meine Ruhe |
s Limbl kriegts Stimbl | Der kleine Lumpen bekommt das Stümpchen (?) | Der Letzte (Säufer) erhält den Rest (des Alkohols) |
s Meenscht isch rum | Das Meiste ist um | Das Meiste wäre geschafft |
s greislt me | es graust mich | es friert / schaudert mich/ ich finde etwas unappetitlich, eklig |
Schdeig ma doch de Buggl nuff | Steig mir doch den Rücken hoch | Lass mir doch meine Ruhe |
Schwätz net so gschwolle | Rede nicht so geschwollen | Rede nicht so hochgestochen |
Unnaschdeh de! | Untersteh Dich | Sieh Dich vor!, nimm Dich in Acht! |
Unner de Dier ännert sich's Wedda | Unter der Tür ändert sich das Wetter | Feststellung, wenn man die (warme) Wohnung verlässt |
unn schu isch dä Kiddl gflickt | und schon ist die Jacke geflickt | und schon ist es erledigt |
Was gnodderschen widder vor de no? | - | Was murmelst Du in Deinen Bart? |
Was isch jetzt? Hischt oder hott? | Was ist jetzt? Links oder rechts? | Entscheide Dich - ja oder nein |
Wenn dä Beddlmann uffs Ross kummt, reid'er schdärker wie dä Edlmann | Wenn der Bettler ein Pferd besteigt, reitet er stärker als ein Edelmann | Wenn einunbedeutender Mensch Macht erhält, neigt er dazu dies auszunutzen; oder auch: Geld verdirbt den Charakter |
Wenn d´ heit drauße ligsch uffm Kärchhof, no heewe 5 Pfenning lang | Wenn Du heute draußen auf dem Friedhof liegst, reichen Dir 5 Pfennig eine lange Zeit | Wenn Du gestorben bist, nützt Dir Dein Geld nichts mehr |
Wenn net brav bisch, hold de dä Nachtkrabb | Wenn Du nicht brav bist, holt Dich der Nachtkrabb | Unpädagogische Drohung an Kinder. Nachtkrabb als Droh-/ Fabeltier |
Wenn zu flick ogezoge bisch, kriegsch leicht dä Pfipfes | - | Wenn Du zu leicht bekleidet bist, bekommst Du leicht eine Erkältung |
Wer nix erheiert un nix ererbt, der bleibt arm bis er sterbt | Wer nichts erheiratet und nichts erbt, bleibt arm, bis er stirbt | Nur durch Heirat oder Erbe kann man Reichtum erwerben (nicht durch Arbeit allein) |
Wie dä Herr, so 's Gescherr | Wie der Herr, so das Geschirr (des Pferdes) | So wie das Werkzeug / Hausinventar... aussieht, ist auch der Besitzer |
Wie die widda ogschärrt isch | Wie die wieder angeschirrt ist | missbilligend: Wie die wieder angezogen ist |