Von Beate Harder | November 2022 

Das ehemalige repräsentative Wohngebäude in der Hauptstraße Nr. 11 in Weiher wurde von Anton Barth I (1877 – 1956), Malermeister („Dinnichner“), in den Jahren 1903/04 errichtet. Der Giebel der Vorderfront zur Hauptstraße wurde von ihm mit einem Gemälde des Heiligen Georg (griechisch; Landmann, Bauer) geschmückt.

Wohngebäude mit bemaltem Giebel

Eine spätere Änderung wurde offenbar von dessen Sohn, Anton Barth IV (1909 – 1975), von Beruf Landwirt und langjähriges Mitglied des Gemeinderates, veranlasst. Es war nun kein gemaltes Bild mehr, sondern man hatte ein Relief in den Verputz eingeritzt und ausgemalt. Offenbar gefiel ihm die Darstellung von Pflug, Getreide und Sonne, alles Attribute der Landwirtschaft, besser. An der Außenwand des Stallgebäudes zur Waldstraße hin befand sich ein Kleindenkmal in Form einer Hausnische mit dem Heiligen Wendelin.

Relief

Im frühen 20. Jahrhundert befand sich in diesem Haus auch einige Zeit die Praxis des Zahnarztes Dr. Richard Schlüter.

Das gesamte Anwesen mit einer Größe von ca. 1800 m² wurde bis Anfang des 21. Jahrhunderts landwirtschaftlich genutzt. Es verfügte über einen großen Bullenstall, in dem 15 Bullen und eine Milchkuh ihren Platz fanden. Außerdem waren weitere Ställe für Schweine, Schafe, Ziegen und Hühner vorhanden. Einen gesonderten Raum für Schlachtungen und die Waschküche sowie eine Obstpresse und das obligatorische Plumpsklo rundeten die landwirtschaftliche Einrichtung ab.

Anwesen von der Waldstraße

Das große Gebäude im hinteren Bereich, das sich an das Anwesen Hauptstraße 9 (Optik Heger) anschließt, wurde von Anton Barth IV in den 60er Jahren von der Nachbarsfamilie Böser erworben. Es diente früher als Zigarrenfabrik und gehörte zum Betrieb Albert Böser, Hauptstraße 12a. Nach Angaben von Zeitzeugen arbeiteten in der Filiale damals ca. 50 Frauen. Der große Raum im 1. OG konnte bei einer Besichtigung 2019 noch als Fabrikraum identifiziert werden, die großen Fenster zu beiden Seiten waren noch sichtbar, jedoch zugemauert. Der Fußboden aus Dielenbrettern schien ebenfalls noch aus der Zeit der Fabriknutzung zu sein. Im vermutlichen Vorarbeiterbüro konnten auch noch die Reste einer Wandbemalung gefunden werden.

Ehemalige Fabrikgebäude

Im Erdgeschoss des großen Gebäudes waren während der landwirtschaftlichen Nutzung durch die Familie Barth Ställe, vor allem für Schafe und Schweine. Der 2. Stock dieses Gebäudes wurde hauptsächlich als Stroh- und Futterlagerplatz genutzt.

Im großen Hof befanden sich mehrere Garagen für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge und eine große Jauchegrube. Der Hof war auch der Ort, an dem die von der Familie Barth aus Samen großgezogenen Spargelpflanzen sortiert, verpackt und vertrieben wurden. Die Produktion von Spargelpflanzen hat Anfang der 1960er Jahre mit Anton Barth IV begonnen und wurde von der Familie Klemens Barth weitergeführt.

Der Samen kam von der Südwestdeutschen Saatzucht Dr. Späth aus Rastatt und hieß „Schwetzinger Meisterschuß“ der allerdings inzwischen nicht mehr gezüchtet wird.
Da hierauf ein Patent war, durfte die Familie Barth den Spargel nicht selbst ziehen. In der Hochzeit des Weiherer Spargelanbaus arbeitete die komplette Familie in der Spargelanzucht zusammen.

Der letzte Besitzer, Klemens Barth (1938 – 2016), Enkel des Erbauers und Landwirt, gab die Landwirtschaft aus Altersgründen auf und das Anwesen wurde in den Jahren 2019 und 2020 abgebrochen und mit mehreren Wohngebäuden neu bebaut.

Hauptstr. 11 vor dem Abriss

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