Der Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V. konnte die Geschichte eines weiteren Geschäfts in Ubstadt-Weiher, Ortsteil Ubstadt, zusammen mit der Tochter Krimhilde Fuchs geb. Okomar aufschreiben und so für die Nachwelt erhalten und Einblicke in die damalige Zeit geben. Der Heimatverein dankt Frau Krimhilde Fuchs für dieses Interview und unserem Vorstandsmitglied Beate Harder, die dieses geführt und wie folgt aufgeschrieben hat.

 
„Süßes für Ubstadt!“

Helmut Okomar
Helmut Okomar

Den ledigen Koch, Konditor und Bäcker Helmut Okomar, geb. 1914, Rheinländer aus Duisburg, verschlug es 1939 als Angehöriger des Reichsarbeitsdienstes zur Einquartierung in unser beschauliches Ubstadt.

Helene Okomar

Hier verliebte er sich in Helene Serden, geb. 1920, und man heiratete am 14.04.1941. Die Tochter Krimhilde kam am 08.04.1942 zur Welt. Von September 1939 bis November 1941 war Helmut Okomar in einem kriegswichtigen Betrieb in Esslingen als Koch beschäftigt. In der Werksküche wurden neben den 500 deutschen Beschäftigten u. a. 225 polnische und 65 italienische Arbeiter mit Essen versorgt.

Im Januar 1942 erfolgte dann seine Einberufung zur Wehrmacht, bei der er bis zum Kriegsende verblieb. Nach kurzer amerikanischer Gefangenschaft kehrte er 1947 nach Ubstadt zurück.

Helmut Okomar mit Brot
Helmut Okomar mit Brot

Das Ehepaar Okomar errichtete ein Eigenheim in der Weiherer Straße 111, Einzug war bereits 1950. Das zweite Kind, Sohn Helmut, folgte 1956.

Helene Okomar geb. Serden eröffnete 1951 in einem Zimmer des neu errichteten Hauses ein kleines Lebensmittelgeschäft, in dem alles zu haben war, was die Hausfrau benötigte. Helmut Okomar arbeitete inzwischen als Koch im „Herzl“ in Heidelsheim an der B35, bereits in den 50er Jahren eine vielbefahrene Straße und das „Herzl“ ein neues sehr beliebtes Ausflugs- und Rastlokal. Helmut Okomar war bis zur Rente noch in anderen Betrieben zum Teil als Koch, aber auch mit anderen Arbeiten beschäftigt.

Helmut Okomar in der Mitte
Helmut Okomar in der Mitte

Für das Lebensmittelgeschäft seiner Frau backte er gerne süße Teilchen. Die Schneckernudl, Nussherndlen und Apfeltaschen Helmut Okomars sind noch heute legendär, ganze Heerscharen von Arbeiterinnen und Arbeiter aus den benachbarten Fabriken versorgten sich hier mit leckerem Naschwerk.

Bereits 1952 begannen die Okomars auch mit der Eisproduktion. Helmut Okomar erwarb dazu eine elektrische Eismaschine, und im Sommer wurde regelmäßig sonntags Eis hergestellt. Die leckeren Sorten Vanille, Schokolade und Waldmeister wurden ergänzt mit frischem Früchteeis, aus eigenen Früchten, was die Ernte gerade so hergab. Die Kunden kamen mit ihren Blechmilchkannen und Glasschüsseln, und für den sonntäglichen Nachtisch war gesorgt.

Helene Okomar mit Krimhilde, ca. 6 Jahre
Helene Okomar mit Krimhilde, ca. 6 Jahre

Ein besonderer Service richtete Helmut Okomar in den Anfangszeiten der „Baggerseekultur“ ein: Mit seinem Moped und Anhänger beförderte er riesige Kühlbehälter mit frischem Eis zum Baggersee in Ubstadt-Weiher, baute einen Tisch auf, und das erste Eisgeschäft am See war geboren, lange bevor man von Langnese und & Co etwas wusste. Die kleine Krimhilde (s. Foto) marschierte derweil mit der Großmutter Emilie, ausgerüstet mit Kleingeldkasse und Portionierer, an den See, und zusammen verkauften sie das köstliche Gefrorene an die kühlungsbedürftigen Badegäste der ersten Stunde. An guten Sonntagen gingen dabei gut und gerne 60 – 80 Liter an die Eisfreunde.

1952 eröffnete die Familie Okomar dann noch zusätzlich ein Café in ihrem Anbau, wo man bis zu 50 Personen bewirten konnte. Helmut Okomar backte nun auch delikate Torten und leckere Kuchen zusätzlich zum Feingebäck. Das Café musste die Familie 1959 durch Krankheit der Mutter Helene aufgeben. Das Lebensmittelgeschäft, nun in den Räumen des ehemaligen Cafés, führe Familie Okomar unter tatkräftiger Hilfe der Tochter Krimhilde verh. Fuchs noch bis Mitte der 60er Jahre weiter. Die Bäckerei Schweiger übernahm das Geschäft noch als Filialbetrieb, die endgültige Schließung erfolgte Mitte der 70er Jahre. Heute wird das Gebäude als reines Wohnhaus genutzt. Helmut Okomar verstarb 1986 im Alter von 72 Jahren.

Der Heimatverein Ubstadt-Weiher würde sich freuen, wenn auch Sie uns Ihre Geschichte als ehemaliger Inhaber bzw. Inhaberin eines Geschäfts oder Handwerksbetriebes mitteilen würden. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an unser Vorstandsmitglied Beate Harder, Tel.Nr. 07251/61569. Sie können entweder Ihre Geschichte selbst aufschreiben oder sich von uns interviewen lassen. Bitte helfen Sie mit, dass das Wissen um die ehemalige Geschäfte in unserer Gemeinde nicht verloren geht.

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