Schlachtfeschd in Weiher! – Teil 1

Foto: Rosa Eckert

Ein Schwein zu schlachten ist eher harte Arbeit als ein Fest, dennoch ist der Begriff „Schlachtfest“ für unsere Vorfahren und die damalige Zeit richtig. So war es auf jeden Fall ein Fest, wenn zur kalten Jahreszeit das tägliche Allerlei und der Mangel an Fleisch und Wurst durch den Schlachttag wieder behoben wurden.

Doch es war eine lange Zeit vom Kauf der jungen „Läferlen“ (Ferkel) über die mühsame Aufzucht bis zu den kalten Wintertagen, an denen das Schlachtfest stattfinden sollte.

Im Frühjahr erwarb man die Ferkel, Otto Bader in der Gärtnerstraße in Weiher war hier eine gute Adresse, weitere Ferkel erwarb man von Händlern aus der Mosbacher Gegend, wenn diese im Ort unterwegs waren. Eine eigene Aufzucht, mit einer „Lohs“ (Mutterschwein) selbst Ferkel zu ziehen, war für die meisten Privathaushalte zu aufwendig. Man erwarb immer mindestens zwei Schweine, da der den Tieren eigene Futterneid dabei half, sie schneller zu mästen. Gefüttert wurden die Ferkel mit „Saugrummbierlen“ (kleinen Kartoffeln), die zerdrückt und mit Wasser und Schrot oder Kleie angereichert wurden. Alle Lebensmittelabfälle sowie das Spülwasser vom Geschirr landeten im Sautrog, die Allesfresser verschmähten nichts. Meistens lebten die Schweine in ihrem „Saustall“, der mit Stroh gestreut war und zwei bis dreimal wöchentlich ausgemistet wurde. Im Sommer durften sie auch ab und zu im Hof herumschnüffeln.

Schweine sind sehr intelligente Tiere und bereits seit mindestens 8.000 Jahren vom Menschen domestiziert. Sie sind die bedeutendsten Nutztiere und werden wegen ihres Fleisches gehalten. Im Laufe des Mästungsjahres entwickelte sich in den meisten Fällen eine Bindung zwischen Mensch und Schwein. Man ging respektvoll und dankbar mit dem Tier um und schätzte den Wert des Fleisches in besonderem Maße. Die Menschen waren Selbstversorger und auf die Eigenproduktion ihrer Lebensmittel angewiesen.

Die Hausschlachtung war in unseren ländlichen Gebieten die Regel. Dazu wurde ein Metzger ins Haus bestellt, der das Tier fachgerecht tötete und zerlegte. In jedem Ort, so auch in Weiher, gab es zu allen Zeiten „Hausmetzger“, also ausgebildete Metzgergesellen, die die Schlachtung der Tiere zuhause bei den Tierbesitzern durchführten. Ein Wirbeltier darf laut Tierschutzgesetz nur töten, wer die dazu notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten hat. Das Fleisch darf anschließend nicht an andere abgegeben werden. In Weiher zählte man im 20. Jahrhundert allein um die 20 Hausmetzger, die für das Schlachten der Tiere zur Verfügung standen. Die weitere Verarbeitung des Fleisches erfolgte dann meist durch die Eigentümerfamilie selbst, wobei es oft mehrere Tage in Anspruch nahm bis alle verwertbaren Teile durch Pökeln, Räuchern, Einwecken und später auch Einfrieren haltbar gemacht waren, so dass nichts mehr verderben konnte. Während dieser Zeit mussten alle anderen Arbeiten zurückgestellt werden und häufig wurden auch zusätzliche Helfer benötigt, die dann mit einem Anteil an Fleisch oder Wurst bezahlt wurden.

Einige ehemalige Weiherer Hausmetzger waren bei der Erstellung dieses Berichtes sehr hilfreich, einer davon war Hausmetzger Adolf Krämer (*1949), der von 1963 bis 1966 seine Ausbildung bei der Metzgerei Neithardt in Weiher absolvierte. Insgesamt arbeitete Adolf Krämer hauptberuflich elf Jahre als Metzger bevor er als Kraftwagenfahrer zur Firma Engler in Ubstadt wechselte. Bereits seit seinem dritten Lehrjahr arbeitete er zunächst aushilfsweise, nach der Gesellenprüfung durchgängig im Winterhalbjahr als Hausmetzger in den Haushalten der Familien von Weiher.

Auch Karl Bertsch (*1935), Sohn einer Metzgerfamilie, erlernte den Metzgerberuf in Karlsruhe. Nach einem schweren Unfall und einem Jahr in medizinischer Behandlung konnte er den Beruf nicht mehr ausüben und wechselte zur Deutschen Post. Als Hausmetzger arbeitete er allerdings anschließend noch über viele Jahre. Ebenso als geschätzter Metzger beim jährlich stattfindenden Schlachtfest des Fußballvereins Eintracht Weiher e.V..

Franz Simon (*1940), ebenfalls Metzgerlehrling bei der Metzgerei Neithardt, arbeitete auch nach seinem Wechsel zur Bundeswehr noch viele Jahre als Hausmetzger bei den Tierbesitzern in Weiher.

Alle Metzger berichteten übereinstimmend, dass sie bis in die 1980er Jahre in den Wintermonaten regelmäßig Hausschlachtungen vorgenommen haben, zum Teil sogar zwei oder drei Schweine an einem Tag. Durch die Berufstätigkeit der Metzger und auch vieler Tierhalter war als Schlachttag nur der Samstag möglich. Ein wichtiger Punkt war das Wetter, so war es mangels Kühlmöglichkeit über lange Zeit nur möglich, die Schlachtung an Frosttagen durchzuführen, um das Verderben des Fleisches zu verhindern.

War der Schlachttermin mit dem Metzger vereinbart und auch der Fleischbeschauer informiert, der bereits zwei bis drei Tage vor der Schlachtung das Schwein begutachtete, wartete auf die Familie bereits lange vor der Schlachtung jede Menge Arbeit. Schüsseln, Eimer, Siebe und sonstige Behältnisse mussten heiß ausgewaschen und bereitgestellt werden. Kessel, Holz und Wassereimer wurden hergerichtet. Die Örtlichkeit, meistens der Schuppen oder die Waschküche, musste ausgeräumt, Tische und Regale eingeräumt werden. Die „Briehmuld“ (Wanne zum Brühen des Schweines) wurde vom Metzger oder von anderen Haltern abgeholt. Alle übrigen Geräte und Utensilien wie Messer, Schöpfkellen, Siebe, Schaber, Flaschenzug und Fleischwolf brachte der Metzger am Schlachttag mit.

Für das zerteilte Fleisch wurde die Fuhrrolle (Anhänger von Traktor oder von Tierfuhrwerk) bereitgestellt und mit weißen, ausgekochten Tüchern belegt. Ebenso richtete man bereits das Arbeitstischchen für den Fleischbeschauer hin, auch dieses war mit einem sauberen weißen Tuch bedeckt. Überhaupt war Hygiene sehr wichtig bei der Vorbereitung der Schlachtung und der anschließenden Verarbeitung der Fleischteile.

Für die Hausfrauen begann am Vortag das Schälen von Bergen aus Zwiebeln und Knoblauch. Kartoffeln wurden gekocht und geschält, wenn die Herstellung von „Grummbieraworschd“ (Kartoffelwurst) geplant war. Gewürze, Salz, Wurstzwirn und Brühpech wurden bei „s‘Gärtner Manfreds“ (ehemaliges Kaufhaus Gärtner in der Schulstraße) eingekauft und bereitgestellt.

Schluss folgt.

 

 

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