Paul Etzkorn – Ortschronist und ein vielseitig tätiger Mitbürger seiner Zeit

Paul Etzkorn mit Ehefrau um das Jahr 1930, Bildautor: Paul Lang

Einige unserer Leserinnen und Leser erinnern sich sicher noch, dass sie als kleines Kind beim Sanitäter Paul Etzkorn waren, der ihnen bei Verletzungen oder Schmerzen geholfen hat. Viele kennen ihn auch noch aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern. Anlässlich seines 80sten Todesjahres haben wir unser Mitglied Paul Lang gebeten, seine Erinnerungen über seinen Großvater aufzuschreiben. Wir danken ihm sehr herzlich für diesen Bericht und auch allen darin genannten Vereinen für die Informationen und Fotos.

Hier der Bericht:

„Paul Etzkorn wurde am 10. Februar 1865 als Sohn des Krämers und Fuhrmanns Alois Etzkorn und dessen Ehefrau Eva Katharina geb. Bender in Weiher geboren, weshalb er auch „Krämers Paul“ genannt wurde. Er wohnte in der Hauptstraße 82.

Neben seiner Tätigkeit als Landwirt war er als Kunstmaler tätig und hat außer einigen Bildern, die er seiner Familie hinterlassen hat, Theaterkulissen für Vereine gemalt. Man erzählt sich, dass Paul Etzkorn zu jener Zeit auch zu Fuß nach Speyer gegangen sein soll, um Farbmaterial zu kaufen.

1906 hat er den von 1753 wohl ältesten Ortsplan von Weiher aus Unterlagen aus dem Gemeindearchiv gezeichnet (Abb. im Buch über die Gemeinde des Dorfes Weiher von Günther Haselier).

Etwa 1910 zeichnete er die Wendelinuskapelle auf eine Postkarte, die im Kolonialwarengeschäft Josefine Etzkorn, später Elise Brenner, angeboten wurde.

Auch hat er verschiedene Vereinsfahnen entworfen. So wird berichtet, dass Paul Etzkorn die Fahne des 1913 gegründeten Weiherer Artilleriebundes St. Barbara entworfen haben soll. Auch hat er die Fahne des Turnvereins Weiher, die am 28. Juni 1914 beim Gauturnfest auf dem damaligen Turn- bzw. Festplatz (heute Hauptstraße 152 – 156) geweiht wurde, entworfen. In der Vereinschronik des Turnvereins ist ebenfalls vermerkt, dass Paul Etzkorn praktisch der Organisator des Festes der Fahnenweihe war.

Außerdem war Paul Etzkorn als Heimatforscher und Ortschronist tätig. So verfasste er die Festschriften der Vereine anlässlich besonderer Jubiläen, wie z. B. der Fahnenweihe des Gesangvereins im Jahr 1927. In der Badischen Presse vom 14. Juli 1928 steht unter der Überschrift „Jubiläum des Turnvereins Weiher“ folgendes: „…Besonders genannt zu werden verdient die schlichte, überzeugende Chronikschilderung des alten Ehrenvorstandes Etzkorn…“ In einer Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Turnvereins wird rückblickend auf die am 28. Juni 1914 stattgefundene Weihe der Fahne (s. Foto) des Turnvereins Eintracht Weiher 1903 e.V. von den Verfassern dieser Festschrift, Hauptlehrer Wilhelm Deißler und Ehrenvorstand Josef Böser, Paul Etzkorn als außergewöhnlich vielseitig begabter Mitbürger erwähnt. Bereits 1920 wurde er zum Ehrenmitglied des Turnvereins ernannt.

In der Festschrift anlässlich des 50jährigen Stiftungsfestes mit Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Weiher vom 19. – 21. Mai 1929 stellte er die Geschichte des Ortes Weiher vor. In seinem Beitrag „Mein Heimatdorf Weiher“ schrieb er u.a.: In der Hauptarbeit, der Zigarrenindustrie, werden nur weibliche Arbeitskräfte beschäftigt. Die junge, männliche Bevölkerung sucht ihren Verdienst lieber in den Werkstätten zu Bruchsal und Karlsruhe. Die Abneigung gegen die Zigarrenfabrik wird unter anderem und nicht mit Unrecht damit begründet, weil es die Kräfte nicht aufbraucht und keine rechte Mannesarbeit ist. Lebensgewohnheit und Charakter der hiesigen Bevölkerung hat viel von der unruhigen Art der Pfälzer, an sozialen Schäden fehlt es auch hier nicht; doch ist auch manches Gute hier zu finden.

1931 beauftragte ihn der damalige Pfarrer Dr. Hermann Jos. Bikel damit, für den Druck eines Wendelinusbüchleins die Chronik und Entstehung der Wallfahrt zum hl. Wendelin zu verfassen.

Im Sippenbuch über die Nachkommen des Adam Etzkorn von Michael Prestel ist Paul Etzkorn auch als „Doktor-Ersatz“ für die Weiherer Bevölkerung genannt, da in Weiher vor dem Ende des 2. Weltkrieges kein Arzt ansässig war. Er war Sanitäter und hat 1903 die Sanitätskolonne, später Ortsverein vom Roten Kreuz, mitgegründet. Als kundiger Sanitäter konnte er bei vielen einfacheren Krankheiten bis hin zu einfachen Knochenbrüchen oder auch bei Zahnschmerzen behilflich sein. Mit dem seit 1919 in Unteröwisheim ansässigen Landarzt Dr. Georg Maier hatte er engen Kontakt. Dr. Maier kam bis in die 50er Jahre als Hausarzt auch nach Weiher und man musste seinen Arztbesuch im „Gasthaus zur Rose“ anmelden.

In einem Brief, den der damalige Ortspfarrer von Weiher, Karl Vogel,1941 zu Weihnachten an die Weiherer Soldaten an der Front verschickte, teilte er diesen mit, dass im November der „geistvolle und vielverdiente Mitbürger Paul Etzkorn“ verstorben sei. Paul Etzkorn verstarb am 22. November 1941 in Weiher.“

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