Kochen und Backen wie früher: Apfelkuchen und Kartoffelsuppe oder „Apflkuuchä unn Grumbieräsubb“

Apfelkuchen und Kartoffelsuppe angerichtet. Foto: HV
Apfelkuchen und Kartoffelsuppe angerichtet. Foto: HV

Schattige Alleen wollte er haben. Fürstbischof Kardinal Damian Hugo von Schönborn (1676 – 1743) ließ dazu eigens in seinem Hofgut Altenbürg Anfang des 18. Jh. eine Baumschule anlegen und verordnete den Anbau von Obstbäumen. Hier konnten die Bewohner seines Fürstbistums unentgeltlich Nutzbäume erhalten. Grund dafür war allerdings nicht die Sorge um die gesunde Ernährung seiner Landeskinder, sondern vielmehr seine Freude an schattigen Alleen.

Bei der Ernährung unserer Vorfahren war Obst bis in das 17. Jh. ein wesentlicher Bestandteil. Bis zur Einführung der Kartoffel als Anbaufrucht deckte vor allem Dörrobst aus Äpfeln, Birnen und Zwetschgen den Bedarf an nahrhaften Kohlehydraten. Als ab 1770 aufgrund einer Wetteranomalie durch Ernteausfälle eine mehrere Jahre andauernde Hungersnot ausbrach, begannen die Menschen in Europa Kartoffeln in Massen anzubauen. Der Obstanbau wurde vernachlässigt, umso schwerer traf es die Bevölkerung, als die Kartoffelfäule für einige Jahre die Ernten zerstörte. Die kurz zuvor noch verschmähten Dörrbirnen wurden nun wieder zur Hilfe in der größten Not und bewahrten viele vor dem drohenden Hungertod.

Von Italien aus gelangte der Apfel mit den Feldzügen der Römer etwa um 100 vor Christus nach Nordeuropa und erreichte dort auch bei den Kelten und Germanen schnell mystischen Status. Für die Kelten war der Apfel ein Symbol für Tod und Wiedergeburt, bei den Germanen wachte die Göttin Iduna über goldene Äpfel, die Unsterblichkeit verleihen konnten. So kam auch in den Kraichgau, in das kleine römische Garnisonsstädtchen Stettfeld, im 1. Jh. bereits der Apfel. Und dass auch heute noch in Stettfeld Äpfel zum Leibgericht gehören, beweist das folgende Rezept unseres Mitglieds und Mundartbeauftragten Konrad Kröll.

 
Hier das Rezept im Stettfelder Dialekt:

Boddä:
½ Pfund Mehl
1 Ai
50 gr. Zugga
50 gr. Budda
½ Wäfl Heef
1/8 Lidda Millich

Belag:
1 Becha Schmònd
2 Aia
3 – 4 Äpfl
Je 1 Eßleffl Zugga un Weggmähl, 1 Kaffeeleffl Zimd

Aus allenä Zutadä än scheenä gladdä Heefädaig machä un geh lassä.
Òschließnd auswärglä unn uff ä eigfedds Backblech lejä.

Va dä Belag dä Schmònd midd dä Aia varierä unn uff dä Boddä gewwä.
Nood die Äpfl scheelä, än dinnä Scheiwä schneidä unn uff dä Boddä lejä. Zimd, Zugga unn Weggmähl driwwa schdraijä. Bei 180 Grad ä dreiväddl Schdund baggä.

Grumbieräsubb:
1 Pfund Grumbierä
2 Gälariewä
½ Zellarich
1 Lauchschdengl
1 Zwiwwl
2 Gnowwlichzingä
Salz, Pfeffa unn Muskaad

S‘ Gmies scheelä un gloi schneidä. Ennämmä Haffa mit zwai Lidda Wasser zum Kocha bringä, runnaschaldä und waich kochä. Òschließnd durch än Seija driggä, abschmeggä unn noch ä bissl Ròòm neirierä.

 
Das Rezept wird mit einer Schritt-für-Schritt-Foto-Anleitung und in Hochdeutsch in einer neuen Rubik auf unserer Webseite zu lesen sein, die wir anlässlich 50 Jahre Ubstadt-Weiher gegen Ende des Jahres veröffentlichen werden.

Wir hoffen, dass wir bis dahin eine schöne Sammlung Ubstadt-Weiherer Leibspeisen, die schon von unseren Vorfahren zubereitet wurden, präsentieren können, damit die Geburtstagstafel mit Gerichten aus allen Ortsteilen reichhaltig gedeckt ist.
Gerne nimmt die Koordinatorin der Reihe „Kochen und Backen wie früher – Leibspeisen aus Ubstadt-Weiher”, Beate Harder, Ihre Vorschläge unter Tel. 07251/61569 entgegen.

Fortsetzung der Reihe folgt.

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