Zeuterner Sagen und Geschichten: Wie die Zeuterner zu ihrem Spottnamen kamen

Jubiläumsumzug 1200 Jahre Zeutern. Foto: Theodor Stengel
Jubiläumsumzug 1200 Jahre Zeutern. Foto: Theodor Stengel

Wieder einmal war der Weinzehnt an die fürstbischöfliche Amtskellerei abzuliefern. Die von Kißlau gesandten Fuhrleute waren rechtzeitig in Zeutern eingetroffen, um den Zehntwein in Empfang zu nehmen. Man war streng darauf bedacht, an der Kelter den in Speyrer Eich zu erhaltenden neuen Wein nicht nur aus den schlechten Lagen zu erhalten, denn gar zu oft hatten vorher die Zeuterner Winzer reichlich sauren Wein abgeliefert. Die fürstbischöflichen Fuhrleute waren an besagtem Tage gar freundlich empfangen worden. Die Zeuterner boten ihnen großzügig manchen „Schoppen“ vom vorausgegangenen Jahrgang an, und das Zuprosten wollte kein Ende nehmen.

Als das Pferdegespann gegen Abend in Richtung Stettfeld rollte, war nicht nur das Fass voll! Während die Kutscher ein Nickerchen auf ihrem Bock machten, zuckelten die Pferde auch ohne lenkende Hand ihres Weges. In der Zwischenzeit aber waren die Zeuterner Weinbauern hinter dem Zehntfuhrwerk eifrig am Werk. Sie waren mit einem eigenen Fuhrwerk, auf dem ein leeres Fass lagerte, dichtauf hinterhergefahren. Mit Hilfe langer Schläuche „schläuchelten“ sie das kostbare Nass aus dem fürstbischöflichen Fass in das eigene.

Als dann die Pferde zu aller Verwunderung noch eine Rast einlegten und die Kutscher ihre Köpfe immer tiefer senkten, war es nicht mehr schwer, so lange zu „schläucheln“, bis auch der letzte Tropfen Zehntwein wieder in dem Zeuterner Fass „schwabbelte“. Nach getaner Arbeit machte man schnellstens kehrt, nicht ohne vorher den Spunden gezogen und den Pferden das Kommando zur Weiterfahrt gegeben zu haben.

Die Fuhrleute und die Verwalter der Amtskellerei mögen noch lange über das rätselhafte Verschwinden des Zehntweins nachgedacht haben, die Zeuterner jedenfalls hatten wieder ihren Wein.

Sicherlich ist der Wein jener Zeit längst durch durstige Kehlen gegangen; was sich die Zeuterner aber seit dieser Begebenheit erhalten haben, ist der Spottname „Weinschläuche“, den sie im Kreise benachbarter Orte nicht einmal ohne Stolz tragen, wenn es heißt:

„Eichelberg uff de Heh,
Tiefebach voller Fleh,
Odemer Linsebaich,
Zaitemer Weischlaich.“

Eugen Hollerbach – Zeutern Seite 237

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