Kochen und Backen wie früher: Hühnerfrikassee oder „Hienafrikassee“

Hühnerfrikassee. Foto: Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.
Hühnerfrikassee. Foto: Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Die Menschen bei uns auf dem Lande mussten während und nach dem 2. Weltkrieg nicht so sehr hungern wie in den Städten. In unseren Dörfern hatte fast jeder einen Garten, der Obst und Gemüse lieferte. Auch Futter für Hasen und Hühner war vorhanden, so dass sie in vielen Haushalten gehalten wurden.

Wer in dieser Zeit als Landwirt oder Nebenerwerbslandwirt Äcker bebaute und Wiesen hatte, konnte sich Kühe, Schweine und Geflügel halten. Für die Behörden war er „Selbstversorger“ oder „Teilselbstversorger“ und bekam daher eine gekürzte Lebensmittelkarte (Erlaubnisschein zum Kauf einer Ware).

Zudem unterlag sowohl der Landwirt als auch der Nebenerwerbslandwirt der gesetzlichen Ablieferungspflicht und musste alles, was die Zuteilungsmenge für die Familienmitglieder überstieg, abliefern. Dafür gab es in den Dörfern Sammelstellen.

So war genau festgehalten, wie viele Hühner in einem Haushalt waren, alle überschüssigen Eier mussten abgegeben werden. Wurde ein Huhn geschlachtet, musste auch dies gemeldet werden, es reduzierte die abzugebende Eiermenge und musste eventuell auch selbst abgeliefert werden. Die Meldepflicht für Kleintiere wurde zwar eingehalten, aber in den meisten Fällen nahm man es mit der Anzahl der Tiere nicht so ganz genau. Das hatte zur Folge, dass das ein oder andere Huhn “schwarz“ geschlachtet werden konnte und somit nicht abgegeben werden musste. Geschlachtet wurde ein Huhn spätestens im dritten Lebensjahr, da danach die Legeleistung stark abnahm.

Zeitzeugen erinnern sich, dass Hühnerfrikassee ein sehr häufig gekochtes Gericht war und die Hühner nicht immer die Jüngsten waren. Hühnerfrikassee war Endverwertung für altgediente Legehühner. Lange gekocht, konnte man zum einen eine leckere Suppe erhalten, das Fleisch fand in eben jenem Frikassee Verwendung.

 
Hier ein Rezept im Zeuterner Dialekt „Hienafrikassee“

1 Subbahingele odda a Giggale zum broda
1 Gälarieb , 1 Schdengl Lauch, an halwa Zällarich, Pedaling un ón Gnowlichzinga, Salz un Pfäffa
Zwee Lidda haiß Wassa.

Fó d Buddasooß
150 g. Budda, 150 g. Mähl, Kochbrie fum Hingele, 1 Kächale sießa Róhm, Salz un Pfäffa.

Des Hingele kald abwäscha, ausanónna schnaida un minónna mid dem glóigschniddana Gmies anama gróßa Haffa mid haiß Wassa nóschdella. Des Wassa uffkocha lassa un da nod runnaschalda. Noch zwu Schdund ischs Flaisch waich je noch dem wie ald des Hingele wa. Wónn ma a Giggale (Brodhendl) gnumma had, ischs an 30 Minudda gakochd. Dónn des Hingele aus da Brie nemma a bisl abkiela lassa, dónn fun da Gnocha lesa un an Schdigglen schnaida. Die Brie durich da Flaischbriesaia abschidda un uffd Said schdella.

Fó die Buddasoß da Budda anama Häffele vageh lassa un des Mähl dazu dó un a Óibrenn macha. Mid da Kochbrie noch un noch abläscha un middam Schneebässa a gladde Sooß riara.
Des Kächale Róhm drunna riara un mid Salz un Pfäffa abschmegga. Des glóigschnidda Hingelesflaisch dazu dó un nochamol kódz haiß macha.
Dodazu gidds braida Nudl un griena Zalad.

Dónn winsche allana noch an Guuda!

 
Das Rezept wird mit einer Schritt-für-Schritt-Foto-Anleitung und in Hochdeutsch in einer neuen Rubik auf unserer Webseite zu lesen sein, die wir anlässlich 50 Jahre Ubstadt-Weiher gegen Ende des Jahres veröffentlichen werden.

Wir hoffen, dass wir bis dahin eine schöne Sammlung Ubstadt-Weiherer Leibspeisen, die schon von unseren Vorfahren zubereitet wurden, präsentieren können, damit die Geburtstagstafel mit Gerichten aus allen Ortsteilen reichhaltig gedeckt ist.

Gerne nimmt die Koordinatorin der Reihe „Kochen und Backen wie früher – Leibspeisen aus Ubstadt-Weiher”, Beate Harder, Ihre Vorschläge unter Tel. 07251/61569 entgegen.

Fortsetzung der Reihe folgt.

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