Wue noch glói wa!

Foto: Theodor Stengel/Dominika Grefen

Zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar 2024 beginnen wir mit einer Reihe unserer Mundartbeauftragten, die den jeweiligen Text zum Thema „Als ich noch klein war“ im Ortsdialekt schreiben. Wir beginnen mit der Geschichte unseres Zeuterner Mundartbeauftragten Theodor Stengel, der eine Übersetzung in Hochdeutsch folgt:

„Wue noch glói wa!“

Ja sällamols, wue noch glói wa, swäd äbbanawäg 1957 am Òschdasunndich gwässd sói, da Òschdahaas had noch am Ómd an die Näschda, wuem grichd kadd häbb, an da Schaia schu glegd kadd un me häwwa a schun zmiddaggässa kadd, do isch da Pfischdara Wilhelm,  an Fróind un Schulkómmarad vun móim Gròßvadda, kumma midd sóim Engele Dominika. D‘Dominika isch a bissl elda gwässd wie i un s‘had ghaisa ma wolla an gresara Òschdaschbaziagóng macha. I häh da Pfischdara Wilhelm haid noch sara: I món, me wolla mol hinnare schießa an d‘Uales Kärich. Nadialich had me des sällamols schu indressiead, waile ma unnara Uales Kärich jo äbbas gónz ausagwenlichs vógschdelld häbb. Da Wäg häwwa se as sò ägläd: Me gehna jezd d‘Diflda Hòhl naus, iwa da Eschdringa Wäg un da Dümpfelder Wald ans Fróngraich un gehna iwad Hòfschdroß bis an d‘Uales Kärich. Alsò kumma ma am Billschdeggl, am Ròda Graiz un am Gallas-Kabälle vabei. Sò senn d‘Dominika un i midd unsaran sellamols noch richdich waggara Obara lòsgadrawäddld.

Am Billschdeggl ókumma, häwwe, weile jo selldua a noch d‘Idee kadd häbb, mol Pfarra za wärra, midd da Dominika glai „Meerstern, ich dich grüße“ ógschdimmd. Da folgende Texd wä alladings sicha bei kóinara kärichlicha Priefschdell durichgónga. Schließlich senn ma noch ned gónz an da Saichbladd ókumma gwässd, wu dado alla Zaidama Kih nochamol s‘Bädl gazoja häwwa, wie ma des Gschäfdl vaschdendnissvoll gnennd hadd, hadd doch óna vun unsara Obara schunn an Òschdahaas gsäha kadd, wia grad da Rói nuffgagraddld isch, un glai an därra Schdell hämma s‘äschd blitzablo Òschdaai gfunna. A dónn ball am Ròda Graiz isch dä Òschdahaas, ebb ass man gmärigd häwwa, a da Rói nuff un hadd a ròds Gaggele valóra kadd. Am Rói drówa hämma numma da lieb Hailónd runna gugga gsäa. Gwunnad häwamaras alladings, weila schunn a bissl róschdich wa, wu sen doch näschd am Kafraidich gagraizichd häwwa.

Alsfód hämma uffam Wäg imma widda Òschdahaasa gsäa un imma widda Gaggelen gfunna, wubaias unsa Obara imma widda vasichad häwwa, as des allas gónz richdicha Òschdahaasa wara, weil se jo gónz farawicha Äsch kadd häwwa.

Vagrauld semma alladings gwässd, wu ma ans Fróngreich kumma senn, weil ma do noch ned amol da Eiffelturam gsäa häwwa, numma Feld un Behm. Un do soll Paris sói? Awwa weneschdens häwwama an da Schuhl schbeda sara kenna, ass ma am Fróngreich wara.

Danod waras bschdimmd noch zwónzich Òschdaaia, wu unsa Obara all an d‘Kiddldascha gschdeggd häwwa, un imma widda Haasa, nadialich warama jo noch glói un häwwa jo ned all säha kenna.

Schließlich hämma noch meh wie zäh Òschdaaia äliggad bis ma dónn an da Uhales Kärich ókumma senn. Sò a Kärich häwwama awa bis dadò noch ned gsäa kadd, weil se had kói Wend, kói Fenschdara un koi Dach kadd, un a noch ned amol a Òrijl. Do hede mid da Dominika noch ned amol Pfarrales un Schweschdales schbiela kenna. Allas, was noch do wa, wa blòs a kabuddichs Fundamend.

Dónn hadds ufam Hómwäg noch viel Òschdahaasa kadd un ma häwwa allaweil óifach widda Gaggelen gfunna.

Dahóm ókumma, hämma Blosa an da Fäscha kadd un wu unsa lidaricha Gròßvädda ihara Kiddldascha ausgròmd häwwa, häwwama endlich gmerigd, ass die zwe alda Schlingl imma widda die nehmlicha gfärabda Gaggelen fóras vaschdeggld häwwa. Awwa vagessa häwwama denn Òschdaschbaziagón bis uff da haidich Dag noch ned.

Hochdeutsch-Übersetzung „Als ich noch klein war!“

Ja damals, als ich noch klein war (siehe Foto), es wird ungefähr am Ostersonntag 1957 gewesen sein, der Osterhase hatte nach der Messe schon in die Nester, die ich ihm in der Scheune bereits vorbereitet hatte, gelegt gehabt und wir hatten auch bereits zu Mittag gegessen, als Wilhelm Pfisterer, ein Schulkamerad und Freund meines Großvaters, uns mit seiner Enkelin Dominika besuchte. Dominika (siehe Foto) war etwas älter als ich und es war ausgemacht, dass wir einen größeren Osterspaziergang unternehmen. Ich höre den Wilhelm Pfisterer heute noch den Satz zitieren: “Ich meine, wir wollen uns mal auf den Weg machen zur Ulrichskirche (Östringer Ulrichs-Bruch). Natürlich interessierten mich bereits damals schon solche Dinge, da ich mir unter einer Ulrichskirche etwas ganz Außergewöhnliches vorgestellt hatte. Den Weg haben sie uns folgendermaßen erklärt. Wir gehen nun durch die Tiefelter Hohl (Franzosenhohl, über den Östringer Weg und den Dümpfelder Wald ins Frankreich (Flurnamen) und gehen dann über die Hochstraße (Römerstraße) bis zur Ulrichskirche. Folglich kommen wir dann am Muttergottes-Bildstöckchen, beim Roten Kreuz und beim Gallus-Kapellchen vorbei. So sind die Dominika und ich mit unseren damals noch richtig sportlichen Großvätern losmarschiert.

Am Bildstöckchen angekommen, stimmte ich, da ich seinerzeit noch die Idee hatte, später mal Pfarrer zu werden, gleich „Meerstern, ich dich grüße“ an. Der weitere Text hätte sicherlich keiner kirchlichen Überprüfung standgehalten.
Schließlich waren wir noch nicht ganz an der in Zeutern so genannten „Saichbladd“ angekommen, wo seinerzeit alle Zeuterner Kühe vor dem letzten Anstieg nochmals ihr Geschäft verrichteten, sah doch einer unserer Großväter bereits den ersten Osterhasen eine Böschung hinaufklettern und an genau der Stelle fanden wir das erste dunkelblaue Osterei. Auch gleich dann am Roten Kreuz war der Osterhase durch das Gestrüpp der Böschung verschwunden und wir fanden ein rotes Osterei. Doch am Rain schaute von ganz oben der liebe Heiland auf uns herunter. Verwunderlich war für uns nur, dass er bereits etwas rostig war, da er doch erst am Karfreitag gekreuzigt worden war.

Danach sahen wir auf dem Weg immer wieder Osterhasen und fanden auch immer wieder Ostereier, wobei uns unsere Großväter stets versicherten, dass dies alles richtige Osterhasen seien, da sie doch alle ganz bunte Hinterteile hätten.

Verunsichert waren wir allerdings, als wir ins Frankreich kamen, weil wir da noch nicht einmal den Eiffelturm sahen, nur Feld und Bäume. Und da soll also Paris sein? Aber wenigstens konnten wir später in der Schule berichten, dass wir sogar schon in Frankreich waren.

Danach fanden wir bestimmt noch zwanzig Ostereier, die sich unsere Großväter in die Jackentaschen gesteckt haben, und immer wieder Hasen, natürlich waren wir ja noch klein und haben ja nicht alle sehen können.

Schließlich haben wir noch mehr als zehn weitere Ostereier entdeckt bis wir bei der Ulrichskirche ankamen. So eine Kirche hatten wir aber bis dato noch nicht gesehen, denn sie hatte keine Wände, keine Fenster und auch kein Dach und noch nicht einmal eine Orgel. Hier hätte ich mit Dominika noch nicht einmal Pfarrer und Schwester spielen können. Alles was man sah war nur ein kaputtes Fundament.

Dann gab es auf dem Heimweg immer noch viele Osterhasen und wir fanden noch viele Ostereier.

Zuhause angekommen, hatten wir Blasen an den Fersen und als unsere liederlichen Opas ihre Jackentaschen ausräumten merkten wir endlich, dass die beiden alten Schlingel immer wieder die gleichen Ostereier für uns versteckten. Aber vergessen haben wir beide diesen Osterspaziergang bis auf den heutigen Tag noch nicht.

Right Menu Icon