Von Beate Harder | Mai 2024  

Erneut konnte der Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V. die Geschichte eines Geschäftes in Ubstadt-Weiher, Ortsteil Zeutern, zusammen mit dem ehemaligen Inhaber Reiner Michenfelder aufschreiben, und so für die Nachwelt erhalten und Einblicke in die damalige Zeit geben. Der Heimatverein dankt Herrn Reiner Michenfelder für dieses Interview und unserem Vorstandsmitglied Beate Harder, die dieses geführt und den Bericht erstellt hat.

Wenn auch Sie dazu beitragen möchten, dass altes Handwerk und die Geschichte unserer ehemaligen Geschäfte in Ubstadt-Weiher nicht vergessen werden, so würden wir uns freuen, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen.

„Bei‘s Fridolin‘s…“ Schuh- und Modehaus in Zeutern!
Wie viele andere Jungen seiner Generation war der Zeuterner Bauernsohn Fridolin Michenfelder (1889 – 1967) nach Abschluss der Volksschule 14-jährig in der elterlichen Landwirtschaft beschäftigt. Um ein eigenes Auskommen zu haben, begann er 1908 bei der Zementwarenfabrik Stumpf eine Lagertätigkeit, die er bis 1912 ausübte.

Seinen Traum, herrschaftlicher Diener zu werden, konnte Fridolin Michenfelder von 1913 -1915 verwirklichen, als er die Diener-Fachschule in Köln besuchte. Anschließend war er als Hausdiener unter anderem im Hause des Freiherrn von Fürstenberg in Köln beschäftigt.

Im Jahr 1915 traf ihn die Einberufung zum Heeresdienst des Deutschen Kaiserreiches. Der Erste Weltkrieg wurde von 1914 bis 1918 in Europa, Vorderasien, Afrika, Ostasien und auf den Ozeanen geführt. Etwa 17 Millionen Menschen verloren durch ihn ihr Leben. Er begann am 28. Juli 1914 mit er Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, der das Attentat von Sarajevo vorausgegangen war.

Fridolin Michenfelder kam bei der Schlacht bei Cambrai in Nordfrankreich in englische Gefangenschaft. Hier arbeitete er in der Schuhwerkstatt und erlernte das Schuhmacherhandwerk. Solchermaßen ausgebildet fasste er den Entschluss, sollte er gesund wieder in die Heimat kommen, eine Schuhmacherei und Schuhgeschäft zu gründen.

Fridolin Michenfelder, 1915.

Kurz nachdem der 1. Weltkrieg am 11. November 1918 mit dem Waffenstillstand von Compiègne endete, durfte der junge Fridolin Michenfelder auch wieder in seine Heimat zurückkehren.

1922 war es dann soweit: Fridolin heiratete seine Braut Luise geb. Stiehl (1899 -1980), die Tochter einer alteingesessenen Zeuterner Familie. Von Luises Großeltern erhielten sie ein Haus in der Kapellenstraße, die Lage in der Ortsmitte erwies sich als äußerst günstig für ein Geschäft. So eröffnete das junge Paar am 05. Juni 1922 ein Schuhgeschäft. Da kein Ausstellungsraum vorhanden war, wurden die Schuhe in der „Guten Stube“ des jungen Paares angeboten und verkauft.

Die Nachkriegsjahre waren für Deutschland und damit auch für das junge Gründerehepaar sehr schwierig. Direkt nach dem Sturz des Kaiserreichs hatte das besiegte Deutschland kein Staatsoberhaupt und keine Verfassung. Dazu kamen schwere wirtschaftliche, soziale und finanzielle Probleme wie die Inflation.

Die deutsche Inflation von 1914 bis November 1923 war eine radikale Geldentwertung. Ursache war die massive Ausweitung der Geldmenge durch den Staat in den Anfangsjahren der Weimarer Republik aufgrund der hohen Reparationszahlungen.

Auch Fridolin Michenfelder war durch die hohe Inflation gezwungen, immer kurzfristiger und schneller neue Ware zu beschaffen. Mit dem Fahrrad wurden die Schuhfabriken in Wiesloch angefahren und die Ware gleich auf dem Gepäckträger mitgenommen. Kamen die Arbeiter mit ihrem vom Arbeitgeber ausgezahlten Geld, um schnellstmöglich Schuhe zu kaufen und damit Realwerte zu erwerben, konnte es sein, dass durch die galoppierende Inflation deren Geld schon nicht mehr ausreichte, um das Gewünschte zu erwerben. Ebenso kam es vor, dass Fridolin mit dem eingenommenen Geld kurze Zeit später beim Großhandel durch die rasanten Preissteigerungen nicht mehr einkaufen konnte.

Kapellenstraße, 1930er Jahre.

Am 15. November 1923 wurde die Inflation mit der Einführung der Rentenmark (wertgleich mit der späteren Reichsmark) beendet. So war für die Familie Michenfelder nun auch im beschaulichen Zeutern ein Auskommen nur möglich, weil zusätzlich zum Geschäft noch eine Landwirtschaft sowie Obst- und Weinbau betrieben wurde. Mit Sparsamkeit und großem Arbeitseinsatz konnten diese Aufbaujahre gemeistert werden, zumal die kleine Familie um zwei Kinder angewachsen war. Nach der Tochter Teresia (1923 – 2005) folgte der erste Sohn, Josef (1924 – 2012).

In der Folgezeit machte der junge innovative Geschäftsmann Bekanntschaft mit einem Schuhmachermeister, dessen Arbeitgeber in Heilbronn gerade in Konkurs gegangen war. Schnell beschlossen die beiden, zusammen einen Neuanfang in Zeutern zu versuchen. Und so wurde am 14. Juli 1926 an das Bad. Bezirksamt Bruchsal ein Baugesuch für den Bau einer Schuhmacherwerkstätte mit Verkaufslokal eingereicht und von der Baubehörde genehmigt. Der Bauleiter Maurer Franz Theilacker aus Zeutern realisierte den Anbau mit einer Größe von ca. 100 Quadratmetern. Der zur Kapellenstraße liegende Teil des neuen Gebäudes diente als erweiterter Verkaufsraum, im hinteren Teil wurde die Schuhfabrikation mit den Maschinen aus der in Konkurs geratenen Firma eingerichtet.

Ehepaar Fridolin und Luise Michenfelder, 1940er Jahre.

Leider musste die Produktion, die ausschließlich Kinderschuhe für die nähere Umgebung herstellte, nach kurzer Zeit wegen Schwierigkeiten in der Badisch-Schwäbischen Zusammenarbeit aufgegeben werden. Mit ein paar Maschinen betrieb man die Schuhreparaturwerkstätte weiter, nahm Textilien in das feste Sortiment mit auf. Damit konnten anschließend gute Umsätze erzielt werden.
Da die Wohnräume für die mittlerweile um zwei weitere Kinder (Palottinerpater Martin 1928 -1991) und Trudbert (1932-1982) angewachsene Familie zu klein wurde, beschlossen sie, 1940 das Wohnhaus zu erweitern.

Kapellenstraße, 1940er Jahre.

Der weitere Aufschwung des nun auf Schuhe und Textilien jeder Art spezialisierten Geschäfts wurde allerdings durch die verehrenden Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs ausgebremst.

Josef Michenfelder, ältester Sohn der Familie, der mittlerweile eine kaufmännische Lehre bei der Schuhfabrik Raupp & Co in Karlsruhe-Hagsfeld abgeschlossen hatte, wurde im Juni 1942 zum Militärdienst eingezogen. Bei der Luftwaffe wurde er zum Bordfunker ausgebildet und kam nach Auflösung der Flugstaffel im November 1944 zu den Bodentruppen, wo er den Rückzug aus Ungarn miterlebte. Kurz vor Kriegsende, im März 1945, kam er verletzt in das Marinekurlazarett in Garmisch-Patenkirchen, von wo aus er im Juli 1945 in die Heimat entlassen wurde.
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endeten die Kampfhandlungen in Europa am 8. Mai 1945.

Familie Michenfelder, 1940er Jahre.

Beim Einmarsch der Franzosen 1945 in Zeutern verloren viele Menschen, so auch die Michenfelders, ihre gesamten Wertgegenstände durch plündernde Soldaten. Es wurde geraubt, was nicht Niet- und Nagelfest war, Maschinen, Wertsachen, das Warenlager, private Wäsche, Kleider und Haushaltsgegenstände. Was nicht mitzunehmen war, wurde verwüstet und zerstört.

Der Familie stand, wie den meisten Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg, ein mühseliger Wiederaufbau bevor. Tatkräftig und voller Energie wurde das Geschäft erneut aufgebaut und mit neuen Lieferanten aus dem Württemberger Raum das Sortiment erweitert. Nach dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs und dem Elend der unmittelbaren Nachkriegszeit entwickelte sich das Geschäft in der Folgezeit immer besser.

Der rapide in den 1950er Jahren einsetzende wirtschaftliche Aufschwung bezeichnete man mit dem Schlagwort „Wirtschaftswunder“. Es beschrieb das unerwartet schnelle und nachhaltige Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Wirtschaftswunder verlieh den Deutschen ein neues Selbstbewusstsein, das auch im beschaulichen Zeutern angekommen war.

Zeitzeugen beschreiben die Ehefrau des Gründers Fridolin, Luise Michenfelder, als hervorragendes Verkaufstalent. Die überaus zierliche und schlanke Frau brachte die Ware gezielt an die Kunden und bewerkstelligte es immer wieder, dass auch Zusatzkäufe getätigt wurden.

Der Wohlstand der Wirtschaftswunderjahre war auch im Kraichgau-Dorf Zeutern angekommen und Sohn Josef Michenfelder wandelte auf Freiersfüßen. Obwohl seine Auserwählte, Hildegard Reiser (*1935), Landwirts- und Winzertochter auch aus Zeutern mit ihren Eltern häufig Kunde „bei‘s Fridolins“ waren, trafen sich die jungen Leute zum ersten Mal 1951 am Baggersee in Weiher. Als die 17-jährige Hildegard zur Winzerprinzessin gekrönt wurde, war Josef ein häufiger und gerne gesehener Gast bei den Veranstaltungen in Wiesloch.

Ehepaar Josef und Hildegard Michenfelder, 1953.

Da die Gesundheit von Josefs Mutter Luise nicht sehr stabil war und sie häufig kränkelte, kam von Seiten der Eltern die Bitte, doch baldmöglichst zu heiraten. Im Jahr 1953 gaben sich Josef und Hildegard dann das Ja-Wort. Hildegard war durch die weiterführende Schule im „Sancta“ in Bruchsal und einer anschließenden Bürotätigkeit in Karlsruhe bestens auf die Arbeit im Familienbetrieb vorbereitet. Sie war schnell eine große Stütze und Entlastung für die Schwiegermutter im Geschäft, die sich nun auch mehr auf die Haushaltsführung konzentrierte.

Gleichzeitig trat Josef als Teilhaber in das Schuh- und Textilgeschäft des Vaters ein, bei dem er bereits seit Jahren mitgearbeitet hatte. Am 01. Januar 1953 unterzeichneten Vater und Sohn einen Vertrag zur Gründung einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechtes mit zwei gleichberechtigten Gesellschaftern.

Beste Erinnerungen an „s‘ Fridolin’s“ und die unglaubliche Auswahl und den guten Service hat auch Theodor Stengel, Ortsteilvertreter von Zeutern im Heimatverein. Er kann sich noch erinnern, dass er als kleiner Bub seinen Vater begleiten durfte, der Zeit seines Lebens genau einmal im Jahr eine neue „Kapp“ und eine „Samathose“ (Cordhose) bei Michenfelders erwarb. Dies war übrigens der einzige Einkauf, der Herr Stengel Senior allein tätigte. Dabei war auch noch Fridolin Michenfelder bis in die 1950er Jahre selbst im Geschäft und kümmerte sich um die männliche Kundschaft.

Geöffnet hatte man das Geschäft unter der Woche von 7.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit. Besonders nach der Morgenandacht fanden sich regelmäßig einige Kunden zum Einkauf ein. Samstag war bis in den frühen Nachmittag geöffnet, Sonntag war zwar Ruhetag, dies bedeutete jedoch nicht, dass keine Kundschaft kam. Da man bei „Fridolin“ auch das „letzte Hemd“, also Sterbebekleidung kaufen konnte, war es durchaus üblich, dass mitten in der Nacht die Glocke läutete und die Katholischen Schwestern, die Beistand bei einem Todesfall leisteten, Sterbebekleidung besorgten.

Wegen der knappen Ausstellungsmöglichkeit für die angebotenen Waren boten die Michenfelders einen besonderen Service an: nachdem Hildegard bereits 1958 mit 23 Jahren den Führerschein erworben hatte, chauffierte sie kaufwillige Damen nach Kirrlach zur Damenbegleitungsfabrik Becker. Josef dagegen fuhr mit den Herren zu Joba, ebenfalls eine Bekleidungsfabrik in Kirrlach.

Zeitzeugen beschreiben Hildegard Michenfelder als stets freundliche, zuvorkommende und äußerst kompetente Geschäftsfrau, die jeden Kunden auf das Beste betreute. Ihr Gatte, Josef Michenfelder, ein ruhiger, überlegter und freundlicher Geschäftsmann war ebenso stets um die Zufriedenheit seiner Kunden bemüht. Er widmete sich hauptsächlich dem Einkauf und der Abwicklung der Buchführung, war aber auch jederzeit im Geschäft mit tätig, wo er sich um die Belange der männlichen Kundschaft kümmerte.

Die ohnehin beengten Wohnverhältnisse, in denen sich die Eltern und Josef und Hildegard befanden, Wand an Wand schliefen und eine Küche zusammen nutzten, wurden spätestens nach der Geburt der beiden Söhne Reiner (*1955) und Ralf (*1960) unhaltbar und es wurde neuer Wohnraum geschaffen. So entschloss sich die Familie, die alte Scheune abzureißen. Durch die Hinzunahme eines leerstehenden Lagerraumes konnte sowohl die Wohnung als auch die Verkaufsfläche auf über 100 Quadratmeter erweitert werden.

Nun war die Firma Michenfelder in Zeutern Vollversorger mit Bekleidung, Schuhen, Wäsche, Sportsachen und Gardinen. Sie hatte einen sehr guten Ruf. Auf Anfrage durch die Zeuterner Nähschulschwester, erweiterten die Michenfelders das Sortiment auch gerne um Stoffe, die die jungen Frauen in der Nähschule zu modischer Bekleidung verarbeiteten. Ein weiterer Erwerbszweig war nun auch der Verkauf von individuellen Bettfedern mit Inlett. Die Kunden konnten unter mehreren Qualitäten wählen und Hildegard Michenfelder befüllte das gewünschte Inlett mit einem Sauggerät.

Schaufensteranlage, 1969.

Eine weitere Erweiterung erfolgte 1966 mit einem Anbau von 90 Quadratmetern. Gleichzeitig übergab Fridolin Michenfelder seinem Sohn Josef nun die alleinige Geschäftsführung und zog sich nach und nach aus dem Unternehmen zurück.

Die Kundenschaft im aufstrebenden Modehaus Michenfelder kam nun aus ganz Ubstadt-Weiher, dem gesamten Kraichgau, Odenheim und vielen angrenzenden Ortschaften. Als Lieferanten hatte man renommierte Bekleidungsfabriken in ganz Deutschland,wie beispielsweise die Firma Berk aus Heidelberg (später Betty Barclay Kleiderfabrik GmbH) gewonnen. Schuhe bezogen Michenfelders von dem Hersteller Gabor, Rieker und Elefanten für Kinderschuhe. Ein weiterer wichtiger Verkaufszweig war das große Angebot an Arbeitskleidung und -schuhen. Es konnte von der Latzhose über die Arbeitsjacke bis zu den Stiefeln alles hier erworben werden.

Betriebsjubiläum, 1972.

Beim Spaziergang im Dorf gehörte ein Halt bei den Michenfelderschen Schaufenstern immer dazu. An Martini bei der Zeuterner Kerwe fand stets ein Sonderverkauf statt und es war auch am Kerwesonntag geöffnet, um der Kundschaft aus Nah und Fern Gelegenheit zu geben, zu Sonderpreisen einzukaufen.

Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und um den Verkaufsraum optisch ansprechender zu gestalten, wurde in den folgenden Jahren viel investiert: 1969 wurde die Schaufensteranlage erneuert und 1971 im Garten ein Neubau errichtet. So entstanden ein Wohnhaus, sowie ein Verkaufsraum von 65 Quadratmetern. Die gesamte Verkaufsfläche wuchs nun auf eine Fläche von 270 Quadratmeter an. Durch die größeren Geschäftsräume war es nun möglich, das Sortiment besonders auch im textilen Bereich zu erweitern. Der Eintritt in verschiedene Einkaufsverbände erleichterte dem Unternehmen den Einkauf, die Verkaufsförderung und die Betriebsführung.

Anbau Wohnhaus, 1972.

Ein modischer Renner der frühen 70er Jahre war in den dörflich geprägten Gemeinden die überaus beliebte Kittelschütze. Aus strapazierfähiger Baumwolle in Uni oder bunten Mustern durfte sie in keinem Kleiderschrank fehlen.

Der stärkste Verkaufstag war nun der Samstag geworden, da immer mehr Frauen berufstätig waren und nur Samstag ihren Kaufwünschen nachgehen konnten.

Mit Sohn Reiner (*1955) stand auch bereits die nächste Generation bereit. Er wuchs zusehends in die Fußstapfen von Vater und Großvater hinein. Nach der Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei der Firma Hertie GmbH in Karlsruhe, wurde er nach der Übernahme zum Substituten ausgebildet, wo er anschließend in dieser Position zwei Jahre in Frankfurt beschäftigt war. Im Jahr 1979 verließ er das Unternehmen und begann ein Studium an der Lehranstalt des Deutschen Textileinzelhandels in Nagold. Dort legte er 1981 die Prüfung zum Textilbetriebswirt ab und trat anschließend in das elterliche Geschäft ein.

Nach der Heirat von Reiner mit Andrea geb. Menrath (*1959) 1984 übernahm das junge Paar das Geschäft im Mietverhältnis. Auch in den folgenden Jahren wurde ein stetiges Wachstum erreicht. Durch die Verlegung des Schuhlagers konnte der Verkaufsraum für Schuhe vergrößert und neugestaltet werden. Im Garten wurden Garagen und gleichzeitig Kundenparkplätze errichtet, da nun immer mehr Kunden von außerhalb mit dem Auto kamen.

In den 80er Jahren beschäftigte das Unternehmen neben den mitarbeitenden Familienangehörigen Reiner, Andrea, Josef und Hildegard, eine Vollzeitkraft, eine Teilzeitkraft und eine Auszubildende.
Werbung betrieb das Unternehmen in den regionalen Zeitungen, Prospekten und Festschriften der Vereine.

Kurz nachdem Reiner das Unternehmen übernommen hatte, hielt auch die elektronische Buchführung ihren Einzug

Abriss altes Wohnhaus, 1991.

Auch in den 90erJahren tätigte die Unternehmerfamilie weitere Umbaumaßnahmen. Das in der Zwischenzeit lehrstehende Wohnhaus wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Hierdurch entstand im Erdgeschoß zusätzliche Verkaufsfläche von ca. 90 Quadratmetern, ebenso im Obergeschoß, das zur Hälfte als Lager genutzt wurde. Im Anbau wurden eine Toilettenanlage und im Obergeschoss ein Büro eingerichtet. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde die gesamte Inneneinrichtung sowie die Schaufensteranlage neugestaltet. Im Jubiläumsjahr 1997 konnte man auf einer Gesamtverkaufsfläche von ca. 400 Quadratmeter Mode für Damen, Herren und Kinder anbieten. Nun waren neben Reiner und Andrea Michenfelder zwei Vollzeitkräfte, zwei Halbtagskräfte und eine Aushilfskraft beschäftigt.

Nach dem Umbau, 1997.

Besonders gefiel der Kundschaft, dass es jederzeit möglich war, eine Auswahl an Kleidung mit nach Hause zu nehmen und nach der Anprobe wieder zurückzubringen. Obwohl seit der Anfangszeit immer Umkleidekabinen vorhanden waren, bevorzugten doch einige Kunden diesen Service. Vor allem Senioren, die nicht mehr so mobil waren, nutzten dies, denn so konnten sie zu Hause in aller Ruhe anprobieren.

Reiner Michenfelder schaute in den 90er Jahren mit seinem breitgefächerten Angebot, eine Familie an einem Ort komplett einzukleiden, sehr optimistisch in die Zukunft. Er hoffte noch, dass das Geschäft einst durch seine Nachkommen in der vierten Generation fortgeführt werden könne. Strukturwandel, Änderung der Einkaufsgewohnheiten, Internethandel usw. haben allerdings dazu geführt, dass immer mehr örtliche Geschäfte schließen müssen.

Bei Michenfelders fiel diese Entscheidung 2022 nach 100 Jahren Geschäftstätigkeit, zusammen mit dem altersbedingten Ruhestand. Heute freuen sich Reiner und Andrea Michenfelder darauf, das Leben etwas entspannter anzugehen, sich die Arbeit in Haus und Garten einzuteilen und vor allem auf ihre neue Rolle als Großeltern.

Hildegard Michenfelder erfreut sich im Kreis ihrer Familie, den Enkeln und Urenkeln auch mit 88 Jahren noch einer stabilen Gesundheit und ist im Zeitalter des Internets mit Alexa, YouTube und WhatsApp bestens ausgerüstet.

Ehepaar Michenfelder bei der Betriebsaufgabe, 2022.

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