Von Beate Harder und Alfons Woll | September 2024
Seit dem Frühmittelalter ist in Malerei und Plastik die Darstellung des Gebets Jesu im Garten Gethsemane weit verbreitet. Ölberggruppen entstanden als Andachtsstätten im christlichen Raum. Da ein Großteil der Bevölkerung des Lesens und Schreibens nicht mächtig war, waren bildliche Darstellungen die beste Möglichkeit, um wie beim Ölberg das Leben und Leiden Jesu Christi aufzuzeigen und verständlich zu machen. Um 1500 besaß fast jede katholische Pfarrkirche in Mitteleuropa eine Ölberggruppe als Relief oder vollplastische Darstellung. Die Gruppe wurde an der Süd- oder Friedhofseite (Mahnung und Trost) aufgebaut.
In Stettfeld findet man den Ölberg an der Südseite der St. Marcelluskirche, direkt beim Turm. Vermutlich wurde er um 1480 gefertigt. Aufgrund der mehrfach durchgeführten Restaurierungen ist aber das genaue Entstehungsdatum nicht mehr zu bestimmen.
Franz Josef Mone, Mitte des 19. Jahrhunderts Leiter des Karlsruher Generallandesarchivs, schlug daher eine Datierung des Stettfelder Ölbergs um 1520 vor. Mit dieser Zeitangabe hätte er ihn in eine Reihe von weiteren Ölbergen aus Kraichgau und Bruhrain gestellt, bei denen es sich seiner Meinung nach um Sühnen handelte, welche die an der Bundschuhverschwörung von 1502 sowie dem Bauernkrieg von 1525 beteiligten Gemeinden auf Speyerer Geheiß aufzustellen hatten.
Sehr eindrucksvoll bei dem Ölberg in Stettfeld sind die schlicht ausgeführten Figuren, die unter einem einfach gehaltenen Rippengewölbe zu sehen sind. Während die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes, schlafen, reicht ein Engel Jesus den Leidenskelch.
In einem Rippengewölbe ist bei einer Verschneidung ein Schild mit zwei gekreuzten Haken ausgemeißelt, wahrscheinlich ein Handwerker- oder Stifterzeichen.
Quelle: Stettfeld 2000 Jahre Geschichte
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