Von Beate Harder | August 2024
Das alte Rathaus in der Kirchstraße / Ecke Unterdorfstraße wurde 1750 als zweistöckiger, massiver Barockbau mit Madonnen-Nische erbaut.
An der Hausseite in der Kirchstraße sieht man den Pranger, an dem in früherer Zeit kleine Strafen vollstreckt wurden. Der Übeltäter wurde hier angekettet (angeprangert) und war dem Spotte der Mitbürger ausgesetzt, die ihn anspucken und verhöhnen durften, auch das Bewerfen mit Gegenständen war üblich. Er war bis Ende des 18. Jahrhunderts in Gebrauch.
Der Pranger oder Schandpfahl war ein Strafwerkzeug in Form einer Säule oder Plattform oder, wie hier in Zeutern, einer Nische an der Rathauswand. Hier wurde der gefesselte Verurteilte öffentlich vorgeführt. Zunächst als Folter-Werkzeug und Stätte der Prügelstrafe erlangte der Pranger ab dem 13. Jahrhundert weite Verbreitung zur Vollziehung von Ehrenstrafen. Er diente den Städten auch als äußeres Zeichen der Gerichtsbarkeit. Aus diesem Grunde durfte auch die mittelalterliche Stadt Zeutern, der 1286 durch König Rudolf von Habsburg die Stadtrechte verliehen wurden und die dadurch eine eigene Gerichtsbarkeit hatte, einen Pranger führen. Vor dem Neubau des Rathauses gab es vermutlich auch bereits an anderer Stelle einen Pranger, dessen Standort und Form leider nicht bekannt sind.
Die Strafe bestand dabei vor allem in der öffentlichen Schande, welche der Verurteilte zu erdulden hatte und die vielfach ein normales Weiterleben in der Gesellschaft unmöglich machte oder sehr erschwerte. Ältere Zeuterner Mitbürger berichteten aus früheren Erzählungen, dass vormals Personen, die oft aus blanker Not Kleinvieh oder Lebensmittel entwendet hatten, einen Tag in den Pranger stehen mussten.
Der Zeuterner Pranger wurde während der „Franzosenzeit“ (1795 – 1802) von den französischen Revolutionstruppen demoliert und die Ketten entfernt.
Mitglieder des Heimatvereins ersetzten aus dekorativen Gründen diese wieder. Heute müssen nur noch bei Nachtwächterführungen des Heimatvereins meist unschuldige Kandidaten wenige Minuten darin verweilen.
Quelle: Eugen Hollerbach “Zeutern”
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