Beate Harder | Februar 2025
Den ersten Bericht über eine Schule in Weiher erfahren wir durch einen Visitationsbericht des Jesuitenpaters Martin Metz im Jahr 1683, nämlich: „Keine Schule“! Auch knapp 20 Jahre später lesen wir 1700 im Visitationsbericht der Patres: „Es ist kein Lehrer vorhanden, da die Gemeinde kein Gehalt zahlen will!“
1707 beschreibt Pfarrer Johann Baptist Mertz seine Probleme mit dem vorhandenen Lehrer, der gleichzeitig Mesnerdienste ausführte und Glöckner war. Denn die Eltern wollten jenen nicht mehr bezahlen und „wegen sotaner schlechter Competenz“ hätte er den Schuldienst schon längst aufgeben sollen.
Auch 1724 beklagte sich die Gemeinde beim bischöflichen Generalvikariat, wie ihre Jugend mit dem „seither genossenen alten Schulmeister Joseph Nesthoff zu schlecht, ja höchst übel versorgt sei. Er wäre selbst im Schreiben unerfahren und auch nicht imstande, die Kinder im Lesen zu unterrichten. Weil er außerdem ein Bauersmann sei und in Weiher seine Güter habe, pflege er nur fünf Wochen vor und nach Weihnachten Schule zu halten.“
In den folgenden Jahrzehnten wechselten in kurzer Reihenfolge die Lehrer. Ursächlich hierfür war sicherlich auch die geringe Bezahlung und der damalige schlechte soziale Stand des Lehrers. Erst im Jahre 1818 erfahren wir wieder von einem Lehrer in Weiher: Lehrer Schneider, der 1824 um einen Gehilfen bat, da 135 Schüler in einer Klasse zu unterrichten waren. Diesen bekam er allerdings abgelehnt. Die Stelle für einen Unterlehrer wurde gerade einmal nach Inkrafttreten des Schulgesetzes im Jahre 1835 eingerichtet.
Nachdem Lehrer Schneider 1837 nach Zeutern versetzt wurde, unterrichtete der Schullehrer Franz Josef Schäfer. Dieser ersuchte 1842 darum, dass man ihm die Tätigkeit des Kirchenuhraufziehens abnehme, was ihm allerdings mit der Anmerkung, dass der Schullehrer schon immer Mesnertätigkeiten ausgeführt hat, abgelehnt wurde.
Besonders beliebt war Unterlehrer Schmieder. Er gründete mit jungen Männern in Weiher 1861 einen Gesangverein. Da er aber mit seinen Sangesbrüdern sonntags in der Gegend und besonders in Wirtshäusern herumzog und es einmal in Hambrücken zu einer Rauferei kam, wurde ihm die Gründung des Gesangvereins nicht als Verdienst angerechnet. Vielmehr wurde er beim Oberkirchenrat angezeigt und anschließend strafversetzt.
Die Schule in Weiher ist wie in den meisten anderen Dorfgemeinden keine sehr alte Einrichtung. Vor dem Dreißigjährigen Krieg dürfte sie schwerlich schon bestanden haben.

In einem Vogteigerichtsprotokoll von 1835 wurde festgestellt: „Das hiesige Rat- und Schulhaus ist in einem total baufälligen und wirklich auch Gefahr drohenden Zustand gefunden worden, dass selbst abgesehen von allen anderen Rücksichten dieses Gebäude schon in polizeilicher Rücksicht müsste abgetragen werden.“ Das Schulhaus selbst war vermutlich ein Gebäude, das nur ein einziges Schulzimmer enthielt. Schließlich wurde bei einer Ortsbesichtigung festgestellt, dass das Schulzimmer für mehr als 140 Kinder um mehr als die Hälfte zu klein war. Es käme nur ein Abbruch und ein vollständiger Neubau in Frage. Eine Vergrößerung lehnte die Bürgerschaft jedoch ab. Man hielt es nicht für notwendig und begründete es mit der Armut der Gemeinde. Nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Jahre 1835 und der Umsetzung in der Folgezeit, war ein Neubau allerdings nicht mehr aufzuschieben.

Durch den Zukauf eines Wohnhauses neben dem bisherigen Rat- und Schulhaus konnte endlich 1838 ein Neubau erfolgen und neben einer Ratsstube für die 188 Schulkinder ein zweiter Schulraum eingerichtet werden. Nach dem Ausbau mit einem weiteren Stockwerk, standen nun im beginnenden 20. Jahrhundert immerhin drei Schulsäle zur Verfügung. In den zur Hauptstraße liegenden Zimmern waren die Räumlichkeiten der Gemeindeverwaltung untergebracht.
Trotzdem war das Gebäude auf die Dauer zu klein. Im Jahre 1908 wurde es durch ein neues, nun reines Schulhaus im hinteren, westlichen Bereich, in der neu erschlossenen Schulstraße, ersetzt.
Im alten Rat- und Schulhaus verblieben im Erdgeschoss die Räumlichkeiten der Gemeinde und außerdem wurde ein Raum für die Kochschule eingerichtet. Hier gingen die Mädchen der zwei letzten Schuljahrgänge der Volksschule einmal wöchentlich zum Kochunterricht.

Dieses Schulgebäude diente seinem Zweck, bis es 1962 in westlicher Richtung in der Schulstraße durch ein Schulhaus ersetzt wurde, das eines der modernsten im Landkreis war.

Nach der Gemeindereform, während der sich 1970 zunächst Ubstadt und Weiher, 1971 Stettfeld und 1972 Zeutern zusammengeschlossen haben, wurde auch das Schulwesen in der frisch gegründeten Gesamtgemeinde neu geordnet. Zunächst wurden die Hauptschüler der Jahrgangsstufen 5 bis 7 aller vier Ortsteile in Weiher unterrichtet. Dazu wurde ein Provisorium in Form eines Holzgebäudes, dem „Pavillon“, angeschafft und im südlichen Bereich des Pausenhofs parallel zum alten Rathaus aufgestellt.

Die Klassen 8 und 9 der Hauptschule wurden zusammen in Ubstadt unterrichtet, bis die dortigen Gegebenheiten es zuließen, dass die Hauptschule komplett in Ubstadt angesiedelt wurde. Anschließend wurden in den Gemeinden Weiher, Stettfeld und Zeutern nur noch die jeweiligen Grundschüler unterrichtet.

Der „Pavillon“ oder die „Baracke“, wie die Schüler das Gebäude liebevoll nannten, steht übrigens heute noch auf unserer Gemarkung: Er beherbergt die Gaststätte „Vogelnest“ in Stettfeld.
Quelle: Haselier, Geschichte des Dorfes und der Gemeinde Weiher am Bruhrain
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