Beate Harder | März 2025
Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über das Schulwesen in Zeutern finden sich im Zeuterner Kirchenvisitationsbericht aus dem Jahre 1683. Hier wird über einen Schulmeister Johannes Georg Sauer berichtet. Ob und wie lange es vorher bereits einen Schulmeister gab, ist nicht bekannt.
Das größte Problem bei der Einsetzung eines Lehrers war immer die Bezahlung. In einem Bericht von 1695 wurde festgehalten, dass die Gemeinde nicht in der Lage war, einen eigenen Lehrer zu besolden. Nach den langen Kriegsjahren, in denen die Dörfer geplündert, gebrandschatzt und ausgeraubt wurden, waren die Kassen leer. Um einem Lehrer ein Auskommen zu ermöglichen, übertrug man ihm daher gerne auch Messner und Organisten Aufgaben. Mit diesen Betätigungsfeldern hatte er eine solide Lebensgrundlage.
Die Umsetzung der fürstbischöflichen Schulpflicht durch Kardinal Schönborn 1729, stellte eine weitere Herausforderung dar. Da die Arbeitskraft der Kinder dringend benötigt wurde, waren die Eltern nicht begeistert, ihre Kinder zur Schule zu schicken. In einem Schreiben an das bischöfliche Vikariat vom 13. März 1736 beklagt sich der Schulmeister, dass die Eltern ihre Kinder so schlecht in die Schule schicken, dass kaum 50 Kinder den Winter durch in der Schule waren, obwohl etwa 200 Kinder in Zeutern schulpflichtig seien. Der Schulmeister Liborius Braun sendet am 17. Januar 1756 gar ein Schreiben an das Vikariat Speyer und bittet darum, dass die Eltern Befehl erhalten, die schulpflichtigen Kinder winters und sommers fleißig zur Schule zu schicken. Später berichtet er weiter, dass der Befehl schlecht befolgt wurde: „Ein oder zwei Tage kommen sie und 14 Tage bleiben sie zu Hause, wo doch jederzeit die Schuld an den schlechten Kenntnissen dem Schulmeister auf das Gewissen gelegt wird.“
Hatte der Schulmeister wenig Kinder zu unterrichten, so erhielt er in der Zeit auch weniger Lohn, denn für jedes unterrichtete Kind erhielt er einen Kreuzer in der Woche. Nur ein Teil des Einkommens stand auf andere Weise fest.
Der Schulmeister erhielt im 18. Jahrhundert seinen Lohn von der Gemeinde in Naturalien, 10 Malter Korn, 1 Ohm Wein, ein Acker von einem Viertel. Als Messner stand ihm nochmals 6 Ohm Wein als Zehnt zu. Außerdem von jedem Bürgen einen Laib Brot.
Als die Zahl der Lehrer wegen zunehmender Kinderzahl zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhört werden musste und der Zehnt und andere Naturbesoldung abgelöst wurde, ging der Schulzehnt an die Gemeinde über. 1841 hieß es: Gehalt des Hauptlehrers 200 Gulden, Gehalt des Unterlehrers 135 Gulden. Später ist zu lesen, dass jeder Hauptlehrer freie Wohnung, Schulgeld und ein Normalgehalt nach dem Gesetz vom März 1845 zusteht, welches komplett aus der Gemeindekasse bezahlt wird.
Die Gemeinde erhob zur Bestreitung der Schulkosten allerdings von den Bürgern Schulgeld. Im Jahre 1852 waren das von jedem Schulkind jährlich 24 Kreuzer. Im Laufe der Jahrhunderte war durch Stiftungen ein Schulfonds entstanden, aus dem arme Kinder unterstützt und manche Schulbedürfnisse bestritten wurden. 1851 erhielten so 109 „notorisch“ arme Kinder aus den Schulfondszinsen etwa 120 Gulden für Bücher, Schiefersteine und Schreibpapier.
Ein erstes Schulzimmer wurde in Zeutern 1719 im Rathaus eingerichtet. 1777 baute man in der Kirchgasse ein eigenes Schulhaus. Es wird wie folgt beschrieben:
„Hofreite mit daraufstehendem einstöckigem Schulhaus, wo runtere ein gewölbter Keller, dann im 1. Stock hinter dem Eingang das Schulzimmer mit Kammer und Küche des ersten Hauptlehrers, oben im Speicher noch ein Zimmer. Das ganze unter dem Dach. Nebengebäude sind eine Scheune, zwei Rindviehställe und ein Holzschopf mit zwei Schweineställen. Hierzu gehören anliegender Garten und ein Acker im Löhl.“
Sowohl der Raum im Rathaus als auch das Schulhaus wurden beide zusammen genutzt und man sprach von einem oberen und unteren Schulhaus. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Situation immer unerträglicher und man plante einen Schulhausneubau. Da aber die Erbauung des Schulhauses einen enormen Kostenaufwand erforderte, verzögerte sich der Bau Jahr um Jahr. 1838 berichtete die Gemeinde an das Oberamt Bruchsal: „der Bau des neuen Schulhauses kann dieses Jahr unmöglich vorgenommen werden, da die Gemeinde drei Brücken bauen muss, die keinen Aufschub leiden. Die Gemeindekasse ist stark verschuldet und kann nicht noch ein Schulhaus finanzieren.“

1907 wurde endlich ein neues Schulhaus errichtet. Lange und schwierige Verhandlungen waren vorausgegangen. Das Gebäude wurde in den Garten beim alten Schulgebäude gestellt. Es enthielt vier Schulräume von jeweils 60 qm, ein kleines Bücherzimmer und Toilettenanlagen, die von Anfang an nicht den Anforderungen entsprachen. Zusammen mit dem Schulhaus wurde ein Lehrerwohnhaus erbaut, das auf dem Platz des alten, nun abgerissenen Schulhauses stand.
Bei den hohen Schülerzahlen war das Schulhaus bald zu klein und man musste, wie in früheren Jahren, die Schulräume im Rathaus mitbenutzen.

Nach Ende des 2. Weltkrieges, in der Zeit größter Wohnungsnot, dienten einige Räume im Rathaus als Lehrerwohnung. Zwei Schulsäle und ein als Schulküche genutzter Raum im Obergeschoss des Rathauses überbrückten die Schulraumnot.

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war die Schulsituation in einem dermaßen schlechten Zustand, sowohl die räumlichen als auch hygienischen Verhältnisse waren nicht mehr zumutbar. Unterrichtet wurde in vier Schulräumen im alten Schulhaus, wo ab und zu auch einmal eine Maus in die Unterrichtsräume hineinschaute.

Zwei Schulräume waren im Saal des historischen Rathauses untergebracht, mit gutem Blick zur ehemaligen Metzgerei Botz. Hier konnten die Schüler Zeuge werden wie das Schlachtvieh angeliefert wurde und auch schon einmal einer Schlachtung vom Fenster aus beiwohnen.

Einen Turnraum gab es überhaupt nicht, das Vordach des alten Clubhauses des FC musste hier herhalten.

Der Koch- und Handarbeitsunterricht wurde im alten Pfarrhaus im Saal abgehalten. Sämtliche sanitären Anlagen waren in einem absolut desolaten Zustand und eigentlich nicht mehr nutzbar.
Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, beschloss 1969 der Elternbeirat der Volksschule, einen Schulstreik auszurufen und forderte die Eltern der Zeuterner Schulkinder auf, ihre Kinder in der Zeit vom 14. – 16.7.1969 nicht in die Schule zu schicken. Viele Eltern folgten dem Aufruf und man erreichte damit eine große Aufmerksamkeit auf die anstehenden Probleme. Immerhin erreichte man damit, dass die Planung im Gemeinderat und der Gemeindeverwaltung endlich vorangetrieben wurde.

Natürlich war man sich in der Zeuterner Gemeindeverwaltung schon langem darüber im Klaren, dass dringend ein Schulneubau anstand. Zum einen wurde Geldmangel als Grund angegeben, zum anderen konnte man sich aber anscheinend einfach nicht darauf einigen, was überhaupt gemacht werden sollte. Endlich, am 30.05.1970, wurde der 1. Spatenstich für die neuen Grundschule im Gewann „Aue“ vollzogen.
Quelle: Eugen Hollerbach, 1200 Jahre Zeutern
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