von Emil Machauer

Zur Erforschung der Weiherer Hirschstraße hat sich unter der Leitung der Ortsteilvertreterin von Weiher im Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V., Ursula Hohl, eine Arbeitsgruppe gebildet (Bild der Arbeitsgruppe anzeigen). Deren Mitglieder sind: Arthur Böser, Bruno Böser, Robert Händel, Emil und Gisela Machauer, Elisabeth Theilacker und Gertrud Zimmermann. In vielen zeitaufwändigen Gesprächen haben sie Zeitzeugen befragt und recherchiert. Vielen Dank dafür!

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Dankenswerterweise haben sich für die Erforschung der Hirschstraße auch unsere Mitglieder Ehrenvorsitzender Dr. Waldis Greiselis sowie unser, in der Hirschstraße wohnendes, Ehrenmitglied Karl Simon erneut als Berater zur Verfügung gestellt.

Da unser Mitglied Emil Machauer einige Erfahrungen bei der Erforschung der Ritter- und Brunnenstraße sammeln konnte und er und seine Frau Gisela eine Zeitlang in der Hirschstraße gewohnt haben, wurde er von unserer Vorsitzenden Ursula Hohl gebeten, den Bericht über die Hirschstraße zu erstellen. Der Heimatverein Ubstadt-Weiher ist Emil Machauer zu großem Dank verpflichtet, dass er erneut diese Aufgabe übernommen hat.

Die Vorbereitungsgruppe erarbeitete einen ersten Entwurf. Dieser wurde mit interessierten jetzigen und ehemaligen „Hirschsträßlern“ im Gasthaus „Zum Ritter“ in Weiher am 24. Mai 2019 diskutiert. Dazu wurde öffentlich eingeladen.

Außerdem wurden am 28. Juni 2019 in einer sehr gut besuchten öffentlichen Veranstaltung historische Fotos über das Leben, Arbeiten und Feiern in der Weiherer Hirschstraße gezeigt (Foto anzeigen). Dort kamen aus dem Teilnehmerkreis weitere Hinweise für die Erforschung der Hirschstraße.

Der Heimatverein verfolgt auch mit dieser Veröffentlichung insbesondere folgende Ziele:

  1. bevor es in Vergessenheit gerät, schriftlich festzuhalten, wer oder was die Hirschstraße, als die zweitälteste Straße in Weiher, geprägt hat;
  2. dass die heutige und künftige Generationen mit diesem Wissen ihre Wurzeln in der Hirschstraße noch besser verstehen können und
  3. früheres Brauchtum oder Lebensabläufe auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

In der Beschreibung zur Hirschstraße wurden, soweit recherchierbar, aufgenommen: sämtliche Geschäfte, selbständig Tätige und Handwerksbetriebe soweit Erinnerungen zurückreichen, Personen, die einen Verein mitgegründet haben, sofern sie zu diesem Zeitpunkt in der Hirschstraße gewohnt haben, sowie Persönlichkeiten des öffentlichen oder kirchlichen Lebens oder Besonderheiten der Straße.

Dank des Verfassers:
Vielen Dank an alle, die mit Rat und Tat, Fotos mit historischen Hinweisen und weiteren Unterlagen bei der Erforschung der Weiherer Hirschstraße mitgewirkt haben, insbesondere der Gemeindeverwaltung Ubstadt-Weiher.
Sie alle haben dazu einen Beitrag geleistet, dass die nachkommenden Generationen das Wissen um die Geschichte und das Leben in der Hirschstraße nachvollziehen können und es nicht verloren geht.
Ich bedanke mich auch bei den Mitgliedern des Arbeitskreises „Erinnerungen an die Weiherer Hirschstraße“ für ihren Arbeitseinsatz.
Mein besonderer Dank gilt der Vorsitzenden und Ortsteilvertreterin von Weiher im Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V., Frau Ursula Hohl, für die sehr große Unterstützung bei der Erforschung der Hirschstraße.

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Vorbemerkung zur Lage und zum Namen der Hirschstraße

Die Hirschstraße befindet sich auf dem Gewann „Mulde“. Der Gewannname „Mulde“ wird im Zinsbuch von 1401 wie folgt erwähnt: „2 Stück Ackers in der Molten“. Er taucht auch in späteren Urkunden in abgewandelter Form immer wieder auf. So ist in einer Urkunde von 1614 von „einem halben viertel Acker jn der Malten“ (so im Original) die Rede. In einem alten Flurbuch von Weiher aus dem Jahr 1754 ist eine genaue Lageskizze des Dorfes überliefert mit der Anmerkung: „abgemessen und hierauf gezeichnet durch den in hohen herrschaftlichen Pflichten stehenden Geometer Ernst Friedrich Göhring in den beiden Monaten Februar und März 1753“. Weiher stellt sich auf der Skizze als ein reines Straßendorf dar. Entlang der heutigen Hauptstraße, mit dem Ansatz einer kleinen Seitenstraße (Hirschstraße) knapp nördlich der Kirche.

Ortsplan Weiher
Quelle: Ortsbuch Weiher

Dazu ist zu sagen, dass sich auf diesem Plan des Jahres 1753 (s. Foto) doch schon die Hauptstraße und die jetzige Hirschstraße deutlich abzeichnen. Die Hirschstraße ist daher die zweitälteste Straße in Weiher. Die von der Hirschstraße abzweigende Ritterstraße ist dort weniger deutlich erkennbar.

Aus dem Plan des Jahres 1878 ist erwartungsgemäß eine bedeutende Erweiterung des Ortsetters seit dem Jahre 1753 festzustellen, die der Zunahme der Bevölkerung in diesem Zeitabschnitt entspricht. Nicht nur erscheint die Hirschstraße sehr stark ausgebaut, auch die kurvenförmig verlaufende Ritterstraße stellt jetzt eine dicht bewohnte Verbindung von der Hirschstraße zur nördlichen Hauptstraße hin dar.

Der zweite Friedhof von Weiher – der erste Friedhof befand sich bei der Pfarrkirche St. Nikolaus – lag an der damals unbebauten Seite der Hirschstraße (jetzt gerade Hausnummern). Die letzte Bestattung auf diesem Friedhof wurde im Jahre 1884 vorgenommen (ein Teil der damaligen Friedhofsmauer steht heute noch beim Anwesen Haus Nr. 22, bei der Einmündung in die Rudolf-Händel-Straße).

Nachdem der alte Friedhof zu klein geworden war, musste er verlegt werden. Es dauerte allerdings mehrere Jahre, bis sämtliche Gräber auf dem alten Friedhof abgeräumt werden konnten. Die Prozession zu den Gräbern an Allerheiligen/Allerseelen war in der Übergangszeit so geregelt, dass man an Allerheiligen (1. November) die Gräber auf dem neuen, an Allerseelen die auf dem alten Friedhof besuchte.

Sockel vom Kreuz auf dem alten Friedhof
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Auf diesem Friedhof stand ursprünglich auch ein Steinkreuz mit der Sockelinschrift „Errichtet von Sebastian Rolly 1858“. Durch die in den 1950er Jahren nachträgliche Wohnbebauung des ehemaligen alten Friedhofsgeländes stand das Kreuz dann im Garten des Wohnhauses Nr. 20. Später fand man nur noch den Sockel (s. Foto). Das Kreuz selbst war nicht mehr auffindbar. Nachdem man ein anderes Steinkreuz mit Korpus beschafft hatte, hat man dieses auf den alten Sockel gesetzt und das Kreuz komplett am Weg kurz vor dem Waldrand Richtung Grillplatz/Wendelinuskapelle aufgestellt.

Während des 2. Weltkrieges mussten die älteren Schulkinder aus Weiher von den Maulbeerbäumen, die auf dem ehemaligen Friedhof standen, Blätter für die Seidenraupen sammeln, die im alten Schulhaus im oberen Stockwerk gezüchtet wurden. Die Seide wurde für die Herstellung von Fallschirmen verwendet.

Bis zum Jahr 1945 war das Grundstück des alten Friedhofs vollständig verwildert und diente den Kindern als Platz zum Spielen. Ein Teil des Platzes wurde auch von Pächtern als Kleingärten benutzt.

Hirschstr. Nr. 18 - 20 Storchennest im Sandloch
Foto: Helene Becker

Beim „Sandloch“ (Dorfweiher) welches zwischen den heutigen Gebäuden Haus Nr. 12 und 18 war, stand eine große Linde (Dorflinde). Auf dieser thronte ein Storchennest. Das nebenstehende Bild zeigt die Fläche beim „Sandloch“ (s. Foto). Davor stand die ehemalige „Dorflinde“. Ein starker Herbststurm hat Ende November 1939 die Linde zu Fall gebracht. Von August Schmitt (Zimmerergeschäft Haus Nr. 25) wurde an deren Stelle mit Holzstangen und einem Wagenrad ein Storchennest gebaut, das von den Störchen angenommen wurde.

Hirschstr. Nr. 10-12 Manfred Händel und Michael Simon am Dol
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Durch einen Teil der Hirschstraße führte in den 50er Jahren bis ca. 1965 ein Kanalrohr (Dole) unterirdisch vom Haus Nr. 8 bis zwischen den Häusern Nrn. 10 und 12. Dies war ein beliebter „Spielplatz“ für die Hirschsträßler Kinder, die trotz Absperrgittern durchgekrochen sind (s. Foto).

In der Hirschstraße waren sogenannte „Behelfsheime“. Eines steht heute noch im Anwesen Haus Nr. 14. Behelfsheime waren kleine Notwohnungen, die vor allem in Dörfern entweder durch die Gemeinde errichtet oder von den Besitzern erbaut und vom Staat gefördert wurden. Sie sollten die Wohnungsnot insbesondere in den Jahren 1943/44 beheben, um schnell Wohnraum zu schaffen für ausgebombte Menschen und Flüchtlinge.

Da nach den Erzählungen älterer Einwohner der Wald bis an die Grenze des Ortsetters ging und durch einen Dorfgraben und Palisadenzaun gesichert wurde, sollten dadurch auch Hirsche und Rehe vom Dorf ferngehalten werden. Ältere Einwohner teilten uns mit, dass aus diesem Grund die bebaute Straße „Hirschstraße“ genannt wurde.

Zeitzeugen berichten außerdem, dass man zur Hirschstraße auch „Krottergässel““ sagte, wohl wegen der vielen Kröten in der damals noch mit wenigen Häusern bebauten Hirschstraße („Gässel“).

 

Die „Weglen“ in der Hirschstraße

Zwischen den Häusern Nr. 3 und 5 führte ein kleiner schmaler Weg (Verbindungsweg von der Hirsch- zur Brunnenstraße) an der Zigarrenfabrik Albert Böser vorbei zum „Stickl“. Der Name „Stickl“ soll sich aus der Kürze des Weges herleiten. Heute besteht dieser Abschnitt des Stickls nicht mehr.

Zwischen dem Haus Nr. 9 und dem heutigen Spielplatz (früher Sprudelfabrik Josef Böser) finden wir das „Stickl“ noch im Urzustand.

Hirschstr. Muldenweg
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Das „schiefs Wegel“ begann in der Ritterstraße zwischen den Häusern Nr. 23 und 25 und stieß auf das „Mulderwegel“ (s. Foto), das in westlicher Richtung hinter den Gärten der Hirschstraße verlief. Von dort zweigten mehrere Weglen ab.

Zwischen den hinter den Häusern der Brunnenstraße und der Hirschstraße gelegenen Häusergärten verläuft das „Katzergängel“. Dieser schmale Fußweg gehört lt. Lageplan der Gemeinde zur Hirschstraße.

 

Das Kriegsende in Weiher am Ostersonntag 1. April 1945 in der Hirschstraße

Vom Ende der Hirschstraße aus beobachteten am 1. April 1945 einige Weiherer Buben in Richtung Lußhardtwald das Gelände, von wo ein feindlicher Angriff erwartet wurde. Am späten Nachmittag hörten sie starkes Motorengeräusch und Panzerkettengerassel aus dem Wald. Da waren auch schon die amerikanischen Panzer zu sehen, die auf Weiher vorstießen. Schon bald hatten die ersten Fahrzeuge die Hirschstraße erreicht. An vielen Häusern wurden nun weiße Tücher von den Bewohnern gehisst, um den feindlichen Soldaten zu zeigen, dass man sich ergeben habe und keine deutschen Soldaten mehr im Ort sind. „Endlich sind wir frei“, riefen die Leute. Doch die Freude wurde jäh unterbrochen, als plötzlich deutscher Artilleriebeschuss auf Weiher vom Höhenrand des Kraichgaus einsetzte. Um die hundert Granaten schlugen an diesem Ostersonntag ein. Zwei tote Dorfbewohner (Karl Bellm aus der Brunnenstraße und Paula Rothermel aus der Hauptstraße) waren zu beklagen. Außerdem gab es an Gebäuden und am Dach der Kirche erhebliche Sachschäden.

Die Amerikaner zogen am Ostermontagmorgen weiter in Richtung Kraichgau. Ihnen folgten französische Truppen, darunter auch eine Einheit Panzerartillerie, die ihre Geschütze in den Gärten zwischen der Hirsch- und Brunnenstraße (Katzergängel) in Stellung brachten.

 

Die nachfolgende Beschreibung zur Hirschstraße beginnt nun mit den geraden Hausnummern

Hirschstr. Nr. 2 Kinder von Theodor Wippel Hilda ca. 8 J. und Karl 3 J., 1928
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Im Haus Nr. 2 (s. Foto) wohnte der 1867 geborene Akzisor (Steuereinnehmer/Steuererheber) Theodor Wippel („Akzisers“). Der „Akziser“ hatte im Dorf die Aufgabe, die „Akzise“ – eine kommunale Verbrauchssteuer – einzuziehen. Er war sozusagen das örtliche Finanzamt. Im Haus befand sich noch eine Schuhmacherei, da Theodor Wippel auch Schuhmacher war. In einem Zeitungsartikel in den Badischen Neuesten Nachrichten vom Januar 1952, der anlässlich seines 85sten Geburtstages erschienen ist, steht folgendes zu lesen: „…Trotz seines hohen Alters bestellt der Jubilar heute noch seine Felder allein und ist ein fortschrittlicher Landwirt im wahrsten Sinne des Wortes. Er war der erste Tabakpflanzer unserer Gemeinde und vermittelte im Jahre 1907 durch das Zollamt Bruchsal die gesetzliche Genehmigung des Anbaus, der für unser Dorf so wichtigen Handelspflanze. Geistig noch sehr regsam, ist er ein ausgezeichneter Kenner der Dorfgeschichte. Solch alte Menschen sollten uns Jungen ehrwürdig sein, denn sie tragen in ihren ergrauten Häuptern die Lebensweisheit von Jahrzehnten, und die reichste Begabung vermag solche Altersweisheit nicht zu ersetzen… .“

Wir gehen bei der Bewertung dieser Berichterstattung davon aus, dass Theodor Wippel wohl beim Zollamt Bruchsal die Genehmigung zum privaten Tabakanbau für sich eingeholt hat und damit vermutlich auch automatisch für weitere Einwohner der Gemeinde Weiher. Trotz Nachfragen beim Zollamt und beim Verband der Tabakpflanzer konnten wir nichts Näheres dazu in Erfahrung bringen.

Aus seiner ersten Ehe von Theodor Wippel gingen zwölf Kinder hervor. Nur fünf überlebten. Nach dem frühen Tod seiner Frau Luise geb. Gisy heiratete er Anna geb. Stohner. Als sie 1916 zum Standesamt gingen, waren sie noch per „Sie“. Mit ihr hatte Theodor Wippel drei Kinder. Da das Haus klein war, schliefen die acht Kinder direkt unter dem Dach. Im Winter kam es oft vor, dass die Kinder morgens in ihren Strohsäcken eingeschneit aufwachten.

Bis zur Eröffnung der Raiffeisenbank und des Raiffeisenlagers in der Forster Straße befand sich im Jahr 1900 erbautem Haus Nr. 6 ein von der Genossenschaft belieferter Laden, der von Rudolf Becker und seiner Ehefrau Luzia geb. Böser geführt wurde. Dort konnte man u.a. Futter- und Düngemittel kaufen. Deren Schwiegersohn Adolf Böser war Gründungsmitglied des Obst- und Gartenbauvereins e.V. Weiher, der am 29. Februar 1948 sich konstituierte.

Hirschstr. Nr. 8 Kleindenkmal
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Ein Kleindenkmal in Form einer Hausnische mit einer Figur der Gottesmutter mit Kind erfreut uns am Haus Nr. 8 (s. Foto).

Ein weiteres Kleindenkmal in Form einer Hausnische mit dem Heiligen Wendelin sehen wir am Haus Nr. 10, das 1919 erbaut wurde. Seit 2004 logiert darin die Firma „SHB Software GmbH“ von Heinrich Schäfer, die 1989 gegründet wurde und sich bis 1992 im Haus Nr. 5 befand. In den Jahren 1993 bis 2003 war sie in der Hauptstraße 85.

Im Haus Nr. 14 (früher 12) wohnte Josef Barth, Mitbegründer des Kaninchenzuchtvereins Weiher (heute Kleintierzuchtverein), der am 7. Juni 1936 entstand.

Ein Friseurgeschäft und Kleinhandel mit Tabakwaren von Ferdinand Händel („Frisär-Händel“), befand sich von 1949 bis 1990 im Haus Nr. 16 (früher Nr. 14). Seit 1993 ist die „Tagesgruppe Weiher“ eines privaten Trägers, Jürgen Arnold, in dem Haus. Die Tagesgruppe ist eine teilstationäre Einrichtung, die sich mit Angeboten an den Bedarfslagen der Kinder und Jugendlichen orientiert.

Altbürgermeister und Ehrenbürger Ludwig Simon war Eigentümer des Hauses Nr. 18 (früher Nr. 14a). In den 50er bis in die 60er Jahre befand sich darin das Lädchen seiner Frau Erika geb. Geider, in dem sie Gemüse aus dem eigenen Garten verkaufte. Das Obst bezog sie vom ortsansässigen Kaufhaus Manfred Gärtner. Manch Weiherer Kind sah in ihrem Laden zum ersten Mal eine Orange.

Von 1950 bis 1976 befand sich im Haus Nr. 20 (früher Nr. 14b) das Fuhrunternehmen von Michael Geider („Geider-Michel“). In den 50er Jahren war dort auch für kurze Zeit die Filiale des Schuhhauses Mader aus Langenbrücken untergebracht, die von Martha Geider geb. Oberst geführt wurde.

Michael Geider war als besonders kinderlieb bekannt. Nach dem Krieg hat er über mehrere Jahre immer am 1. Mai insbesondere die Kinder aus der Hirschstraße auf seinem LKW mit in den Wald zur Hubertushütte gefahren, wo sie spielten und sangen.

Das Nachbarhaus Nr. 22 wurde um 1900 von Michael Böser und seiner Ehefrau Rosa geb. Schäfer gebaut. Im Jahr 1938 ging es in den Besitz seines Enkels Michael Böser und seiner Ehefrau Theresia geb. Habich über. 1947 eröffnete Michael Böser dort sein Bauunternehmen, das zeitweilig bis zu 15 Arbeiter beschäftigte. Auch wurde im Hof Zement an Privatleute verkauft. Besonders rege war bis spät abends an Gründonnerstagen die Nachfrage nach Weißkalk, da viele Weiherer den Karfreitag zum „Weisseln“ der Küche und der Ställe nutzten.

Hirschstr. Nr. 20 Alte Friedhofsmauer
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Entlang der Hofeinfahrt finden sich heute noch Überreste der alten Friedhofsmauer (s. Foto).

Im Haus Nr. 24 wohnt Karl Simon, Mitbegründer des im Jahr 1984 entstandenen Katholischen Kirchenchores Weiher. Im selben Anwesen besteht seit 2014 die Firma Ralf Jürgen Ströhm, Landmaschinen-Ersatzteilhandel und Einachser-Ersatzteile (Hako).

Ein Kleinhandel mit Flaschenbier (Riegeler Bier) und Sprudel (Luisa saurer und süsser Sprudel ) von Ferdinand und Brunhilde Herzog geb. Böser war ab 1958 im Haus Nr. 26 (früher Haus Nr. 20) und ab 1980 kam noch Pfälzer Wein aus Godramstein, z.B. Gimmeldinger Meerspinne, dazu.

Besucher des Baggersees (“Baggerloch”) kamen oft noch bis in den späten Abend um Getränke zu kaufen, da das Hoftor immer offenstand.

Im Zeitraum von 1971 bis 1977 befand sich im Haus Nr. 34 der Elektro-Installateur- Betrieb von Paul Heneka.

Im Januar 2019 bezog die Firma Immobilien-Stein ein Büro im Anwesen Nr. 38.

Hirschstr. Nr. 40 Franziska und Bruno Westermann, 1988
Foto: Lothar Westermann

Das Haus Nr. 40 wurde von Otto Westermann 1932 erbaut. Dessen Sohn, Bruno Westermann, war Gründungsmitglied des Obst- und Gartenbauvereins e.V. Weiher, der am 29. Februar 1948 ins Leben gerufen wurde. Anfang 1963 wurde Bruno Westermann vom Inhaber der Firma Steinbach in Bruchsal gefragt, ob er einen Baustoffhandel in Weiher eröffnen würde (s. Foto). Er sagte zu und führte diesen zusammen mit seiner Frau Franziska geb. Etzkorn als Nebenerwerbsbetrieb. Schon einige Jahre später richtete er in seinem Wohnhaus noch einen Verkaufsraum für Farben ein. Wiederum einige Jahre später gestaltete er seine Doppelgarage im Hof zu einem größeren Verkaufsraum um. Im Jahr 1981 wurde diese abgerissen und durch eine Lagerhalle mit Verkaufsräumen ersetzt. 1990 übernahm sein Sohn Jürgen das Geschäft und baute es Zug um Zug zur heutigen Firma „Wohnchic Westermann“ aus.

 

Die Häuser der Hirschstraße mit ungeraden Hausnummern

Hirschstr. Nr. 1 Ansichtskarte Gasthaus zum Löwen, um 1930
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.
Das Gasthaus „Löwen“ befand sich im Haus Nr. 1 (s. Foto Ansichtskarte). Inhaber war Karl Becker („Lewerts Karl“) und seine Ehefrau Monika geb. Gärtner. Nach dem Tod ihrer Mutter übernahmen die Tochter Anna Hoffmann geb. Becker („Lewerts-Anna“) und ihr Ehemann Anton Hoffmann das Gasthaus. Leider lässt es sich bisher nicht feststellen, wann das Gasthaus Löwen eröffnet bzw. geschlossen wurde.

Im 1. Obergeschoss wurde ein Saal für gesellschaftliche Veranstaltungen eingerichtet. 1939/1940 wurden darin Soldaten aus Stuttgart einquartiert, die am Westwall im Einsatz waren.

Die Familie Waniek, die im Jahr 1946 als Heimatvertriebene aus dem Sudetenland nach Weiher kam, betrieb in den oberen Räumen des Gasthauses eine Filierwerkstatt, in der ca. 10 bis 15 Personen beschäftigt waren und Filierarbeiten herstellten. Nach einer Anlernzeit wurden die Filierarbeiten an Gardinen und Tischdecken in Heimarbeit gefertigt. Das Filieren ist eine alte Handwerkstechnik, die auf das Herstellen von Fischernetzen zurückzuführen ist. Später verzierte man z.B. Decken oder Gardinen damit.

Ab Juni 1951 richtete die Zigarrenfabrik Albert Böser in dem Saal eine Filiale ein. In dieser wurden „Wickel“ (ein gewickeltes Blatt Tabak gefüllt mit bröseligem Tabak) und Zigarren hergestellt. Dort waren etwa 20 bis 25 Frauen beschäftigt. Werkmeister war Franz Herzog. Ab ca. 1955 wurde die Filiale aufgelöst und die meisten Arbeiterinnen konnten im Hauptgeschäft in der oberen Hauptstraße weiterbeschäftigt werden.

Hirschstr. Nr. 3 Fronleichnam 1934 mit Namen
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Im 1807 erbauten Haus Nr. 3 wohnte der Landwirt Theodor Herzog genannt „Ewerhalter“, da dort für die örtliche Zucht stets ein großer und ein kleiner Eber gehalten wurden, die Eigentum der Gemeinde waren. Nach zwei Jahren wurden die Tiere aus der Zucht genommen, kastriert und gemästet. Wenn der Eber sechs Zentner wog, wurde er geschlachtet. Die Mutterschweine nannte man „Los“. Das nebenstehende Foto zeigt das für Fronleichnam gezierte Haus Nr. 3 im Jahr 1934.

Hirschstr. Nr. 5 Gemischtwarenladen Rudolf Händel
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Der Glasermeister und Kaufmann Bartholomäus Händel wohnte im Haus Nr. 5. Sein Sohn, Rudolf Händel, war ebenfalls Kaufmann und von 1909 bis 1923 Bürgermeister. Nach ihm ist in Weiher eine Straße benannt. Ebenso war er Gründungsmitglied des Turnvereins „Eintracht“ Weiher 1903 e.V. (TVE Weiher). Eine Ansichtskarte von Weiher aus dem Jahr 1907 (s. Foto, Ausschnitt aus der Ansichtskarte) lässt darauf schließen, dass Rudolf Händel der erste Besitzer des Kolonialwarenladens Händel war. Seine Tochter Luzia Knöbel geb. Händel übernahm dann das Geschäft. Es wurde von ihrer Tochter Magda Schlund geb. Knöbel bis 1981 fortgeführt. Hier kaufte man insbesondere Lebensmittel, Haushaltswaren und Wolle ein. Ab wann das Geschäft bestand ist nicht mehr erforschbar. Der Ehemann von Magda Schlund, Hermann Schlund, war Gründungsmitglied des am 16. Juni 1993 entstandenen Fördervereins des Männergesangvereins 1876 Weiher e.V. (MGV).

Hirschstr. Nr. 9 v. li. Agnes Böser Frau v. August Böser u. Sohn Rudolf
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Im Haus Nr. 9 wohnte der 1887 geborene Küfer August Böser (s. Foto). Dieser erlernte bei seinem Vater Rudolf in der Ritterstraße das Küferhandwerk. Er machte 1926 die Meisterprüfung in Karlsruhe. Vater und Sohn betrieben die Küferei, Kelterei und Schnapsbrennerei. Dort wurden 50 Liter- bis 600 Liter-Holzfässer hergestellt. Ebenso Sauerkrautständer, Fleischständer und Blumenkübel. Außerdem wurde im Herbst Obst gepresst und in der Kelterei zu Most verarbeitet. Dann war noch eine Schnapsbrennerei dabei, in welcher im Winter Schnaps gebrannt wurde. Nebenbei wurde noch Landwirtschaft betrieben.

Der 1920 geborene Sohn Rudolf („Küfer-Rudl“), er hieß wie sein Großvater, erlernte bei seinem Vater August ebenfalls das Küferhandwerk und machte 1949 die Meisterprüfung in Karlsruhe. Danach übernahm er von seinem Vater die Küferei, Schnapsbrennerei und Kelterei. 1956 kaufte er einen Weinhandel und baute diesen zu einem Weingroßhandel aus. Seine Ehefrau Gerdrute geb. Monet betrieb das Ladengeschäft.

Sein 1944 geborener Sohn Bruno erlernte 1958 bei ihm ebenfalls den Beruf des Holzküfers. Als Geselle arbeitete er bei seinem Vater Rudolf und absolvierte dann 1967 bei der Bundesfachschule in Reutlingen die Meisterprüfung zum Holzküfer. Anschließend besuchte er die Wein-Fachschule in Weinsberg und bestand die Meisterprüfung zum Weinküfermeister. 1971 verließ er den elterlichen Betrieb und machte sich in Bruchsal mit einer Getränkehandlung selbständig.

In den Jahren 1993 bis 1996 befand sich die Schlosserei Ferrotech GmbH im Anwesen Nr. 9. Seit Dezember 2005 arbeitet darin das Kosmetikinstitut von Ramona Merz-Kunter.

Am Haus sehen wir ein Kleindenkmal in einer Nische: eine Muttergottesfigur und Jesuskind.

Hirschstr. Nr. 9 Fronleichnamaltar Hirsch-Ritterstr., Walter Böser, 1962
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Vor dem Haus Nr. 9 stand bis in die 70er Jahre jedes Jahr ein Fronleichnamsaltar (s. Foto). Zwei bis drei Tage vor Fronleichnam sammelten die Kinder der Hirschstraße Feldblumen für den Altarteppich. Am Tag vor Fronleichnam halfen alle Nachbarn, die Altarteile vom Speicher zu holen. Am Fronleichnamstag morgens um 4 Uhr wurde der Altar aufgebaut, der Blumenteppich gelegt, die von der Gemeinde gelieferten Birkenbäume aufgestellt, die Heiligenfiguren auf dem Altartisch aufgebaut und die Fahnen aufgehängt. Bis 8 Uhr musste alles fertig sein, denn man wollte ja um 9 Uhr in der Kirche sein. Anschließend führte die Fronleichnamsprozession auch an diesem Altar vorbei. Am Nachmittag wurde alles wieder abgebaut und aufgeräumt. Danach gab es ein Vesper mit Wein und Bier, und es wurde gefeiert, weil alle wieder zusammen geholfen hatten und alles geklappt hatte. Mit den Birkenbäumchen („Maienbäumchen“) haben sich dann die Kinder im „Stickl“ „Maierheislen“ gebaut.

Hirschstr. Nr. 11 Böser Linus
Foto: Gudrun Böser

Im Haus Nr. 11 befand sich ein Fahrradgeschäft, das Josef Böser gehörte (s. Foto). Sein Sohn Linus Böser führte dieses bis zu seinem Umzug in die Ubstadter Straße, wo er eine Tankstelle eröffnete, weiter. Ebenso hatte Josef Böser ein Sprudelgeschäft mit einer kleinen Abfüllanlage, das später auf seinen Sohn Linus überging. Man kaufte dort weißen (Zitronen-), orangenen (Orangensprudel), grünen (Waldmeister) und roten Sprudel (Himbeere). Außerdem verkaufte er Sodawasser. Heiß begehrt bei den Weiherer Kindern war die kleine Flasche „Buddelbatz“ (Orangensirup mit kohlensäurehaltigem Wasser vermischt). Jeden Freitagmittag fuhr Linus Böser mit seinem Pferdewagen durch Weiher und verkaufte Sprudel, damals noch flaschenweise.

Sein Vater, Josef Böser, war Gründungsmitglied des Turnvereins „Eintracht“ Weiher 1903 e.V. und dessen erster Turnwart des Vereins. Man nannte Josef Böser aufgrund seiner Begeisterung für den Turnsport den „Weiherer Turnvater Jahn“.

Auf dem früheren Grundstück mit der Haus Nr. 11 ist heute ein Kinderspielplatz eingerichtet.

Der Domänenrechner August Anton Becker, der die Pacht für die Äcker (Domäne) einzog, wohnte im Haus Nr. 13.

Das Haus Nr. 15 beherbergte eine „Mesner-Dynastie“: Franz Josef Wippel von Beruf Landwirt, verrichtete den Mesnerdienst von 1890 bis 1913, sein Sohn, Johann Franz Wippel, ebenfalls Landwirt, von 1913 bis 1953 und dessen Sohn, Hermann Josef Wippel von 1953 bis 2003, insgesamt 113 Jahre, eine echte Familientradition. Johann Franz Wippel war außerdem Gründungsmitglied des Turnvereins „Eintracht“ Weiher 1903 e.V..

Hirschstr. Nr. 15 Kleindenkmal
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Auch an diesem Haus finden wir ein Kleindenkmal: eine Hausnische mit einer großen Figur des Heiligen Josef mit Jesuskind (s. Foto).

Die Gipser-, Stuckateur-, Fassadenverkleidungs- und Gerüstbaufirma von Manfred Zimmermann hatte von 1973 bis 1999 ihren Sitz im Haus Nr. 17. Gertrud Zimmermann geb. Becker ist Gründungsmitglied des am 6. März 1973 entstandenen Gymnastikclubs Weiher e.V. (GCW).

Im Haus Nr. 19 ist seit 2004 die Firma Logistik, Kommunikation und Kundenbetreuung in Zahntechnischen Labors von Manfred Händel.

Behandlungsräume für Laserakupunktur, Physiotherapie und Osteopathie für Kleintiere von Heike Hintermayer geb. Stoß sind seit 2013 im Haus Nr. 21. Am Haus ist ein Kleindenkmal, eine Hausnische mit dem Heiligen Wendelin.

Hirschstr. Nr. 25 Schwester Elvira ,1963
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Das Zimmerergeschäft von Zimmermann August Schmitt befand sich bis 1966 im Haus Nr. 25. Seine Enkelin ist die Ordensschwester M. Elvira (Roswitha Schmitt) vom Orden der Franziskanerinnen zum Göttlichen Herzen Jesu in Gengenbach (s. Foto). Seit 2004 arbeitet in dem Haus die „Soziale Gruppenarbeit Weiher“ des privaten Trägers, Jürgen Arnold. Auf der Grundlage eines gruppenpädagogischen Konzepts soll die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen durch soziales Lernen in der Gruppe gefördert werden.

Die Schlosserei Heinz Bellm („Bellmer Heinz“) war von 1949 bis Ende der 50er Jahre im Haus Nr. 37 untergebracht. Dort konnte man Öfen und Herde kaufen. Später zog die Schlosserei in die Hauptstraße Nr. 50 um, in dem sich heute das Geschenkhaus Bellm befindet.

Hirschstr. Nr. 41 Zwillingsschwester aus Kappelrodeck
Foto: Gertrud Zimmermann

Das Haus Nr. 41 wurde vermutlich 1812 erbaut. Zwischen Wohnhaus und Scheune lag die alte Glaserwerkstatt von Ferdinand Händel („Glaser-Händels“). Später wurde daraus in der Hauptstraße Nr. 34 die Schreinerei und Glaserei „Gebrüder Händel“ und dann „Gebrüder Händel Söhne“. Das Haus in der Hirschstraße wurde 1979 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der Sohn von Ferdinand Händel, Konrad Händel, war Mitinitiator des Obst- und Gartenbauvereins e.V. Weiher, gegründet am 29. Februar 1948. Aus dem Haus stammt die Ordensschwester Heriberta (Nelly Händel, Tochter von Konrad und Barbara Händel) vom Orden der Schwestern vom Heiligen Josef, Kloster St. Trudpert Münstertal (s. Foto).

Im Zeitraum zwischen 1994 und 1995 wurden die Häuser Nr. 43 und Nr. 45 abgerissen und durch den heutigen Neubau Haus Nr. 45 ersetzt. Im damaligen Haus Nr. 45 wohnte Josef Simon III, der Organist und Chorleiter des Kirchenchors Weiher in der Zeit von 1930 bis 1942 war. Das heutige Haus Nr. 45 ist seit 1992 der Sitz des Baggerbetriebs der Firma „Schäfer Dienstleistungen“ und seit 2000 der Praxis von Bettina Schäfer geb. Böser für Bio-Energetik für Mensch und Tier.

Ludwig Schäfer, der nach Zeitzeugenberichten in den 30er bis 40er Jahren Kirchenschweizer der Weiherer Pfarrkirche St. Nikolaus war, wohnte im Haus Nr. 53. Aufgabe der Kirchenschweizer war es, in den katholischen Kirchen während der Liturgie und im Kirchengebäude für Ordnung und Ruhe zu sorgen.

Im Haus Nr. 55 wohnte bis in die 50er Jahre Cäsar Wagner („Cäsar“). Mit seinem Ackergaul übernahm er Auftragsarbeiten wie z.B. die Frucht zur Mühle nach Stettfeld bzw. Langenbrücken zu fahren und von dort auch wieder das Mehl zu holen.

Hirschstr. Nr. 57 Farrenstall 1983 kurz vor dem Abriss
Foto: Karl Simon

Der Farrenstall („Fasselstall“) im Haus Nr. 57 wurde 1903 gebaut (s. Foto). Nachweislich war von April 1921 bis Februar 1953 Anton Schauermann Farrenwärter, dann von Februar 1953 bis Januar 1964 war Johann Schauermann dessen Nachfolger und „Ziegenbockwärter“. Die Farrenwärter waren bei der Gemeinde beschäftigt. Die Gemeinde hatte zu der damaligen Zeit vier bis fünf Farren (Bullen) für die Zucht. Der Betrieb wurde eingestellt, da sich ab dem Jahr 1960 die künstliche Besamung immer mehr durchsetzte. Nach Schließung des Farrenstalles war dort in den 1970er Jahren der Bauhof untergebracht. Der Abriss des Gebäudes erfolgte im Jahr 1983.

Hirschstr. Nr. 59 Gebäude Gemeindewaage
Foto: Archiv Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Die Gemeindewaage (Bodenwaage) wurde 1965 im Rahmen der Ortskernsanierung von der Hauptstraße (beim „Milchhäusel“) in die Hirschstraße Haus Nr. 59 verlegt (s. Foto). Wiegemeister war bis ins hohe Alter Ferdinand Wippel und danach bis zur Schließung Franziska Westermann. Auf der Gemeindewaage wurden insbesondere Tiere, aber ebenso Frucht, Dickrüben oder Sand gewogen. Oft kam auch die Autobahnpolizei und ließ dort Wohnwagen und LKW wiegen, um zu überprüfen, ob sie überladen waren. Auch Einheimische ließen ihren Wohnwagen vor Urlaubsantritt auf mögliche Überladung wiegen.

 

Quellenangaben:
Buch „Kleindenkmale im Landkreis Karlsruhe“, Autor: Günter Meier, Herausgeber: Landratsamt Karlsruhe, März1989.
Buch „Modellfall der Kommunalreform – 25 Jahre Ubstadt-Weiher“.
Festschrift zum 25-jährigen Vereinsjubiläum des Obst- und Gartenbauvereins e.V. Weiher.
Festschrift zum 75jährigen Jubiläum des TV Eintracht Weiher.
Gemeindearchiv Weiher Abtl. A, Nr. 100 und Nr. 1090.
Gewerberegister der Gemeinde Ubstadt-Weiher.
„Geschichte des Dorfes und der Gemeinde Weiher am Bruhrain“, Dr. Günther Haselier (1962).
„Kreis-Adreßbuch Bruchsal. Vollständiges Verzeichnis der Behörden, der selbständigen Einwohner von Gewerbe, Industrie und Handel in Stadt und Landkreis Bruchsal“, Ausgabe 1950/1951.
Schreiben des Landrats Leo Weiß an die Gemeinde Weiher vom 21. März 1947 wegen Umwandlung des ehemaligen Friedhofes in Bauplätze.

Evtl. weitere belegbare Hinweise zu den Ausführungen nehmen Emil Machauer (Tel.Nr.: 07251/62203) oder Ursula Hohl (Tel.Nr.: 07251/60469) gerne entgegen.

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