Ernte dazumal in Weiher

Dreschhalle Weiher
Foto: Marlon Gleichauf

Nachstehend veröffentlichen wir einen Bericht unseres Mitglieds Heinz Neuthard. Seinem Vater, Hermann Neuthard, gehörte die Dreschhalle im Kastanienweg in Weiher. Die andere Dreschhalle in Weiher wurde von der Raiffeisenbank betrieben. Sie stand an der Ecke Heerstraße/Westring (heute Wohnhaus von Herbert Weindel). In welchem Zeitraum dort gedroschen wurde, war trotz intensiver Nachfragen nicht zu erforschen.

Der Heimatverein dankt seinem Mitglied Heinz Neuthard für seinen Bericht, der einen guten Einblick nicht nur in den Wandel der Landwirtschaft sondern auch zur Ernte in Weiher anno dazumal gibt:

„Am 20. ist Margaret, wo überall die Ernt´ angeht.“ Diese alte Bauernregel gilt für den 20. Juli, dem Namenstag der heiligen Margaret, eine der 14 Nothelfer. Die Ernte begann, wenn das Wetter mitmachte. Ob groß oder klein, vom Großvater bis zum Enkel, alle mussten mithelfen die Ernte unter Dach und Fach zu bringen.

Die Männer mähten mit der Sense, man sagte schnitten, das reife Getreide – in Weiher hieß es die Frucht. Das waren die Gerste, der Roggen – Korn genannt, der Weizen und der Hafer. In dieser Reihenfolge wurde auch geerntet. Die Frauen nahmen mit der Sichel die gemähten Halme ab, und legten sie auf das „ Ährnstrickl“, das der Enkel zuvor bereitgelegt hatte, und der Großvater band alles zu einer „Buschel“ zusammen. Diese wurden zu einem Kreis aufgestellt und schließlich auf den Leiterwagen geladen. Ganz zum Schluss wurden die Ähren mit einem großen Ernterechen auf dem ganzen Feld zusammengerecht. Jetzt gings heim in Richtung Dreschmaschine. Da standen die Erntewagen oftmals in einer Reihe von der alten Post bis zur Dreschhalle, immer begleitet von einer Person, die beim Vorrücken der Wagen mit Hand anlegen musste. Wehe es war niemand dabei, dann ließ man manchmal den Erntewagen einfach stehen was natürlich großen Ärger einbrachte. Endlich an der Dreschmaschine angekommen, musste jeder Handgriff sitzen, denn Zeit war Geld. Die Dreschzeit wurde in Minuten abgerechnet, und die Minute kostete 40 Pfennig. Ein starker Mann gabelte die Buscheln vom Wagen auf die Maschine, wo zwei flinke Frauen schnell die Stricklein lösten und das Dreschgut auf dem Einlegetisch ablegten von wo es der Einleger gekonnt in die Maschine hineingab. Die schnell drehende Dreschtrommel zerschlug die Garben. Die Körner wurden gesiebt, abgeblasen, dem Becherwerk zugeführt und über den Sortierzylinder in die bereitstehenden Fruchtsäcke abgefüllt. Die Spreu, „ Gsied“ genannt, wurde in einem dicken Rohr auf große Halden ins Freie geblasen, von wo es die Bauern zum Einstreuen oder auch als Futterzusatz mitnehmen konnten. Die anderen Abfälle, wie z.B. der Unkrautsamen wurden unter die Maschine abgesiebt und musste als „Dreschdreck“ mit der Hand hinausgeschippt werden. Das ausgedroschene Stroh wurde mit dem sogenannten Schüttler der Strohpresse zugeführt. Gepresst und mit Sisalschnur zusammengebunden konnten die Buscheln leicht abgetragen werden. Jetzt wurden die vollen Fruchtsäcke und das Stroh aufgeladen, der Dreschzettel abgeholt, auf dem die benötigte Zeit eingetragen und mit Unterschrift anerkannt wurde. Das Dreschgeld wurde dann oft am darauffolgenden Sonntag bezahlt. Vorne rechts an der Maschine befand sich der sogenannte Sackheber. Das war eine mechanische Vorrichtung, mit der die schweren Fruchtsäcke auf Schulterhöhe angehoben wurden, um sie leichter abtransportieren zu können. Das war eine große Erleichterung für die Erwachsenen und für die Kinder ein großer Spaß. Man setzte sich auf die kleine Plattform und wurde im Handumdrehen hochgezogen. Aber auch die Maschine brauchte mal eine Pause. Nach ca. 5 Stunden wurde der Motor abgeschaltet, die Siebe gereinigt, die beweglichen Teile gefettet und geölt und weiter gings, oftmals bis spät in die Nacht hinein. Als nach dem Krieg Heimatvertriebene auch nach Weiher kamen und die Not groß war, durften sie mit Erlaubnis der Bauern auf den abgeernteten Feldern die Ähren lesen. Diese brachten sie mit Leiterwägelchen in großen Säcken zur Dreschmaschine. Da es lauter Ähren waren hatte die Maschine Mühe mit dem reichen Körnersegen. Ein Dreschgeld wurde nie verlangt, die Leute waren so froh und dankbar. Als Ende der fünfziger Jahre die ersten Mähdrescher aus dem Schwabenland in Weiher auftauchten, war das Ende Dreschmaschine abzusehen. Diese modernen Maschinen waren eine große Erleichterung für die Bauern, machten sie doch die schwere und staubige Drescharbeit überflüssig. Im Jahr 1961 standen die Räder der Dreschmaschine endgültig still. Eine Ära mit viel Mühe und Schweiß verbunden war zu Ende.“

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