Kaufhaus Manfred Gärtner in der Schulstraße in Weiher (Teil 1)

Christine und Manfred Gärtner
Archiv: Heimatverein Ubstadt-Weiher

Handel und Handwerk in Ubstadt-Weiher

Als Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V. sehen wir es auch als unsere Aufgabe an, den Alltag früherer Zeiten in unseren Ortschaften für die Nachwelt zu dokumentieren. Daher ist es unser Anliegen, die Geschichte früherer Geschäfte vorzustellen, in denen unsere Vorfahren und zum Teil auch noch die jetzige Generation die Einkäufe und Erledigungen des täglichen Bedarfs gedeckt haben. Der Heimatverein Ubstadt-Weiher dankt daher seinem Vorstandsmitglied Beate Harder aus Weiher für diese Idee, die wir anhand eines von Mitgliedern erarbeiteten Interviewbogens umgesetzt haben. Damit hat sie Frau Christel Gärtner in Weiher interviewt, dessen Ergebnis wir im Folgenden gerne veröffentlichen:

Kaufhaus Manfred Gärtner in der Schulstraße in Weiher – Teil 1 von 2

Vollversorger, Einkaufszentrum, Supermarkt… so würde man heute wohl das 1920 von Josef Gärtner, Blechner und seiner Ehefrau Magdalena geb. Bellm gegründete Unternehmen bezeichnen.

In dem im Jahre 1920 neu errichteten Geschäftshaus „Kaufhaus Gärtner“ in der Schulstraße in Weiher wurde bereits von Anfang an alles angeboten, was die Einwohnerschaft von Weiher benötigte. Lebensmittel, Haushaltswaren, Werkzeuge, Schrauben, Nägel sowie Baustoffe und Zement konnten die Bürger erwerben und waren auch auf dieses große Angebot angewiesen, da niemand ein Fahrzeug hatte um in andere Orte oder Städte zu fahren. Zudem betrieb Josef Gärtner auch noch eine Blechnerei.

Das Geschäft wurde von Anfang an gut angenommen und beschäftigte zeitweise 4 Mitarbeiterinnen. In der Blechnerei waren außer Josef Gärtner auch mehrere Männer als Aushilfen tätig. Selbstverständlich war die ganze Familie involviert und hat damit zum Erfolg beigetragen. Zusammen mit der Blechnerei war gewährleistet, dass sich die vierköpfige Familie davon ernähren konnte.

Während des Krieges war die Versorgungslage nicht einfach und der Einkauf gestaltete sich mühsam und aufwändig. Zudem kam dann auch noch die komplizierte Abwicklung mit Lebensmittelkarten.

Im Jahre 1952 heiratete Sohn Manfred Gärtner Christine geb. Simianer aus Hambrücken. Nach dem unerwartet frühen Tod der Mutter im Jahre 1951 und des Vaters 1952 übernahmen Manfred Gärtner und seine Ehefrau Christine das Unternehmen (s. Fotos). Manfred Gärtner hatte den Beruf des Einzelhandelskaufmanns erlernt, seine Ehefrau, den Weiherern als „Christel“ bekannt, hatte eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert.
Nachdem Manfred Gärtner im Jahre 1958 während eines Fortbildungslehrgangs neue innovative Ideen vorgestellt bekam, setzte er diese anschließend schnell um und kann sich rühmen, in Baden-Württemberg eines der ersten Geschäfte mit Selbstbedienung aufgebaut zu haben. Nicht allen Kunden des Geschäftes fiel es leicht, sich auf die geänderten Modalitäten einzustellen. So wollten einige ältere Damen ihre Einkäufe partout nicht in den dafür vorgesehenen Einkaufskorb legen, sondern bevorzugten ihre Schürze.

In diese Zeit fiel auch die Erweiterung des Kellers, der in ein volles Untergeschoß ausgebaut werden musste. Dort wurden nun Haushaltswaren, Spielsachen und Werkzeuge angeboten. Im Erdgeschoß waren die Lebensmittel in ansprechender Selbstbedienungssortierung aufgelegt. Jetzt war durch das nicht mehr nötige Abwiegen und Eintüten der Ware auch weniger Personal nötig, so war man nun nur noch mit zwei fest angestellten Mitarbeiterinnen zugange. Vor Festtagen konnte man jedoch auch auf mehrere Aushilfen zurückgreifen.

Den Einkauf übernahm Manfred Gärtner und war zunächst mit seinem dreirädrigen Lieferwagen „Tempo“, später mit einem Mercedes, bis nach Karlsruhe zum Großmarkt unterwegs. Da in Weiher noch wenige Kraftfahrzeuge ihren Besitzer fanden, war es dabei üblich, dass man bei Manfred Gärtner mitfahren durfte. Obst und Gemüse bezog man auch gerne in der Gärtnerei Steinmetz in der Lußhardtsiedlung. Mehl wurde in der Lutz-Mühle in Zeutern eingekauft. Für den übrigen Einkauf war man der Einkaufsgemeinschaft „Kaisers Kaffeegeschäft“ und später „EDEKA“ angeschlossen.

Schluss folgt.

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