
Im Jahr 1719 wurde in Zeutern ein erstes Schulzimmer im Rathaus eingerichtet. 1777 baute man in der Kirchgasse ein eigenes Schulhaus. Es wird wie folgt beschrieben: „Hofreite mit daraufstehendem einstöckigen Schulhaus, worunter ein gewölbter Keller, dann im 1. Stock hinter dem Eingang das Schulzimmer mit Kammer und Küche des ersten Hauptlehrers; oben im Speicher noch ein Zimmer. Das ganze unter einem Dach. Nebengebäude sind eine Scheune, zwei Rindviehställe und ein Holzschopf mit zwei Schweineställen. Hierzu gehören anliegender Garten und ein Acker im „Löhl“.“
Sowohl der Raum im Rathaus als auch das Schulhaus wurden beide zusammen genutzt und man sprach von einem „oberen“ und einem „unteren“ Schulhaus. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Situation immer unerträglicher und man plante einen Schulhausneubau. Da aber die Erbauung des Schulhauses einen enormen Kostenaufwand erforderte, verzögerte sich der Bau Jahr um Jahr. 1838 berichtete die Gemeinde an das Oberamt Bruchsal: „Der Bau des neuen Schulhauses kann dieses Jahr unmöglich vorgenommen werden, da die Gemeinde drei Brücken bauen muß, die keinen Aufschub leiden. Die Gemeindekasse ist stark verschuldet und kann nicht noch ein Schulhaus finanzieren.“
1907 wurde endlich ein neues Schulhaus errichtet. Lange und schwierige Verhandlungen waren vorausgegangen. Das Gebäude wurde in den Garten beim alten Schulgebäude gestellt. Es enthielt vier Schulräume von jeweils 60 Quadratmetern, ein kleines Bücherzimmer und Toilettenanlagen, die von Anfang an nicht den Anforderungen entsprachen. Zusammen mit dem Schulhaus wurde ein Lehrerwohnhaus erbaut, das auf dem Platz des alten, nun abgerissenen Schulhauses stand.
Bei den hohen Schülerzahlen war dieses Schulhaus bald zu klein und man musste, wie in früheren Jahren, die Schulräume im Rathaus mitbenutzen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, in der Zeit größter Wohnungsnot, dienten einige Räume im Rathaus als Lehrerwohnung. Zwei Schulsäle und ein als Schulküche genutzter Raum im Obergeschoß des Rathauses überbrückten die offensichtliche Schulraumnot.
In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war die Schulsituation in einem dermaßen schlechten Zustand, sowohl die räumlichen als auch die hygienischen Verhältnisse waren nicht mehr zumutbar.
Unterrichtet wurde in vier Schulräumen im alten Schulhaus, wo ab und zu auch einmal eine Maus in die Unterrichtsräume hineinschaute. Zwei Schulräume waren im Saal des historischen Rathauses untergebracht, von wo aus man einen guten Blick zur ehemaligen Metzgerei Botz hatte. Hier konnten die Schüler Zeuge werden wie das Schlachtvieh angeliefert wurde und auch schon einmal vom Fenster aus einer Schlachtung beiwohnen. Einen Turnraum gab es überhaupt nicht, hier musste das Vordach des alten Sportverein-Clubhauses herhalten. Der Koch- und Handarbeitsunterricht wurde im Saal des alten Pfarrhauses abgehalten. Sämtliche sanitären Anlagen waren in einem absolut desolaten Zustand und eigentlich nicht mehr nutzbar.
Obwohl man sich in der Zeuterner Gemeindeverwaltung schon lange darüber im Klaren war, dass ein Schulneubau dringend anstand, gingen Jahre ins Land bis es zur Durchführung kam. Zum einen wurde Geldmangel als Grund angegeben, zum anderen musste erst eine Einigung über die Vorgehensweise gefunden werden.
Am 30. Mai 1970 wurde schließlich endlich der erste Spatenstich für das neue Grundschulgebäude im Gewann „Aue“ vollzogen.
Autorin: Beate Harder
Quelle: Eugen Hollerbach, 1200 Jahre Zeutern