Ein Höhepunkt der Zeuterner Fachwerkstraße ist mit Sicherheit das Gasthaus „Zum Weinschlauch“! In dem Ensemble Unterdorfstraße 35 und 37 in Zeutern, eingefasst vom Firstständerhaus zur Linken und dem Fachwerkhaus zur Rechten, befinden sich heute die Gaststätte und das Antiquitätengeschäft von Eduard Sluk.
Das Gebäude, das vermutlich zwischen 1650 und 1680 auf einem wohl in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges abgebrannten Vorgängerhaus errichtet wurde und ein Kellergewölbe aus dem 10. Jahrhundert hat, erwarb Eduard Sluk 1975 von den Erben der Familie Kneller. Über viele Generationen war es ein landwirtschaftliches Anwesen wie wohl die meisten Gebäude in unseren ländlichen Gemeinden. Es wurden Kühe, Schweine und Hühner gehalten, die Felder bestellt und Weinbau betrieben.
Eduard Sluk, Restaurator mit Leib und Seele, renovierte das Anwesen in mühevoller Kleinarbeit ohne öffentliche Zuschüsse und in eigener Regie. Bei der Instandsetzung verwendete er ausschließlich historische Materialien von anderen abgerissenen Fachwerkhäusern. Das angrenzende Gebäude wurde ebenfalls erworben, allerdings abgebaut und im Anschluss daran als Anbau dem vorhandenen Gebäude angegliedert. Auch dabei hat man Originalbauteile aus Fachwerkhäusern verwendet.
Dem Restaurator besonders wichtig war bei der Renovierung, die Besonderheit des mittelalterlichen Fachwerkgemäuers hervorzuheben. Zwölf Zentimeter starke Wände aus Lehm und Stroh, atmungsaktive und natürliche Wände, die im Winter wärmen und im Sommer kühlen, galt es zu erhalten. Ökologisches Bauen, wie es unsere Vorfahren bereits praktizierten, musste mit allen neuen verwendeten Materialien abgestimmt werden. Auch bei der Heizung, einem modernen Blockheizkraftwerk sowie einem Kachelofen, erfuhren ökologische Aspekte eine Beachtung.
Besonders zu erwähnen ist die Speisestube im restaurierten Gewölbekeller, der eindeutig auf das Jahr 950 datiert werden kann. Hier sprechen die unbearbeiteten Feldsteine, die zum Bau benutzt wurden, eine deutliche Sprache, denn im 10. Jahrhundert verwendete man Steine, wie sie in der Natur vorkommen. Man vermutet, dass die Baumeister des Frühmittelalters Erde zu einem Hügel aufschütteten, die Steine darauf passgenau verkeilten und anschließend das Gewölbe aushoben.
So ist es der Familie Sluk zu verdanken, dass ein weiteres Juwel der Fachwerkbaukunst wundervoll erhalten werden konnte und unsere Zeuterner Fachwerkstraße damit ein prächtiges Beispiel der historischen Bauweise ist.
Genießen Sie ein Mahl im besonderen Ambiente des Frühmittelalters bei Conny Sluk und stöbern im Antiquitätengeschäft von Eduard Sluk!
Wir gratulieren unseren Mitgliedern Eduard Sluk sehr herzlich zum 50-jährigen Jubiläum als Restaurator und Conny Sluk zum 30-jährigen Jubiläum des „Weinschlauchs“.