Spurensuche nach dem Anlass des Kirchenpatroziniums St. Nikolaus in Weiher

Begrüßung des Nikolaus 2007
Foto: Grundschule Weiher

Ein schöner und langer Brauch ist es bei uns, dass der Heilige Nikolaus nicht nur in die Häuser, sondern seit dem Jahr 1971 oder 1972 am 6. Dezember auch in die Grundschule Weiher kommt. Das Foto zeigt den ehemaligen Mesner Hermann Wippel, der seit dieser Zeit bis zum Jahr 2008 als Nikolaus die Schüler der Weiherer Grundschule besuchte.

Als Heimatverein wollten wir uns auch auf die Spurensuche begeben, weshalb der Name des Heiligen Nikolaus als Patron der Weiherer Pfarrkirche gewählt wurde. Dazu haben wir beim Erzbischöflichen Archiv in Freiburg, beim Generallandesarchiv in Karlsruhe und bei unserem Gemeindepfarrer Herrn Christian Erath nachgefragt.

Das Erzbischöfliche Archiv teilte uns mit, dass in seinen Beständen leider keine Hinweise auf die Einführung des Nikolaus-Patroziniums in Weiher zu finden sind, da die meisten Unterlagen aus Speyer nach dem Wechsel der Territorialherrschaft vom Bistum zur damaligen Marktgrafschaft Baden in das heutige Generallandesarchiv gekommen sind. Allerdings fand sich in den Unterlagen der Erzdiözese ein Eintrag, wonach das Jahr 1463 als Erstnennung des Nikolaus-Patroziniums für Weiher vermerkt ist, jedoch leider ohne weiteren Hinweis auf den Ursprung des Patroziniums.

Das Generallandesarchiv teilte mit, dass der Anlass der Namensgebung leider auch nicht bekannt ist. Eine Recherche dort ergab, dass die erste Erwähnung des Ortsnamens “Nikolaus-Weiher” (nach dem Patrozinium) in einer Urkunde des Jahres 1461 auftaucht. Dort steht: „1461 Juni 6 Hans von Helmstatt, Sohn des verstorbenen Reinhard von Helmstatt, überlässt dem Bischof Johann von Speyer das Schloss Nikolaus Weiher nebst Zubehör gegen eine jährliche Leibrente von 80 Gulden“. Der Beleg findet sich in Kriegers Topgraphischem Wörterbuch des Großherzogtum Baden II (Sp 1371 f).

Herr Pfarrer Christian Erath hat darauf hingewiesen, dass ursprünglich – bis zur Jahrtausendwende – jede Kirche dem Retter Christus zusammen mit den großen Heiligen geweiht war: z.B. Michael, Maria, Apostel, Johannes d. Täufer und Stephanus. Die zunehmende Heiligenverehrung brachte es mit sich, dass immer mehr Kirchen einem bestimmten Heiligen als Patron geweiht waren. Patron wurde meist der Heilige, von dem man die bedeutendste Reliquie besaß. Wenn das eigentliche Grab eines Heiligen in oder bei der Kirche war, war das Patrozinium klar: z.B. St. Wendel im Saarland. An Pilgerstraßen dahin wurden auch häufig Kirchen mit dem entsprechenden Patrozinium gebaut. Im Mittelalter spielten häufig die Schutzheiligen bzw. die Patrone der jeweiligen Herrscherhäuser eine Rolle bei den Kirchen, deren Grundherren oder Gründer sie waren. Nikolaus wurde ab den Kreuzzügen ein Kirchenpatron in Europa. Auf Wikipedia (Liste von Nikolaikirchen) steht, dass Nikolaus im 12. und 13. Jh. ein „Modeheiliger“ war. Pfarrer Erath wies noch daraufhin, dass es in Speyer bereits 1242 die Kirche St. Nikolaus (Nikolauskapelle) gab. Bischof Reinhard von Helmstatt begann 1456 mit einem gotischen Neubau der Nikolauskapelle, dessen Hauptaltar dem Hl. Nikolaus geweiht wurde. Die Nikolauskapelle fiel 1689 einem Stadtbrand zum Opfer.

Wenn man all die Ausführungen betrachtet, könnte der heilige Nikolaus durchaus eine längere Tradition in Weiher haben und damit noch viel Raum für weitere Nachforschungen bieten.

Right Menu Icon