Jahresausflug 2018

Ekkehard Zimmermann
Foto: Hans Harder

Nicht in weite Fernen, sondern in die Nachbarschaft führte der Jahresausflug 2018 des Heimatvereins Ubstadt-Weiher, nämlich in die ehemalige Festungsstadt Philippsburg. Unser 2. Vorsitzender Christian Mannek hatte die organisatorischen Vorarbeiten erledigt und begrüßte am 15. September um 14 Uhr die in Eigenregie angereisten Mitglieder und Freunde des Vereins auf dem Ile-de-Re-Platz, benannt nach der französischen Partnerstadt Philippsburgs.

Für die Erklärungen konnten wir mit Ekkehard Zimmermann den wohl besten Kenner der Geschichte und der Sehenswürdigkeiten unseres Zielortes gewinnen, ausgewiesen durch zahllose Veröffentlichungen, Vorträge und Führungen. Der selbstgesteckte zeitliche Rahmen von etwas über zwei Stunden beschränkte unseren Besuch auf das Stadtzentrum. Geschichte und Sehenswürdigkeiten Philippsburgs sind auf zahlreichen dreisprachigen Info-Tafeln mit vielen zeitgenössischen Bildern und Karten anschaulich dargestellt. Herr Zimmermann nutzte dieses Anschauungsmaterial, um uns durch mehr als 1200 Jahre Siedlungsgeschichte zu führen: Aus dem 784 erstmals erwähnten Fischerort am Rhein, der über Jahrhunderte Udenheim hieß, erwuchs ein Städtchen, das gegen Ende des 14. Saeculums fürstbischöflich-speyerische Residenz wurde. Vergebens suchten unsere Augen im weiten Rund des Platzes nach dem turmbewehrten Schloss, das uns die alten Bilder zeigten – doch nichts ist davon überkommen. Im frühen 17. Jahrhundert entschloss sich der machtbewusste Bischof Philipp von Sötern seine Residenz zur Festung umzubauen. Er gab 1623 dem Ort einen neuen – seinen – Namen: Philippsburg. Was Tausende seiner Untertanen in mühevoller Fronarbeit errichteten, bestimmte das Schicksal der Stadt für fast zwei Jahrhunderte: Die bischöfliche Residenz wurde nach Bruchsal verlegt, doch an der Schnittstelle zwischen französischen und kaiserlich-habsburgischen Machtinteressen wurde Philippsburg eine der bedeutendsten Festungen Europas, Schauplatz blutiger Belagerungen und Schlachten – bis ein Befehl Napoleons 1801 zur radikalen Zerstörung aller Festungswerke führte. Philippsburg versank in die Provinzialität einer kleinen nordbadischen Amtsstadt. In seiner Schilderung wechselte Ekkehard Zimmermann meisterhaft zwischen „großer“ Geschichte und „kleinen“ Geschichten – stets spannend.

Danach besuchten wir die Pfarrkirche, die nach einem Brand im Jahre 1988 wieder in ihrer frühbarocken Pracht erstrahlt.

Das absolute „Highlight“ folgte im Rathaus: die Besichtigung des großen Festungsmodells vom Ende des 17. Jahrhunderts, eine Kopie des berühmten Modells im französischen Militärmuseum im ehemaligen Invalidenhaus in Paris. Eine unerwartete Begegnung sorgte für eine Steigerung unseres Besuches: Der Philippsburger Bürgermeister Stefan Martus, der gerade, mit großer Amtskette „bewehrt“, eine andere Besuchergruppe im Rathaus empfing, löste sich von ihr und gab für eine Viertelstunde im Wechsel mit Herrn Zimmermann fachkundige Erläuterungen zum Modell der Festung, dem Meisterwerk des bedeutendsten französischen Festungsbaumeisters Vauban. Den Spannungsbogen zwischen großer europäischer Geschichte und kleiner Heimatgeschichte vollendete die Besichtigung des ehemaligen Amtszimmers des Philippsburger Bürgermeisters und badischen Landtagsabgeordneten im späten 19. Jahrhundert Hieronymus Nopp – des Ur-Urgroßvaters von Ekkehard Zimmermann.

Christian Mannek dankte im Namen der Besucher unserem Stadtführer für die vorzüglichen Erklärungen und „drohte an“, dass der Heimatverein Ubstadt-Weiher nach Philippsburg wiederkommen werde, um zwei weitere Sehenswürdigkeiten kennenzulernen: das Festungsgeschichtliche Museum und das Heimatmuseum.

Dr. Waldis Greiselis

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