
Am Sonntag, dem 8. September 2024, bot der Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V. erneut eine Orgelführung in Stettfeld an. Die Ortsteilvertreterin von Stettfeld, Angela Dänner, freute sich, mit dem Organisten Bernhard Raab, der sich erneut bereit erklärt hatte, die Führung zu veranstalten, ein Dutzend interessierte Personen begrüßen zu können. Nach einigen einführenden Worten des Organisten ging es sogleich hinauf auf die Empore, wo Bernhard Raab zunächst zur Entwicklung des Instruments allgemein und im historischen Kontext referierte. So erfuhren die Zuhörenden, dass die Untermalung eines Gottesdienstes durch Orgelmusik noch gar nicht lange Usus ist und es vielmehr Zeiten gab, in denen Orgelmusik als etwas Heidnisches angesehen wurde.
Die Entstehung der Orgel in St. Marcellus, wie wir sie heute kennen, ist auf Pfarrer Beda Hafen zurückzuführen, der als „Baupfarrer“ galt, weil in seiner Amtszeit die Vergrößerung der Kirche realisiert wurde. Der Bau eines neuen Mittelschiffs und Altarraums brachte es mit sich, dass die bestehende Orgel viel zu klein wurde. So wurde bei der Orgelbaufirma Voit in Durlach eine größere Orgel in Auftrag gegeben.
Maßgeblich zur Finanzierung dieses Instruments beigetragen haben zwei ortsansässige Frauen mit beachtlichen Spenden. So konnte die Orgel gebaut werden und wurde 1895 geweiht, was Pfarrer Hafen als maßgeblicher Initiator leider nicht mehr miterleben durfte.
Die heutige Orgel mit rund 1.100 Pfeifen und einem 5,50 Meter breiten Korpus hat seit ihrer Herstellung einige Modernisierungen und Generalüberholungen erlebt. So wurde 1936 ein Gebläse eingebaut. Das Pedal des mechanischen Gebläses ist noch vorhanden. Während des Zweiten Weltkriegs wurden 30 Orgelpfeifen abgebaut und für Kriegszwecke eingeschmolzen.
Mittlerweile ist auch eine Klimaanlage eingesetzt, so dass es nur noch selten vorkommt, dass der Orgel „die Luft ausgeht“.
Für die Teilnehmenden war es spannend, einen Blick ins Innere des Instruments werfen zu dürfen. „Da stehen sie wie die Orgelpfeifen!“ war die Feststellung, verbunden mit großem Erstaunen darüber, dass die Orgel gleichermaßen aus Metall- und Holzpfeifen besteht.
Die Aufmerksamkeit der Zuhörenden war Bernhard Raab gewiss, als er seine Arbeit als Organist erklärte und eindrucksvoll demonstrierte, wie Hand- und Fußarbeit zusammenwirken. Er erklärte, was das „Windwerk“, das „Pfeifenwerk“ und das „Regiewerk“ sind. Welche Töne auf einer Orgel möglich sind, veranschaulichte er durch Anspielen verschiedener Melodien, wobei „alle Register gezogen wurden“. Als die Kirche mit den Tönen der Orgel gefüllt wurde, war die Begeisterung der Anwesenden förmlich zu greifen. Entsprechend fiel der Beifall am Ende der Führung aus, als sich Vorstandsmitglied Angela Dänner bei Bernhard Raab für den interessanten und kurzweiligen Vortrag bedankte.