Religionsphilosoph Professor Dr. Dr. Eugen Biser – eine Wurzel führt nach Weiher

Der junge Eugen Biser und seine Eltern bei einem Sonntagsspaziergang. Foto: Stephan Paul Poteczin

Unser Mitglied Paul Lang aus Weiher hat den Heimatverein aufgrund eines Artikels im „Konradsblatt“ vom 13. September 2020 darauf aufmerksam gemacht, dass die Wurzeln des großen Theologen Professor Dr. Dr. Eugen Biser auch in Weiher liegen. Unser Vorstandsmitglied Doris Keibl aus Weiher ist auf Spurensuche gegangen und hat die Lebensgeschichte dieses bedeutenden Religionswissenschaftlers im nachstehenden Bericht aufgezeichnet. Der Heimatverein dankt Doris Keibl sehr herzlich für ihr erneutes Engagement!

Hier ihr Bericht:

Was verbindet Professor Eugen Biser mit unserer Gemeinde, explizit mit dem Ortsteil Weiher? Hierzu muss man zunächst in die Vergangenheit gehen, besser gesagt in die Zeit Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Der Vater von Eugen Biser, Karl Joseph Biser, geboren am 26. Januar 1878 in Deggingen, kam im Jahr 1907 als Hauptlehrer an die Volksschule in Weiher.
Hier lernte er seine spätere Frau Zitha Müller, geboren am 24. Juni 1884 in Weiher als Tochter von Ludwig Müller und Zitha Müller geb. Wippel, kennen.
Am 10. September 1909 fand die standesamtliche Trauung der Eheleute Biser vor dem Standesbeamten Rudolf Händel, dem damaligen Bürgermeister, in Weiher statt.

Im Jahr 1911, nach einer weiteren Versetzung im Schuldienst, zog Karl Joseph Biser zusammen mit seiner Ehefrau nach Oberbergen am Kaiserstuhl, wo er an der dortigen Volksschule unterrichtete.

Und in Oberbergen kam am 6. Januar 1918, dem Dreikönigstag, der gemeinsame Sohn Eugen zur Welt, das einzige Kind der Eheleute Biser. Eugen Biser, aus dem später einer der herausragendsten deutschen Theologen und Religionsphilosophen werden sollte!

Die Kindheit und Jugendzeit verbrachte Eugen Biser in Oberbergen, wo er auch die Volksschule besuchte. Und vermutlich war dort sein Vater, mittlerweile Rektor an dieser Schule, auch noch einer seiner Lehrer.

Nach dem Besuch des Progymnasiums in Breisach am Rhein und des Friedrich-Gymnasiums in Freiburg im Breisgau in den Jahren 1930 bis 1937 begann Eugen Biser 1938 ein Theologiestudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, das vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde. Der junge Student kämpfte als Soldat an der Ostfront und erlitt dort schwere Verwundungen.

Dennoch konnte Eugen Biser bereits 1946 sein Theologiestudium beenden und empfing im gleichen Jahr in St. Peter im Schwarzwald seine Weihe zum Priester.

Er wurde zunächst als Vikar in Tannheim, Oberwolfach und Muggensturm eingesetzt und danach war er als Religionslehrer am Helmholtz-Gymnasium in Heidelberg und als Kaplan an der dortigen Jesuitenkirche tätig. In dieser Heidelberger Zeit promovierte Eugen Biser zum Dr. theol. (1956) und zum Dr. phil. (1961).

Im Jahr 1965 wurde er als Professor an die Universität Passau berufen und 1969 an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Daneben nahm er auch Lehrstuhlvertretungen an der Philipps-Universität Marburg, der Ruhr-Universität Bochum und der Universität des Saarlandes an.

Von 1974 bis 1986 hatte er den Romano-Guardini-Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne.

Im Wintersemester 1987/1988 initiierte er dort das sogenannte „Seniorenstudium“, das er als Zusammenführung der Generationen verstand und das er von Beginn an bis zum September 2007 leitete.

Erst mit 90 Jahren zog sich Eugen Biser von seinen öffentlichen Verpflichtungen zurück. Er starb am 25. März 2014 im Alter von 96 Jahren in München und wurde dort im alten Teil des Waldfriedhofs im Abschnitt der Priestergräber bestattet.

Alle Bereiche seiner klerikalen Tätigkeiten lassen sich hier jedoch nicht aufzeigen. Der „Münchner Merkur“, der ihm am 3. Januar 2008 anlässlich seines
90. Geburtstages einen Artikel widmete, titelte bezeichnend: „Kleiner großer Mann“. Klein war er von Gestalt, aber groß in seinem Wirken.

Und er war ein aktiver und produktiver Autor. Seine Publikationsliste umfasst allein rund 150 Buchtitel!

In seinem Geburtsort Oberbergen, das heute ein Stadtteil von Vogtsburg am Kaiserstuhl ist, wurde 1995 die Grundschule auf seinen Namen getauft.
Heute ist diese ehemalige Grundschule das „Eugen-Biser-Haus“. Und dort haben Stephan Paul Poteczin, ehemals Rektor an der Eugen-Biser-Schule, und seine Ehefrau Ingeborg einen „Raum der Erinnerung – Ort der Begegnung“ eingerichtet. Alles hier weist auf den großen Sohn des Ortes hin. In einem Artikel des „Konradsblatts“ vom 13. September 2020 über dieses Museum heißt die Überschrift: „Ein kleiner, feiner Raum der Erinnerung“. Zu besichtigen sind die Exponate des Andenkenraumes nach Absprache mit den Eheleuten Poteczin unter der Telefon-Nummer 07667/6921.
Für den angenehmen Gedanken- und Informationsaustausch im Laufe der Entstehung dieses Berichts möchte sich der Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V. auf diesem Weg nochmals herzlich bei den Eheleuten Poteczin bedanken.

Zum Abschluss noch ein Zitat von Eugen Biser, das in unserer heutigen Zeit mehr denn je Geltung haben sollte:

„Wenn der Friede glaubwürdig und effektiv werden soll,
muss er bedingungslos – wie die Liebe – gewollt werden,
weil er erst dann die alles überwindende Durchschlagskraft und Härte erlangt.“

 

 

 

 

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