Die Entstehung der Fresken und Renovierungen an der Wendelinuskapelle

Foto: Bernhard Schäfer

Viele Gläubige haben schon die Fresken an der äußeren Eingangswand der Wendelinuskapelle (siehe Foto) bestaunt. Wenige wissen jedoch, wer diese gemalt hat und wann sie aufgebracht wurden.

Unser Mitglied Emil Machauer aus Weiher hat sich auf die Spurensuche gemacht und kann dazu Folgendes berichten:

„Die Weiherer Wendelinuskapelle im Lußhardtwald wurde am 20. September 1857 eingeweiht.

Im Jahr 1906 wurde eine Vorhalle an die Kapelle angebaut. Die „Tünchnerarbeiten“, so wie sie damals genannt wurden, hat Anton Barth I.  aus Weiher, von Beruf Malermeister, ausgeführt.

1920 wurde ebenfalls von ihm eine Renovierung der gesamten Außenansicht und des Innenraumes vorgenommen.

Im Jahr 1941 erreichte die Pfarrgemeinde ein Brief von Herrn Anton Karcher aus Graben, einem Verehrer des Heiligen Wendelinus. Darin bot dieser an, auf der Außenwand der Kapelle ein monumentales Fresko zu gestalten, die Arbeiten hierfür würde er kostenlos ausführen. Allein die Auslagen für Material sollte die Pfarrgemeinde übernehmen. Da die Menschen die Ausschmückung ihrer Heiligtümer durch Bilder lieben, wäre es für ihn eine sehr schöne Aufgabe, das Volksheiligtum des Heiligen Wendelinus da draußen im Walde in diesem Sinne zu verzieren. Als Gestaltung dachte er an ein „Parusie“-Bild (Parusie = die Verherrlichung Gottes durch die Heiligen, „Dabeisein“, „Danebensein“ oder „Gegenwärtigsein“ von Gottheiten und Herrschern) und weniger an eine spezielle Wendelinus-Darstellung. Er legte dazu einen Entwurf vor, der jedoch in dieser Form nicht ausgeführt wurde. Das Erzbischöfliche Bauamt machte hierzu einige andere Vorschläge, die dann auch so vom Kunstmaler und Volksschullehrer Anton Karcher im Jahr 1942 ausgeführt wurden.

Auf der Freskowand sind links die Heiligen Bischof Remigius von Reims bei der Taufe von König Chlodwig, Cäcilia, Sebastian und Agnes zu sehen, auf der rechten Seite die Heiligen Laurentius, Bischof Bonifatius, Lioba und Bischof Nikolaus. Einige der dargestellten Heiligen sind Kirchenpatrone der umliegenden Pfarrgemeinden, z. B. Remigius – Hambrücken, Laurentius – Kronau und natürlich der Kirchenpatron von Weiher, der Heilige Nikolaus.

Über dem Torbogen der Wendelinuskapelle sind die vier Evangelisten als Symbole dargestellt, die auf eine Vision aus dem Buch des Propheten Ezechiel (1,5 ff.) zurückgehen.

Auf der linken Seite des Torbogens wird Matthäus als Mensch und Markus als Löwe dargestellt. Daneben die Mutter Gottes. In der Mitte des Torbogens ist Jesus als Opferlamm dargestellt. Rechts daneben Johannes der Täufer sowie Lukas als Stier und Johannes als Adler. Die Jahreszahl 1856 verweist auf den Baubeginn der Kapelle (siehe Foto).

Das Matthäus-Evangelium beginnt mit dem sogenannten „Geschlechtsregister“. Darum ist das Symbol für Matthäus ein Mensch oder Engel.
Das Markus-Evangelium beginnt mit der Stimme des Rufers Johannes des Täufers in der Wüste. Darum ist der Löwe das Symbol von Markus.
Das Lukas-Evangelium beginnt mit dem Opfer des Zacharias im Tempel. Das Symbol für Lukas ist deshalb der Stier.
Das Johannes-Evangelium beginnt mit dem geistigen Höhenflug des Prologs. Darum ist der Adler das Symbol des Johannes.

Auf die Evangelistensymbole sind auch die häufigen Gaststättennamen „Engel“, „Löwen“, „Ochsen“ oder „Adler“ zurückzuführen.

Anlässlich „100 Jahre Baubeginn der Wendelinuskapelle“ hat im Jahr 1956 der Kirchenmaler Eugen Heller aus Mannheim eine Renovierung der ganzen Kapelle durchgeführt.

1974 fand die nächste Restaurierung statt, die die Isolierungsarbeiten an den Außenwänden sowie einen Anstrich des Holzwerkes beinhaltete.

Im Jahr 1985 ist von der Malerfirma Bruno Deutsch aus Stettfeld eine gesamte Überarbeitung des Außenbereiches und der Raumschale vorgenommen worden.

Die Restaurierungswerkstätte Eugen Fuchs aus Horrenberg hat in den Jahren 1986 und 1987 eine umfangreiche Ausbesserung des Freskos an der Außenwand ausgeführt.

Im Jahr 2000 wurde von der Firma Leiser aus Zeutern eine umfassende Dachsanierung der Wendelinuskapelle durchgeführt, indem auf die alten Balken eine Bretterverschalung aufgebracht wurde, die eine zusätzliche Stabilisierung mit sich brachte. Um die Rundungen der Dachhaut besser ausformen zu können, wurden Turmbiberziegel in naturroter Farbe verwendet.

Nachdem diese Grundsicherung erfolgt war, konnte 2001 dann die Außen- und Innenrenovation der Wendelinuskapelle angegangen werden. Hierbei hat man auf die Fachkompetenz von Markus Knopf, einem Restaurator aus Dielheim-Balzfeld, gesetzt.

Um Kosten zu sparen, hat der Pfarrgemeinderat damals selbst Hand angelegt.

 

Ich danke allen, die mir bei meinen Recherchen geholfen haben, insbesondere dem Restaurator Markus Knopf und dem Stiftungsrat Paul Händel.“

Der Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V. dankt seinem Mitglied Emil Machauer sehr herzlich für seinen erneuten Bericht, der mit dazu beiträgt, dass wir noch mehr über unsere geliebte Wendelinuskapelle erfahren dürfen.

Quellenangaben:
Landesdenkmalamt Baden-Württemberg
Untersuchungsbericht der Firma Knopf, Dielheim-Balzfeld, von 1999
Schreiben von Anton Karcher, Graben-Neudorf, von 1941
Schreiben des Erzbischöflichen Bauamts Heidelberg von 1941

Restaurierungsbericht der Firma Eugen Fuchs, Horrenberg, von 1988
Landratsamt Karlsruhe, Untere Denkmalschutzbehörde, von 2000

 

 

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