Ein Nikolausgedicht über Zeutern und Weiher

Kindergarten Zeutern 1956
Foto: Heimatverein Ubstadt-Weiher e.V.

Unser Mitglied und Mundartbeauftragter Theodor Stengel aus Zeutern hat anlässlich des Nikolaustages ein Gedicht geschrieben, das sowohl die Welt der 50er Jahre als auch den ganz ursprünglichen Zeuterner Dialekt beschreibt.

Der Heimatverein Ubstadt-Weiher dankt Theodor Stengel sehr herzlich für dieses Gedicht, das nicht nur die Mundartwörter in Erinnerung ruft und bewahrt, sondern auch die darin beschriebene „besondere“ Verbindung zwischen Zeutern und Weiher durch den Heiligen Nikolaus zum Ausdruck bringt.

Das Bild zeigt den Besuch des Heiligen Nikolaus im Katholischen Kindergarten Sankt Josef in Zeutern mit dem kleinen Theodor Stengel im Jahr 1956. Der Nikolaus war damals Pfarrer Alfons Dischinger. Zu dieser Zeit war Schwester Canisia aus Weiher (Klara Bonert, Jahrgang 1921) Leiterin des Kindergartens Zeutern.

 

Da Bensaniggl

Wónns drauß arig schneea un goweddla dud
valieara mónicha Kinna in Zaidan iharan Mud,
wail d Weld isch uff òimol nemme ghaia
s‘kummd nemlich ball da hailich Sóngd Nikolaus vunn Weiher.

Vom Himmel hoch, des wä jo gschbunna
weil Weiher isch doch viel waidas hunna.
Un wónn se z owads vagellschdad bassa
hära se schunn sói Kett ga graißlich rassla.

Drips, draps schlaifda allamol da Schnee mid sóinan alda Schdiffl
and Hausänn rói un a ans Schdibbl.
Só hämma gmónd ä dudd sóin Grawlsack auslähra,
fóras richdich schee za bschähra.

(Hämma blòs gmónd!)

Doch obwohl ma faschd and Hòsa rabbla,
lessd däras äschd noch a lóngs, lóngs Vater Unser babbla.
Dannoch missama noch unsa Sinda baichda,
doch dónn was uns a bissl laichda.

Ä haddas gfrogd: „Ward ihr auch artig?
Seid bloß von heut‘ an nicht mehr frech und garstig!“
Sóin alda Sack wa imma noch am schdaiwa,
senn ma schunn uff da Dilbód ghundld, fó die Sachas uffzaglaiwla.

Nüsse, Äpfel, Mandelkern essen alle Kinder gern.
Dónn noch a glóis Gabätt un danket dem Herrn,
ich hab noch andere Kinder zum beschern.
Un schun wara drauß widda an da Hausähn.

Doch Gott sai Dóng da Besniggl isch dónn glai widda fódd,
uns was egal an welan Ort.
Awa gónz zum Schluss hämma doch gaglabd, mia glóna Limml,
Weiher isch hald schóins doch: Irijaz wu am Himml.

 

Übersetzung

Der Nikolaus

(in Zeutern bezeichnet man den Nikolaus als Bensaniggl)

Wenn‘s draußen viel Schnee und Schneeregen gibt
verlieren manche Kinder in Zeutern ihren Mut,
denn auf einmal ist die Welt nicht mehr geheuer
es kommt nämlich bald der Heilige Nikolaus von Weiher.

Vom Himmel hoch, das wäre ja gesponnen
denn Weiher ist doch viel weiter unten.
Und wenn sie abends verängstigt warten
hören sie schon seine Kette gar gruselich rasseln.

Drips, draps trägt er jedes Mal den Schnee mit seinen alten Stiefeln
in den Hausflur rein und auch ins Stübchen.
So meinten wir er würde seinen Krabbelsack ausleeren,
um uns richtig schön zu bescheren.

(Das meinten wir nur!)

Doch obwohl wir fast in die Hose machen,
lässt er uns zuerst noch ein ellenlanges Vater Unser aufsagen.
Danach müssen wir noch unsere Sünden beichten,
doch dann war es uns ein bisschen leichter.

Er hat uns gefragt: „Ward ihr auch artig?
Seid bloß von heute an nicht mehr frech und garstig!“.
Sein alter Sack war immer noch am stauben,
sind wir schon auf die Dielen gestiegen, um die Sachen aufzusammeln.

Nüsse, Äpfel, Mandelkern essen alle Kinder gern.
Dann noch ein kleines Gebet und danket dem Herrn,
ich habe noch andere Kinder zu bescheren.
Und schon war er wieder draußen im Hausflur.

Doch Gott-sei-Dank der Nikolaus ist dann gleich wieder fort,
uns war es egal an welchen Ort.
Aber ganz zum Schluss haben wir doch geglaubt, wir kleinen Lümmel,
Weiher ist halt scheinbar doch: Irgendwo im Himmel.

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