Zeuterner Sagen vom „Glockenbückelesgraben“

Schelmenwald
Foto: Harald Dorwarth

Wie im letzten Mitteilungsblatt angekündigt, beginnen wir heute mit unserer ersten Sage. Wir werden die Sagen jeweils so wiedergeben wie sie im Zeuterner Ortsbuch abgedruckt sind.

Eine Sage ist im Allgemeinen eine an einen Ort, eine bestimmte Zeit oder eine besondere Person gebundene Geschichte, die oftmals im Volksmund mehreren Deutungen unterliegt. Meist wird sie aber dann in einer Gemeinde in einer vorherrschenden, vereinheitlichten Version erzählt und weitergegeben. Dies gilt auch für die Zeuterner Sagen, insbesondere für die folgende vom „Gloggabiggelesgrawa“:

„Wie allerorten, so fürchtete man auch in Zeutern während des Dreißigjährigen Krieges, daß die Kirchenglocken eines Tages von den Belagerern geholt würden. Aus diesem Grunde vergruben die Einwohner bei Nacht und Nebel die Glocken im „Schelmenwald“ (Besingwald), um sie vor den plündernden Soldaten zu verbergen und zu schützen. Im Wald zwischen Zeutern und Langenbrücken, abseits in Richtung Östringen, wo heute noch ein tiefer Graben zieht, wähnte man das Heiligtum des Dorfes in Sicherheit. Einige Soldaten sollen jedoch die größte der Glocken entdeckt haben und sich auch bald einig gewesen sein, sie fortzuschleppen. Die gefundene Glocke, ihr Schicksal wohl ahnend, hub daraufhin an, in stärkeren Tönen zu klingen:

„Susanna heiß ich,
Ein Sprüchlein weiß ich.
In Zeutern bin i g’hange,
In Zeutern will i bleiben
Und alle bösen Gewitter (Geister) vertreiben.“

Bestürzt und voll Schrecken ob dieser geheimnisvollen Stimme suchten die Soldaten ihr Heil in wilder Flucht. Sie ließen die Glocken zurück, womit diese dem Dorf gerettet waren.

Ob es tatsächlich raubende und brandschatzende Soldaten waren, wie der Volksmund allgemein erzählt, oder ob es ein pfiffiger Bauer aus Langenbrücken mit seinem Pferdegespann war, wie man bisweilen auch hört, wird wohl heute nicht mehr zu klären sein; was aber blieb und an die schicksalhafte Sage der Glocken erinnert, ist der „Glockenbückelesgraben“.
(Quelle: Ortsbuch 1200 Jahre Zeutern, Eugen Hollerbach)

Auf unserer Webseite, die wir anlässlich 1250 Jahre Zeutern im Spätjahr freischalten wollen, sind dann alle Zeuterner Sagen und Geschichten mit weiteren Anmerkungen und Fotos zu finden.

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